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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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das Gemenge, aus dem Glas fabriziert wurde, bestand aus Quarzsand und Asche. Diese wurde aus Buchenstämmen in einem mühseligen Prozess gewonnen. Immer dann, wenn kein Holz zur Aschegewinnung mehr vorhanden war, zogen die Aschenbrenner weiter zum nächs ten Waldstück. Und so verlor sich die Spur ihrer Aschenbrennerfamilie von Grainet ins Nichts.
    Diese Informationen waren für Fanny nicht gerade ermutigend, allerdings konnte der Pfarrer ihr dann doch etwas weiterhelfen. Denn er war es, der die roten Perlen an ihrem Armband als Böhmische Perlen erkannte, was Fanny wieder große Hoffnung gab. Sie war immerhin auf dem richtigen Weg. Sie zog durch alle Grenzstädte zwischen Bayern und Böhmen, in denen Glas produziert wurde, zeigte jedem Glashändler ihre Zauberperlen, doch niemand hatte jemals so etwas gesehen. Bis sie dann nach über einem Jahr bei einem Glashändler endlich einen konkreten Hinweis gefunden hatte. Ein Hochzeitsbild, ein kleines Ölgemälde, auf dem die Braut eine Kette aus den gleichen, merkwürdig schillernden Perlen trug. Auf der Rückseite stand kaum lesbar hingekritzelt: »Vermählung der Aschenbrenner Rosina mit dem Clemens Koller in Grainet«. Der Ladenbesitzer erklärte ihr, dass er das Bild aus dem Nachlass der berühmten, leider erloschenen böhmischen Glasmanufakturfamilie der Poschlingers erworben hätte, und verkaufte es ihr für das wenige Geld, das sie damals gehabt hatte, allerdings musste sie ihm versprechen, dass sie jeden Freitag für sein Seelenheil beten würde. Ihre weiteren Nachforschungen ergaben, dass die letzte Tochter der Poschlingers mit einem Missionar nach Südafrika gegangen war. Diese Spur erschien ihr noch zu vage, um ihr zu folgen.
    Dann war Pater Gregor ins Kloster gekommen, ein Missionar auf der Suche nach Lehrerinnen für Afrika. Und er erkannte ihre gelben Perlen sofort als afrikanische Perlen, und er wusste auch, dass sie besonders im südlichen Afrika als Schutzperlen verwendet wurden. Gerade als Fanny ihn fragen wollte, wo genau in Afrika diese Perlen vorkämen, hatte er auf die Zauberperlen gedeutet und ihr eine weitere Spur geliefert. Die Frau eines Missionskollegen in der Nähe von Windhuk habe einen Rosenkranz besessen, in dem solche Zauberperlen schillerten. Deshalb erinnerte er sich auch an dieses besondere Stück. Danach war Fanny ganz sicher gewesen, dass sie in Deutsch-Südwest den Schlüssel zu ihrer Herkunft finden würde.
    Fanny seufzte und schüttelte ihre Erinnerungen ab. Das alles lag nun längst hinter ihr. Sie fröstelte. Mittlerweile stand die Sonne nicht mehr im Zenit, und je weiter sie abwärts wanderte, desto kühler wurde es.
    Sie stand auf, um nach Kajumba zu sehen. Das Kind lag noch auf der Liege in Ludwigs Praxis und bewegte sich im Schlaf unruhig hin und her. Fanny suchte nach einer Decke, breitete sie über dem Mädchen aus und legte ihre Hand auf dessen Stirn. Als sie die Stirn berührte, wurde das Mädchen ruhiger. Die Temperatur war deutlich gesunken, allerdings gefiel ihr der unruhige Schlaf des Kindes nicht. Sie holte sich einen Stuhl, setzte sich neben die Liege und nahm die Hand des Mädchens in ihre und spürte, dass sich die Kleine erneut beruhigte. Wie wunderschön unsere Hände zusammen aussehen, dachte sie, diese kleine schwar ze Hand in meiner weißen, fast als ob sie zusammengehörten. Sie streichelte den Handrücken des Mädchens und fragte sich, ob sie jemals am Bett einer eigenen Tochter sitzen würde. Wenn es nach Ludwig ginge, dann sicher niemals, aber das lag weder in ihrer noch in seiner Hand. Wie sähe ihre Tochter wohl aus? Sie müsste in jedem Fall Charlotte heißen. Fanny begann ein Lied zu summen, sie hätte nicht sagen können, woher sie es kannte, aber sie spürte, wie sich Kajumbas Hand mehr und mehr entspannte und ihre schließlich ganz losließ.
    Sie holte noch eine zweite Decke für das Mädchen, denn es war nun deutlich kälter geworden. Als sie die Decke fest um den Körper des Mädchens gesteckt hatte, hörte sie Schritte hinter sich und drehte sich erschrocken um. Freude und Erleichterung überkamen sie. John.

15
    E s geht ihr gut«, flüsterte Fanny und lächelte John beruhigend zu.
    »Daran hatte ich nicht den mindesten Zweifel. Ich bin aus einem anderen Grund gekommen.« Er seufzte, als ob er nicht wüsste, wie er es ihr sagen sollte.
    Fanny wunderte sich über Johns Herumgedruckse. »Ist etwas mit meinem Mann?«, fragte sie besorgt.
    John schüttelte den Kopf. Dann gab er sich einen Ruck.

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