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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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verbrannt hätte.
    »Der Tee …«, sagte sie und musste sich räuspern. »Mein Tee wartet schon.«
    »Er wird Ihnen guttun.« John nickte ihr zu und verließ die Praxis.
    Fanny sah noch einmal nach dem Mädchen, das nun ruhig und fest schlief, räumte die Praxis auf und lief hinüber zur Veranda.
    Sie setzte sich auf einen der Korbstühle und trank hastig den Tee, den ihr Grace eingeschenkt hatte. Sie sah über die Veranda in die Ferne.
    Charlotte, dachte sie, was du wohl dazu sagen würdest? Sie sog die warme Luft ein, die hier draußen trocken und staubig war und einen leichten, süßen Honigduft verbreitete. Grace und Martha starrten neugierig zu ihr hin, und als Fanny das bemerkte, strich sie die feuchten Haarkringel, die sich während der kleinen Operation aus ihrem Knoten gelöst hatten, zurück und winkte die beiden zu sich. »Was gibt es denn? Warum starrt ihr mich so an?«
    »Nichts«, sagte Grace.
    »Unsere Missi hat Kind gesund gezaubert«, stellte Martha in einem Ton fest, den Fanny nicht einordnen konnte.
    »Unsinn, ich habe nur ein bisschen Medizin auf den kranken Fuß gegeben.«
    »Wir haben alles gesehen durch Fenster«, ließ sich Grace vernehmen. »Missi ist besserer Medizinmann als Mister.«
    Fanny wurde es kalt. Auf keinen Fall durfte Ludwig dieses Gerede zu hören bekommen.
    »Das ist Unsinn, und das wisst ihr auch. Krankheiten werden Menschen weder angehext noch weggehext. Sie entstehen durch Bakterien oder mangelnde Hygiene. Habt ihr den Biltong , mit dem wir vorhin angefangen haben, fertig zubereitet und aufgehängt?«
    Die beiden sahen sie mit großen Augen an. Fanny klatschte in die Hände. »Los, los, dann nichts wie an die Arbeit. Und wascht vorher eure Hände.«
    Sie lehnte sich so fest zurück, dass der Korbstuhl knarzte, und nahm ihr Perlenarmband in die Hand. Beinahe hätte sie John vorhin ihre wahre Identität verraten. Gott sei Dank hatte sie noch rechtzeitig den Mund gehalten.
    Jetzt, nachdem sie vom Kloster gesprochen hatte, erinnerte sie sich wieder ganz genau, wie sie dort die Perlen entdeckt hatte, die genauso wie ihre Zauberperlen aussa hen. Sie seufzte, denn es war die erste Spur gewesen, der sie Perle für Perle gefolgt war und die sie schließlich bis hierher in dieses weite, warme Land geführt hatte. Sie schloss die Augen und sah alles so deutlich vor sich, als ob es erst gestern gewesen wäre.

14
    E s war in dem Jahr, als sie vierzehn Jahre alt wurde, mitten im Winter, in der Woche vor Heiligabend. Der Schnee war früher als sonst gefallen und zu eisigen Skulpturen im Klostergarten gefroren. Fanny schauderte bei der Erinnerung daran und genoss die Mittagssonne, die hier auf der Veranda ihre Haut wärmte, noch mehr als sonst.
    In diesem Winter waren Beerdigungen fast schon an der Tagesordnung gewesen, und Fanny hatte sich immer angemessen ruhig und würdevoll verhalten. Doch an jenem Morgen wurde sie von Schluchzen geschüttelt, denn sie mussten Schwester Lioba zu Grabe tragen. Sie war die Einzige gewesen, die jemals ein paar freundliche Worte für Fanny übrig gehabt hatte. Fannys Weinen vermischte sich mit der sehr langen Ansprache, mit der Seraphina ihre Mitschwestern quälte. Und manchmal war Fannys Klagen sogar lauter als Seraphinas Lobpreisungen des Herrn. Sofort nach der Trauerfeier wurde Fanny zur Oberin gerufen und schwer gerügt. Ob sie mit ihrem Geheule Gottes wei se Voraussicht infrage stellen wollte? Lioba war alt und krank gewesen, doch ganz offensichtlich sei Franziska nicht damit einverstanden, dass Gott, der Herr, seine Dienerin Lioba zu sich ins ewige Licht bestellt hätte.
    Für diesen Ungehorsam wurde Fanny in eine der Seitenkapellen gesperrt, mit dem Auftrag, den steinernen Boden sowie alle Reliquien und Schenkungen an das Kloster für die heilige Christmette zu putzen und erst dann herauszukommen, wenn alles glänzt.
    In der Seitenkapelle war es so kalt, dass sich das Altarkreuz mit Raureif überzog, wenn Fanny, die es leise betend mit einem nassen Lappen putzte, es nicht schnell genug wieder trocken rieb. Ihre Füße waren wie erstarrt, und vom Steinboden zog es frostig unter ihre Kutte. Sie hatte schon unzählige Abendmahlpokale und Kreuze blank geputzt, als sie ganz hinten im Regal einen Perlen-Rosenkranz entdeckte, der merkwürdig schimmerte.
    Eine Gänsehaut überzog ihren Körper, und diesmal war nicht die Kälte schuld. Alle Haare stellten sich ihr auf. Unwillkürlich sah sie zur Tür, sie spürte instinktiv, dass Seraphina alles tun würde,

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