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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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verwickelt. Sie tastete nach ihrem Armband. Unsinn. Sie hatte niemanden ermordet.
    Dein Fehler, ein schwerer Fehler, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf, er wird wiederkommen, und dann wird er sich rächen. Verdammt, dachte Fanny, verdammt. Sie starrte auf den Revolver. Sie musste ihn wieder verstecken, damit kein anderer auf die Idee käme, ihn zu benutzen.
    »Wir müssen Ihren Arm endlich anständig richten.« John war auf der Veranda angelangt. »Kommen Sie.« Er half ihr beim Aufstehen, als wäre sie eine zerbrechliche Kostbarkeit und keine Furie, die beinah einen Mann erschossen hätte, und Fanny merkte, wie sie plötzlich am ganzen Körper zu zittern begann.
    In Ludwigs Praxis wartete Grace trotz ihres verquolle nen Gesichts schon mit warmem Wasser und sauberen Lap pen. Sie half ihr, den Arm zu waschen, und sah Fanny dabei immer wieder von der Seite an, als könnte sie nicht glauben, was Fanny getan hatte.
    Als der Arm endlich geschient war, hatte Fanny nur noch den Wunsch, sich ins Bett zu legen und zu schlafen. Aber zuerst musste sie noch nach Martha schauen und sich vergewissern, dass Grace keine weiteren Verletzungen von Hermann davongetragen hatte. Zusammen mit John desinfizierte sie die Wunden von Martha und verabreichte ihr Opium gegen die Schmerzen. Grace beteuerte, dass es ihr gut ginge, und wollte sich nicht von Fanny untersuchen lassen. Sie ließ sie lediglich ihr Gesicht näher betrachten. Während sie die beiden versorgten, fragte Fanny John nach Kajumba und den Herero-Männern.
    »Sie sind nur gekommen, um nach Kajumba zu sehen, und weil es ihr so viel besser ging, haben sie sie mitgenommen. Der Häuptling lässt Ihnen seinen Dank ausrichten dafür, dass Sie Kajumba gesund gemacht haben.«
    Während John ihr das erzählte, wich er ihrem Blick aus, und Fanny beschlich das Gefühl, dass er ihr eigentlich etwas ganz anderes sagen wollte.
    »Wir sollten endlich etwas essen«, schlug sie vor. John zögerte, aber Fanny verdrehte nur die Augen. »Was kann das denn jetzt noch schaden?«, fügte sie hinzu, und John ergab sich mit einem Schulterzucken.
    Zach brachte ihnen einen Imbiss aus Brot, Biltong und Tee. Zuerst dachte Fanny, sie bekäme keinen Bissen herunter, aber dann beobachtete sie sich selbst dabei, wie sie Brot und Fleisch in sich hineinschlang, als wäre sie kurz vorm Verhungern. Erst als sie bemerkte, dass John nichts zu sich nahm, hielt sie inne.
    »John, warum essen Sie nicht?«
    Statt einer Antwort sah er sie mit großen Augen an.
    »Wir können doch nicht ändern, was passiert ist«, sagte sie. »Das haben Sie doch zu mir gesagt, also können wir doch jetzt wenigstens etwas essen.«
    John stand auf und begann auf der Veranda hin und her zu gehen. »All diese Vorkommnisse sind meine Schuld, ich hätte niemals die Farm verlassen dürfen, und schon gar nicht mit Ihnen zusammen, das war unverantwortlich und hat nicht nur ein Rad zerbrochen, sondern auch noch ein Pferd das Leben gekostet.«
    Das tote Pferd hatte Fanny nach allem, was passiert war, schon wieder vergessen. Bekümmert schüttelte sie den Kopf. »Das war mein Fehler.«
    John stand auf. »Nein, nein. Sie wissen nicht so viel über dieses Land wie ich. Ich hätte niemals riskieren dürfen, mit Ihnen allein in die Dunkelheit zu kommen. Außerdem hätte ich einen Stellvertreter bestimmen müssen. Ich werde kündigen und gehen, nachdem Ihr Mann zurückgekehrt ist.«
    Fanny wurde ganz flau bei dem Gedanken, dass John nicht mehr hier auf der Farm arbeiten würde. Das wollte sie auf keinen Fall. Es musste noch einen anderen Weg geben.
    »Aber wir können alles erklären, wir haben uns nichts vorzuwerfen. Es gibt also keinen Grund wegzulaufen. Weg gehen könnte man als Schuldeingeständnis auffassen.«
    John lächelte traurig. »Da mögen Sie recht haben, aber ich rede nicht von dem, was zwischen uns vorgefallen ist. Ich bin immerhin der Verwalter dieses Anwesens, und wenn hier ungehindert Fremde hereinkommen können, sei es Hermann oder dieser Herero-Clan, der sich wie ein Heuschreckenschwarm über die Vorratskammer hergemacht hat, dann habe ich versagt. Und das wird Ludwig niemals auf sich beruhen lassen. Ich muss gehen, sobald er wieder hier ist.«
    Fanny fühlte sich, als würde er ihr den Boden unter den Füßen wegziehen. Wenn John hier nicht mehr arbeitete, dann würde sie ihn nie wiedersehen.
    »Ich kenne Ludwig, das tote Pferd wird ihn mehr aufbringen als alles andere, deshalb muss ich einen Ersatz besorgen, bevor er wieder hier

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