Der Duft Der Wüstenrose
als ich nicht zurückkam. Schließlich hat er ein Auge auf dich geworfen, Grace, stimmt das?«
Die beiden Frauen sahen sie stumm an. Schließlich nickte Grace. Mit zornesbebender Stimme fuhr Fanny fort. »Martha hat sich zwischen euch geworfen oder sonst wie versucht, dir zu helfen. Das war für ihn ein guter Grund, Martha auszupeitschen, und danach hat er sich dann trotzdem genommen, was er wollte. War es so?«
»Ja«, flüsterte eine Stimme hinter ihr. Erschrocken fuhr sie zusammen und drehte sich um. Es war Zach, der sich hereingeschlichen hatte.
»Und wo warst du in der Zeit?«, fragte Fanny, blitzte ihn zornig an und schämte sich sofort. Als ob er gegen Hermann eine Chance gehabt hätte
»Ich habe mich um Kajumba gekümmert.« Zach stotterte und sah verlegen zu Boden. »Nachdem Sie weg waren, Klei ne ist wieder heiß geworden, hab ihr die Waden gekühlt, wie Sie gesagt hatten. Dann ich bin eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als Kajumbas Verwandte gekommen.«
In Fanny tobte ein derart wütender Sturm, Hass auf Hermann, Zorn auf sich selbst, weil sie so unglaublich dumm gewesen war und die Farm, das kleine Mädchen und ihre Leute schutzlos zurückgelassen hatte.
Sie hatte das Gefühl, platzen zu müssen, der Schmerz in ihrem Arm war kaum noch zu spüren. Sie drehte sich auf dem Absatz um und stürmte nach draußen zu Hermann, um ihn zur Rede zu stellen. Die Sklaverei war abgeschafft, aber er verhielt sich wie der schlimmste Sklaventreiber. Was für ein widerwärtiger Mensch!
»Hermann!«, brüllte sie quer über die Veranda.
Hermann kam auf sie zu. »Charlotte, du siehst keinen Deut besser als eben gerade.«
Fanny schoss die Wut in den Kopf. Was nahm sich dieser Kerl heraus! »Wie auch?«, fuhr sie ihn an. »Sie haben meine Dienstboten so geschändet, dass sie nicht arbeiten können. Was fällt Ihnen ein? Was glauben Sie, wer Sie sind? Wer gibt Ihnen das Recht, sich hier so zu benehmen? Verlassen Sie sofort dieses Haus, und kommen Sie niemals mehr wieder.«
Fannys Herz raste, durch ihre Adern brauste ein wilder Sturm von Abscheu, doch Hermann schien vollkommen unbeeindruckt. Sein dicklippiger Mund verzog sich zu einem ironischen Lächeln.
»Gnädigste, du bist nicht in der Position, mir Anweisungen zu erteilen. Davon abgesehen, dass dein Mann sich für meinen besten Freund hält und mir bedingungslos vertraut, hast du keinerlei Recht, mir auch nur einen Guten Morgen zu wünschen.« Er kam näher, seine Stimme wurde zu einem Zischen. »Ich weiß genau, dass du nicht die bist, für die du dich hier ausgibst. Charlotte von Gehring hatte ein deutsches Gesicht mit blauen Augen wie eine Schneeköni gin, und ihre Hüften waren dreimal gebärfreudiger, als deine es sind.« Er schmatzte genießerisch, als er mit seinem Blick Fannys Körper ablutschte. »Und was wird mein Freund Ludwig erst dazu sagen, wenn er hört, was sich hier in seiner Abwesenheit für Orgien abspielen – Orgien an Verschwendung. Ludwig würde niemals seine Medikamente an Kafferngören vergeuden. Und dann verbringt seine ihm vor Gott angetraute Ehefrau eine orgiastische Nacht mit dem Bastard von Verwalter irgendwo in der Wüste und scheut sich nicht, in so einem Zustand zurückzukehren … Nun, ich hätte doch angenommen, das würde deinen Ton ein wenig dämpfen.«
Fanny sah rote Punkte vor ihren Augen. Was fiel diesem elenden Kerl ein? Neben ihm war Seraphina ein edler und reiner Engel.
»Verschwinden Sie auf der Stelle!«
Hermann lächelte noch breiter und kam Fanny so nahe, dass sie ihn wieder riechen musste. »Ich denke gar nicht daran! Diese stinkende Hottentottin war nur ein höchst unzureichender Vorgeschmack auf deinen weißen Leib, auf den ich schon seit Wochen warte.«
Er kam noch näher und streichelte über Fannys Hals. Erst jetzt wurde ihr klar, mit welchen erpresserischen Hintergedanken Hermann ihr, Ludwigs Abwesenheit ausnutzend, gestern einen Besuch hatte abstatten wollen. Johns Auftauchen hatte sie vor dem bewahrt, was Grace an ihrer statt hatte über sich ergehen lassen müssen. Fanny versteifte sich und überlegte verzweifelt, was sie tun konnte, während Hermann weitersprach.
»Ich empfehle dir, dich von deiner anschmiegsamsten Seite zu zeigen, sonst bin ich gezwungen, all das meinem armen Freund Ludwig zu erzählen.«
Genug! Fanny stieß ihn mit der rechten Hand von sich und rannte wie von Furien getrieben ins Haus. Sie brauchte den Revolver, den ihr Ludwig zur Verteidigung gegeben hatte. Er hatte sicher
Weitere Kostenlose Bücher