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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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gefiel. Er war grob und quetschte ihren verletzten Arm. Fanny wollte ihm nicht die Genugtuung geben, sie leiden zu sehen, und beherrschte sich. Was zum Teufel fiel diesem Mann ein! Sein Geruch nach Zigarren, Schweiß und frischem Blut verursachte ihr Übelkeit.
    »Vorsicht, der Arm von Frau Falkenhagen ist gebrochen!«, ließ sich John mit angespannter Stimme vernehmen, während er auf sie zugeeilt kam. Fanny hätte zu gern gewusst, was in ihm vorging. Doch sie war so in Panik wegen Ludwig, dass all ihre Gedanken verzweifelt um die Frage kreisten, wie sie Hermann loswerden konnte.
    Dieser würdigte John keines Blickes und führte sie die Stufen zur Veranda hoch. Hilfe suchend blickte Fanny über ihre Schulter, doch John war wieder aufgesessen und galoppierte zu den Herero-Männern hinüber. Sie versuchte, sich aus Hermanns Klammergriff zu lösen, aber sie war zu schwach.
    »Gnädigste, ich bin sicher, meinem Freund Ludwig würde das hier alles ganz und gar nicht gefallen.« Hermann blieb unvermittelt stehen, legte ihr die Hand unter das Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Aber davon braucht er nie etwas zu erfahren …«, fügte er in zweideutigem Tonfall hinzu.
    Fanny machte sich von ihm frei. »Hermann, vielen Dank für Ihre Hilfe. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, hatte ich einen Unfall. Der Arm muss versorgt werden, ich muss mich umziehen, habe Hunger und sterbe bald vor Durst. Geben Sie mir eine halbe Stunde, dann stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Bitte machen Sie es sich in der Zwischenzeit hier auf der Veranda bequem.«
    Sie lief los und hoffte, dass er nicht auch noch so dreist wäre und ihr weiter folgen würde. Auf dem Weg zum Schlafzimmer rief sie immer wieder nach Grace und Martha. Nichts rührte sich. Wo waren nur alle? Wie sollte sie sich ohne Hilfe ausziehen, waschen und den Arm versorgen?
    Sie konnte nicht einmal die volle Porzellan-Wasserkanne hochheben mit nur einem Arm. Mit einem Blick auf die Veranda vergewisserte sie sich, dass Hermann noch dort saß, und schlich sich zum Waschen in die Küche.
    Das Schluchzen war so heftig, dass Fanny es schon hörte, bevor sie in der Küche angelangt war. Sofort dachte sie an das kranke Mädchen – weinten sie vielleicht, weil es gestorben war? Gestorben, weil sie es im Stich gelassen hatte und ins Blaue gefahren war.
    Seraphina drängte sich ungebeten in ihre Gedanken, Kajumba war tot, nur weil Fanny teuflischem Müßiggang gefrönt hatte. Nein, sie glaubte nicht an einen Gott, der ein Kind sterben ließ, nur um sie zu bestrafen!
    Ihr war entsetzlich elend, als sie endlich die Tür öffnete, doch das Bild, was sich ihr bot, war noch tausendfach schlimmer als alles, was sie sich ausgemalt hatte.
    Grace stand mit verquollenem Gesicht vor einem Hocker, auf dem Martha mit gesenktem Kopf saß. Marthas Kleid war am Rücken zerfetzt. Fanny trat näher und betrachtete fassungslos, was sie da sah. Die Haut war aufgeplatzt und zerschnitten, Stofffetzen waren tief in das offene Fleisch eingedrungen. Jemand hatte Martha mit einer Peitsche bearbeitet.
    »Wer war das?«, fragte Fanny, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Martha und Grace wandten ihre Gesichter Fanny zu und starrten sie an, als wäre sie ein Geist. Aber was Fanny mehr als alles andere entsetzte, war der dumpfe, hoffnungslose Blick, der in ihren Augen lag. Fanny ging trotz ihrer Schmerzen neben Martha in die Hocke.
    »Was ist mit euch geschehen?«
    Martha wandte ihre Augen ab. Fanny stand auf und wandte sich an Grace. »Bitte, was ist hier passiert?« Jetzt erst bemerkte sie, dass auch Grace’ Kleidung in völliger Unordnung war, und wo ihre Haut hindurchschimmerte, war sie übersät von blutigen Kratzern und Schrammen.
    Fanny erinnerte sich an das blaue Auge von Hermann, und sie begann zu ahnen, was sich ereignet hatte, während sie nichts Besseres zu tun gehabt hatte, als mit John eine Spazierfahrt zu machen.
    Sie sah von Grace zu Martha, und dann war sie sicher. »Wann ist Hermann Sichel hier angekommen?«
    Niemand antwortete. Fanny verstand sie nur allzu gut. Warum sollten sie sich ihr, der weißen Frau, die sie im Stich gelassen und diesem brutalen Widerling ausgeliefert hatte, anvertrauen?
    »Sagt mir, wenn ich mich irre«, begann sie, und ihr Hals war wie zugeschnürt von Mitgefühl. »Hermann ist schon gestern Abend gekommen, kurz bevor die Nacht hereinbrach, und wollte mich besuchen. Er hat auf mich gewartet, dabei unseren Wein getrunken und sich immer mehr darüber geärgert,

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