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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Knie wurden weich, denn da drüben in einem mit grünem Chintz bezogenen Sessel lehnte lässig Alexander, die langen Beine übereinandergeschlagen, und rauchte eine Zigarette.
    Barbara wurde prompt rot, überhörte Rosalies: Hallo Sascha, wir haben dich gestern vermisst, und murmelte etwas von überheizten Räumen.
    »Es ist nicht geheizt, Sascha. Mon dieu! Das ist dein jugendliches Feuer – bei mir nennt man das leider aufsteigende Hitze.«
    Barbara ließ Rosalie stehen und huschte an die Bar, aber sie schaffte es nicht ganz, Alexander hatte sie gesehen und winkte. Sie nickte ihm zu und schwang sich auf den Barhocker, lächelte nach links und rechts und bestellte Wodka Lemon.«
    »Dieses scharfe Zeug«, brummte Luigi. »Du bist der Einzige außer Alexander, der das trinkt, weißt du das?«
    »So? Nein, das wusste ich nicht.« Sie kippte das Zeug und schüttelte sich. »Noch einen.«
    »Natürlich, man muss seinen Clubbeitrag ja absaufen.« Luigi schenkte ihr ein. Dieter rutschte neben sie. »Hallo Sascha. Ich habe nächste Woche einen Zahnarzttermin.«
    »Was hast du?«, fragte sie irritiert. Sie sah Luigi an. »Alexander ist ja so allein. Ist Joachim nicht da?«
    »Nein, der ist auf einem Kongress in München.«
    »Ach!« Barbara musste erst einmal verdauen, dass es überhaupt keine Ausrede gewesen war.
    »Beim Friseur habe ich mich auch angemeldet«, kam es von Dieter.
    »Schön für dich. – Dann sieht Markus wohl Chancen?«, spöttelte sie, wieder an Luigi gewandt.
    Luigi schüttelte den Kopf. »Der ist heute schon abgeblitzt.«
    Barbara trank den zweiten Wodka und merkte, wie er ihr zu Kopf stieg. Etwas verzögert kam ihr auch die Erinnerung an den armen Dieter. Sie wandte sich ihm zu: »Einen schicken Pulli hast du heute an.« Dieter strahlte.
    Nach einer Weile blinzelte Barbara zu dem grünen Sessel hinüber. Er war leer. Es wäre zu auffällig gewesen, sich jetzt im ganzen Raum nach Alexander umzuschauen, daher plauderte sie weiter mit Dieter, der das sichtlich genoss.
    ***
    Alexander hatte einen Gang auf die Toilette vorgetäuscht, war dann aber in die Garderobe nebenan gegangen, dort hing Barbaras Lederjacke. Rasch tastete er sie ab, griff in alle Taschen. Nichts. Nicht einmal ein Taschentuch oder ein Autoschlüssel.
    Am Tag nach Joachims Münchenreise war Alexander hinausgefahren nach Hamburg-Duvenstedt. Die kleine Straße hatte er gefunden, aber die Hausnummer 108, die Sascha im Mitgliedsantrag angegeben hatte, gab es überhaupt nicht. Ebenso wenig hatte er im Telefonbuch einen Sascha Felgentreu gefunden. Sascha hatte also falsche Angaben im Antrag gemacht. Weshalb? Alexander hätte es Rosalie sagen können, dann wäre Sascha aus dem Club geflogen, aber er wollte noch warten, wollte selbst hinter Saschas Geheimnis kommen.
    Da fühlte er einen Gegenstand im Innenfutter, etwas wie ein Bleistift oder ein Kugelschreiber, er verbarg sich in einer Stofffalte der Innentasche. Alexander griff hinein. Mit ungläubigem Erstaunen zog er einen Tampon heraus. Er starrte ihn an, dann steckte er ihn schnell in die Hosentasche und sah in den Garderobenspiegel. Niemand war außer ihm hier.
    Was tut ein Mann mit einem Tampon?
, überlegte er. Ein Lächeln legte sich über sein Gesicht. Kleine perverse Spielchen fielen ihm dazu ein, vielleicht stand Sascha auf so etwas. Aber im Grunde fand er es ekelhaft.
    Er ging wieder zurück in den Clubraum, die Hand in der Hosentasche fest um das scheußliche Ding geschlossen. Zum Glück war es von Zellophanpapier umhüllt. Er schlenderte zum anderen Ende der Bar und begann mit Markus zu flirten, der zufällig auch dort saß. Dabei hatte er Barbara, die sich dem armen Dieter widmete, genau im Blick. Während Alexander mit Markus witzelte, beobachtete er sie scharf. Und plötzlich kam es über ihn wie ein Blitz. Ein Gedanke nur, eigentlich völlig absurd, und wenn es so wäre, ungeheuerlich. Und doch! Es würde einiges erklären.
    Barbara spürte, wie Alexander sie beobachtete, und war kaum noch in der Lage, Dieter zuzuhören, der glaubte, in Barbara endlich einen neuen Freund gefunden zu haben. Manchmal traf sich ihr Blick mit dem Alexanders, er sah dann schnell weg, das alte kokette Spiel, aber es war unverkennbar. Sie wurde unruhig. Wollte er etwa mit ihr flirten? Aber er tändelte mit Markus herum.
    Jetzt stand Alexander auf, nahm sein Glas mit und glitt sehr dicht an Barbara vorbei. »Guten Abend, Sascha, unterhältst du dich gut?«
    Seine Stimme ging durch sie hindurch wie

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