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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Platz verheißungsvoll in der Mitte des Raumes ein und klatschte in die Hände. »Überraschung, Überraschung!« Sie bedeutete Luigi, die Musik leiser zu machen. »Ich hoffe, ihr seid alle in Stimmung?«
    Das fröhliche Echo bestätigte dies. Rosalie zupfte umständlich ihre Rüschen zurecht, um die Spannung zu steigern. »Ich habe beschlossen, heute Abend unser beliebtes Pfänderspiel zu veranstalten – ihr wisst, worum es geht.«
    Dieses Gesellschaftsspiel wurde eigentlich – aus unerfindlichen Gründen – nur im Winter gespielt, stieß aber auch in der letzten Augustwoche auf Begeisterung. Die Regeln waren bekannt: Alle saßen im Kreis, einer drehte die Flasche, und auf wen die Öffnung wies, der musste tun, was befohlen wurde oder etwas ablegen, das er am Körper trug.
    Sofort redeten alle durcheinander, Rosalie hob beide Arme. »Ruhe, Jungs! Ich hoffe, ihr habt alle frische Unterwäsche angezogen und keine Löcher in den Socken?«
    Luigi steuerte eine leere Sektflasche bei, Tische wurden beiseite gerückt, die Sessel zu einem Kreis zusammengestellt. Inmitten der fröhlichen Stimmung saß allein Barbara blass und steif in ihrem Sessel.
    »Komm!«, ermunterte Alexander sie, während er seinen Sessel stemmte. »Seien wir keine Spielverderber. Mir gefällt das auch nicht besonders, aber von Zeit zu Zeit bekommt Rosalie ihre Einfälle, und wir müssen uns wie die kleinen Kinder benehmen.«
    Barbara erhob sich zögernd.
    »Nimm deinen Sessel mit, Sascha. Ich weiß schon, wie das ausgeht. Markus besticht die Leute, und von zehn Fällen zeigt die Flasche acht Mal auf mich. Dann verlangen sie hundert Küsse oder andere kindische Sachen, da ziehe ich doch lieber meine Socken aus.«
    »Wie weit geht es?«, fragte Barbara, während sie den schweren Sessel unter Schwierigkeiten hochwuchtete. Sie ließ ihn wieder fallen und entschloss sich, ihn über den Teppich zu schieben.
    »Bis einer nackt ist.« Alexander sah ihr forschend in das blasse Gesicht. »Du wirst doch nicht etwa blind davon?«
    Barbara lachte verkrampft und ließ sich in der Runde nieder, wo in Vorfreude auf das Geschehen bereits Witze von Mund zu Mund flogen.
    Rosalie stellte sich in die Mitte. »Ich fange an.«
    »Mein Gott, Rosie hat sich in weiser Voraussicht gleich drei Kleider übereinander angezogen«, rief Fred.
    »Und ihren künstlichen Busen hat sie auch noch.«
    »Darf man auch sein Gebiss ablegen?«, fragte ein anderer.
    Markus zeigte seine Hände. »Ich habe sechs Ringe, auf meinen Body könnt ihr lange warten.«
    Rosalie drehte, und die Flasche zeigte auf Luigi. »Auf allen vieren kriechen und wie ein Hund bellen!«
    Das war harmlos, aber Luigi schien gern einmal was von sich herzuzeigen. Er legte seine Weste ab und war der erste mit nacktem Oberkörper. Er drehte die Flasche, sie wies auf Dieter. »Jedem in der Runde einen Kuss geben.«
    Dieter grinste, die anderen machten tapfere Gesichter. Natürlich legte Dieter nichts ab. Nachdem er gedreht hatte, zeigte die Öffnung auf Barbara. Sie hatte schon die ganze Zeit wie hypnotisiert auf die Flasche gestarrt. »Auf einem Bein hüpfen und zehnmal rufen: Ich will Rosalie bumsen.«
    Barbara sah Alexander an, der zuckte die Schultern. Albern, aber so what! »He Sascha!«, rief Rosalie, während Barbara hüpfte, »soll das etwa bei einer Absichtserklärung bleiben? Wie langweilig!«
    Barbara drehte, diesmal zeigte die Flasche auf Sigi, den Schnauzbärtigen. »Einen Wirtinnenvers singen.«
    Sigi räusperte sich. Er zeigte seinen voluminösen schwarz behaarten Bauch nicht gern, aber er konnte auch nicht singen. Er zog einen Schuh aus.
    Sigis Flasche zeigte auf Fred. »Eine ganze Flasche Sekt auf ex austrinken.«
    Fred nickte, und Luigi lief, um eine zu holen.
    Fred schaffte nur die halbe Flasche, kam ins Husten und zog ebenfalls einen Schuh aus.
    Als Nächstes war wieder Barbara dran. »Selber einen Wirtinnenvers singen«, grinste Fred.
    Barbara lächelte. »Na und?« Sie erhob sich und sang mit ihrer Altstimme: »Frau Wirtin hatte auch einen Knecht, dem waren junge Männer recht. Er legt sich in die Wicken, sie mussten ihn dort – trösten.«
    Alle lachten. »Das gilt nicht. Ausziehen! Ausziehen!«
    Barbara zog einen Schuh aus und sah auf die Uhr. Kurz vor elf.
    Sie schaffte es, dass die Flasche auf Alexander zeigte. »In Rosalies Kleidern und ihren Hochhackigen einen Stepptanz machen.«
    »Oh ja!«, riefen alle. Alexander streifte Barbara mit einem merkwürdigen Blick, Zorn und Verachtung lagen

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