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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Der Einzige, der ihr Freund sein wollte, war Jan, ein Hetero, und auch der würde ihr Freund nicht sein wollen, wenn sie schon dreiundvierzig wäre.
    »Ich habe das noch nie so gesehen«, gab Barbara zu. »Es klingt sehr zynisch. Wäre vielleicht alles viel besser, wenn dieser Sex nicht wäre.«
    Erich schüttelte den Kopf. »Wenn ich mir vorstelle, Karl-Heinz und ich hätten platonisch gelebt – er war so süß. Als wir uns kennenlernten, war er fünfundzwanzig, ich stand auf der Bühne, er saß im Publikum. Er hatte ein abgebrochenes Studium, wenig Geld und eine winzige Wohnung. Natürlich zog er zu mir, ich kam für alles auf.« Erich schob sich die dritte Praline in den Mund. »Ich habe ihn ausgehalten, ja, so heißt das wohl. Ich habe für seinen Körper bezahlt, für seine Jugend. Am Ende war es keine Liebe, nur Sex, das stimmt schon, aber wozu hat man sonst eine Beziehung? Dieser verdammte Sex ist es, der mir Energie gegeben hat, wenn ich auf der Bühne stand, er ließ mich leben, wirklich leben. Mein Gott, Sascha, warum erzähle ich dir das alles?«
    »Vielleicht, weil ich dir zuhöre, Erich.«
    ***
    Von dem Besuch bei Erich kam Barbara deprimierter nach Hause, als es Erich augenblicklich selber war. Ob Alexander und Joachim einmal die gleichen Probleme haben würden? Kaum vorstellbar. Wie ein Windhauch streifte sie jäh der Wunsch nach Zärtlichkeit. Nach Alexanders Wärme, seinen Lippen, seinen Händen und nach Worten, die er nie sprechen würde. Sie schüttelte sich. Vorsicht, Barbara, solche Träume führen zu nichts, sie machen dich nur verletzlich, und am Ende fällst du tiefer als Erich Blume. Sehne dich nicht nach Alexanders Liebe, die du nie erringen wirst. Sei Alexander!
    Spontan rief Barbara Stephan an, er war noch nicht zu Hause. Sie erreichte ihn bei Kai, und das verstimmte sie, weil Stephan nicht gegangen war, als sie gegangen war. Stephan kam an den Apparat. »Sascha?«
    »Ich habe Lust, dir den Arsch zu versengen. Kommst du?«
    Auf der anderen Seite war es einen Moment still. Dann hörte sie ihn heiser antworten: »Ich bin gleich bei dir.«
    »Hast du vergessen, welche Anrede du mir schuldest?«
    »Mein Herr und Meister«, ergänzte er devot.
    Irgendwer im Hintergrund kicherte.
    Eine halbe Stunde später klingelte Stephan bei Barbara. Seinen Wagen hatte er folgsam ein paar Straßen weiter geparkt. Es war erst halb zwölf, um diese Zeit waren noch etliche Fenster hell und Leute unterwegs, die ihren Hund spazieren führten.
    Stephan hatte kaum die Tür hinter sich geschlossen, da fuhr ihm gleich die Peitsche an die Beine. »Du wagst es, bekleidet zu erscheinen? Zieh dich sofort aus, und dann hinauf auf deinen Platz! Auf allen vieren wirst du hinaufkriechen wie ein Hund.«
    Stephan kroch die Stufen hinauf, Barbara folgte ihm, genoss seinen nackten Hintern, trieb ihn mit rohen Worten an und peitschte ihn. Auf dem Boden gab sie ihm einen Tritt, und Stephan taumelte auf die Couch.
    Barbara zündete sich mit zitternden Fingern eine Zigarette an. Dort, wo die feinen blonden Härchen endeten, stieß sie das brennende Ende hinein. Stephan brüllte und krallte seine Finger in den Bezugsstoff der Couch.
    Vielleicht war das mehr als er aushält
, überlegte sie kurz.
Aber diese Zuckungen sind so unglaublich geil, ich kann nicht aufhören, kann einfach nicht! Er darf jetzt nur nicht umkippen.
    Stephan zitterte. Barbara durfte ihn nicht fragen, wie er sich fühlte, sie musste weiterhin den Herrn spielen, einen sehr grausamen Herrn. Sie hatten niemals ein Codewort ausgemacht. Ein Codewort war wie ein Netz, das den fallenden Artisten auffing, aber dieses Stück musste ohne Netz gespielt werden, sonst war es eine blasse Komödie.
    Nervös zog sie an der Zigarette, etwas Asche fiel hinab.
    »Du bist heute so grausam, Meister«, wimmerte Stephan. »Du wirst sie mir doch nicht ganz reinstecken? Nein! Das kannst du nicht tun, du wirst Erbarmen haben, nicht wahr? Meister?«
    Barbara fühlte, wie sie förmlich explodierte. Ungewollt stieß sie einen leise gurgelnden Schrei aus. Stephan wollte es! Er hatte darum gebeten! Sie schob ihm die brennende Zigarette langsam in das Loch, damit sie nicht zu schnell ausging. Er schrie wie ein Tier, und sie kam, kam! Sie presste sich die Hände zwischen die Schenkel und schrie mit ihm gemeinsam. Dann sank sie neben der Couch zu Boden, eine Hand griff ihr in den Nacken. »Danke Sascha«, hörte sie Stephan flüstern. »Danke, dass du es getan hast.«
    »Du hast es wirklich

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