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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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gewollt, nicht wahr?«, flüsterte sie.
    Stephan lächelte verzerrt, sein Körper war schweißbedeckt. »Jetzt tut es eklig weh, aber der Orgasmus war so gut wie zehn normale. Ich hoffe, deiner auch.«
    »Er war okay.« Barbara erhob sich. »Ich hoffe, ich habe dich nicht schlimm verletzt? Wir müssen aufpassen. Wir wissen in den gewissen Minuten beide nicht mehr, was wir tun.«
    Stephan strich sich das Haar nach hinten. »Ach was, ich bin hart im Nehmen. Ich gehe jetzt ins Bad, ist das in Ordnung?«
    »Ja. Ich mache uns noch einen Drink. Was möchtest du?«
    »Cola Bacardi, wenn du hast.« Als er die Stufen hinunterging, lachte er.
    »Du brauchst noch härtere Sachen, scheint mir.«
    »Ehrlich Sascha, manchmal glaube ich das auch. Du bist wirklich Furcht einflößend da oben, aber danach so – nett. Das gefällt mir auch.«
    »Ich bin eben kein Professioneller. Nach dem Orgasmus werde ich richtig spießig, könnte eine Familie gründen und Kinder hüten.«
    »Ja, man kann nicht ständig auf Hochtouren sein.« Stephan verschwand im Bad, Barbara bereitete die Drinks vor. Etwas später saßen sie im Wohnzimmer und unterhielten sich noch ein bisschen, als hätten sie soeben miteinander im Fernsehen eine Familienserie angeschaut. Barbara erzählte von ihrem Besuch bei Erich Blume und Stephan gab zu, dass er wieder mit Manrico zusammen war.
    »Ich wäre lieber mit dir zusammen, Sascha, aber du willst ja nicht.«
    »Stimmt.«
    »Hast du nie normalen Geschlechtsverkehr?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Dich törnen nur Grausamkeiten an, wie?«
    »Kann schon sein.«
    »Möchtest du mal jemanden umbringen?«
    Barbara wurde blass. »Nein, natürlich nicht. Das ist doch ganz etwas anderes.«
    »Was anderes schon. Vielleicht noch besser.«
    »Na gut, das nächste Mal ersteche ich dich mit einer Gabel.«
    »Ich meine es ernst.« Stephan beugte sich zu ihr hinüber und sah ihr tief in die Augen. »Hast du dir noch nie vorgestellt, wie geil das sein muss? Sei ehrlich!«
    »Vorgestellt schon. Aber ich glaube nicht, dass mich das anmacht, nein.«
    Stephan lehnte sich zurück. »Ich glaube, ich könnte es«, sagte er lässig.
    »So? Und wen würdest du umbringen?«
    »Ich wüsste schon, wen.« Er machte eine Pause und leckte sich die Lippen. »Da stand letzte Woche etwas in der Zeitung, ein Stricher wurde mit sechs Messerstichen umgebracht. Muss der ausgesehen haben! Das ganze Zimmer war natürlich voller Blut. Ich meine, so einen, den könnte ich auch abstechen, nach dem kräht doch kein Hahn.«
    Barbara erhob sich hastig. »Ich muss mal pinkeln«, murmelte sie. Es dauerte eine Viertelstunde, bis sie wiederkam.
    »Bist du reingefallen?«, ulkte Stephan. »Oder ist dir schlecht geworden? Weißt du, das wirklich Unangenehme an so einem Mord ist nur, dass sie dich erwischen können.«
    »Ja«, sagte Barbara und spülte ihren trockenen Hals mit Cola. Sie hatte sich gefasst. »Dann kannst du es nur noch mit den Wärtern treiben.«
    »Den haben sie aber nicht gefasst. Ich meine den, der den Stricher erstochen hat. Der läuft noch frei herum.«
    »Vielleicht hat er es das nächste Mal auf Inhaber von Gay-Shops abgesehen, ich würde an deiner Stelle aufpassen.«

23
    Das Wochenende bescherte echtes Hamburger Nieselwetter, und viele meinten, der Sommer sei nun vorbei. Das sagten die Leute immer, wenn das Wetter schlechter wurde. Beim nächsten schönen Tag jubelten sie dann: Das wird ein schöner Herbst. Barbara dachte an Jan und Monika, die auf Sardinien bestimmt schönes Wetter hatten. Sie sollte auch einmal verreisen, überlegte sie. Mykonos wäre gut, das Eldorado der Schwulen, jedenfalls hatte sie das im Spartacus gelesen, einem Reiseführer für die schönsten und schwulsten Plätzchen auf der ganzen Welt. Erst einmal besuchte sie noch einmal Erich Blume im Krankenhaus. Montag sollte er entlassen werden. Den Freitagabend verbrachte sie vor dem Fernseher. Für jede andere Tätigkeit war sie zu unruhig, denn normalerweise wäre sie jetzt im Club. Sie hatte vorgehabt, ihn zwei, drei Wochenenden zu meiden, aber schon am Sonnabend hielt sie es nicht mehr aus und machte sich zurecht. Schließlich waren Alexander und Joachim auf ihrem »Münchener Kongress«, peinliche Verhöre nicht zu erwarten.
    Sie kam spät und gedachte, einen kleinen Auftritt zu wagen. Einfach männlicher aufzutreten, so wie Alexander. Wenn man es bemerkte, konnte sie das immer noch als einen Scherz hinstellen.
    Schon beim Eintreten verging ihr die Lust dazu, ihre

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