Der Duft des Apfelgartens
nach Hause gegangen, und sie steht einen Moment lang da und nimmt die Atmosphäre auf. Sie findet diesen Ort angenehm; die Gäste, die hier gewohnt haben, haben einen Eindruck von freundlichem Wohlwollen hinterlassen, und ein Gefühl von Heimeligkeit erfüllt sie. Rasch geht sie den Gang entlang und tritt in das Zimmer, das Clem ihr gezeigt hat. Zu ihrer – unangenehmen – Überraschung ist die Wendeltreppe bereits eingebaut. Eine Hand auf das schmiedeeiserne Geländer gelegt, steht sie an ihrem Fuß und späht nach oben. Sie ist zornig, als hätte Clem ihr vorgegriffen, indem er so schnell gehandelt hat; dabei weiß sie, dass jemand diese Räume bewohnen und ein gewisses Maß an Privatsphäre benötigen wird, auch wenn sie geht. Der Umbau wäre auf jeden Fall vorgenommen worden.
Trotzdem verunsichern die Veränderungen sie; und beinahe widerwillig steigt sie die Treppe hinauf, die in das darüberliegende Schlafzimmer führt. Der Raum ist vom Licht des Sonnenuntergangs hell erleuchtet. Sie geht gleich zum Fenster, da sie wie üblich von der Weite aus Klippen, Meer und Himmel angezogen wird, und schaut nach Westen. Sofort üben der Frieden und das Gefühl der Unendlichkeit ihre beruhigende Wirkung auf sie aus, und sie versucht, sich vorzustellen, wie sie hier steht, während die Schwestern in dem Haus, das sie umgibt, arbeiten, lesen, die Kapelle aufsuchen und sie wieder verlassen oder ins Haupthaus eilen, um an Versammlungen und Kursen teilzunehmen.
Der Wohnwagen ist ihr erstes richtiges Zuhause, etwas, das ihr allein gehört und wo sie wirklich unabhängig sein kann. Sie hat in Pubs und Hotels gearbeitet, bei denen die Unterbringung inbegriffen war, oder auf Sofas von Freunden übernachtet; und eine Zeit lang war Nats Cottage ihr Schlupfloch, wenn es wirklich knapp wurde. Aber der Wohnwagen hat ihr eine erste Ahnung von Privatsphäre vermittelt. Janna hat Freude daran, auf ihre spezielle Art Gäste zu bewirten und nach Belieben zu kommen und zu gehen. Wenn sie in Padstow ein Bier mit Bekannten getrunken hat oder durch die Pubs gezogen ist, um alte Freude zu treffen, ist es ein gutes Gefühl, in die Einsamkeit und den Frieden des Wohnwagens zurückzukehren.
Sie lehnt die Stirn an das kalte Glas und fragt sich, warum so eine ruhige Existenz sie nicht abschreckt, warum sie sich keine Sorgen macht, das Leben zu verpassen, das Gleichaltrige führen.
»Da ähneln wir uns«, hat Clem einmal gemeint. »Manchmal frustriert es mich ein wenig, aber London oder Oxford fehlen mir nicht. Ich bin hier mit Jakey und der vielen Arbeit, die auf mich wartet, sehr glücklich, vor allem jetzt mit dieser neuen Herausforderung durch das Einkehrhaus. Es klingt, als wäre die Szene, die trinkt und Drogen nimmt, nie ganz Ihr Ding gewesen, genau wie bei mir. Vielleicht sind wir ja ein bisschen sonderbar, aber sehr zufrieden damit. Was soll auch daran verkehrt sein? Wir treffen uns mit unseren Freunden, wir können surfen, schwimmen und segeln. Warum sollen wir nicht einfach akzeptieren, dass wir dort sind, wo wir hingehören, wenn wir glücklich damit sind? Was würden Sie denn sonst tun wollen?«
Janna richtet sich auf. Ja, was? Sie geht wieder hinunter in das darunterliegende Zimmer, das mit einer kleinen Küchenecke und einer Frühstückstheke ausgestattet ist, einem winzigen Holzofen und Glastüren, die hinaus auf den Hof führen. Es ist bezaubernd, kaum größer als der Wohnwagen, aber mit einem gewissen Maß an Eigenständigkeit. Sie könnte immer noch ihre Freunde einladen und Jakey zum Tee bitten. Und wohin sollte sie sonst gehen?
Sie weiß, dass es die Aussicht auf Verantwortung ist, die sie umtreibt und ängstigt, und noch etwas anderes. Etwas, das sanft, aber bestimmt an sie herantritt und eine Art von Verpflichtung verlangt, die sie nicht ganz begreift.
Die Glocke läutet zum Vespergottesdienst, und mit einem Mal sehnt sie sich danach, dort zu sein, in ihrer kleinen Ecke in der Kapelle, wo sie den tiefen Frieden aufsaugt und den leisen Stimmen der Schwestern im Gebet und beim Gottesdienst lauscht. Sie geht hinaus, schließt behutsam die Tür hinter sich und eilt über den Hof.
Später dann, nach dem Vespergottesdienst und dem Abendessen, huscht sie die Auffahrt zum Pförtnerhäuschen hinunter und öffnet ganz leise die Tür. »Hi«, ruft sie Dossie an, die die erste Babysitter-Schicht übernommen hat, während Clem einen Abendkurs besucht.
Inzwischen hat Jakey gebadet und liegt im Bett, und Dossie sieht sich eine
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