Der Duft des Apfelgartens
bleiben sie so vereint stehen, dann lässt Mutter Magda die anderen los und wendet sich wieder an Vater Pascal.
»Wir sind bereit«, erklärt sie.
»Ich bin mir sicher, dass Clem sich zur Verfügung hält«, meint er, »und es braucht ja auch nicht alles auf einmal erledigt zu werden. Zum Beispiel wird es etwas dauern, bis Sie entschieden haben, wie Sie Ihre Bibliothek oder die Küche einrichten wollen.«
»Und Janna?«, fragt Schwester Emily. »Ob Janna auch bereit für den Umzug ist?«
»Auf jeden Fall sollte sie nicht noch einen Winter in diesem Wohnwagen leben«, gibt Vater Pascal bestimmt zurück. »Aber ob sie sich wirklich festlegen will …« Er zuckt die Schultern und sieht Schwester Ruth an. »Wollen Sie mit ihr sprechen? Schließlich hat sie auch Ihnen gegenüber angedeutet, dass sie bleiben wird. Meinen Sie, Sie könnten sie fragen, was sie vorhat?«
Schwester Ruth wirkt unbehaglich. »Sie hat vom Bleiben gesprochen, aber sie war nervös deswegen. Und sie hat etwas davon gesagt, dass sie sich eine Art Privatsphäre bewahren und – noch wichtiger – uns nicht stören will. Ich habe versucht, sie dahingehend zu beruhigen, doch ich war wahrscheinlich ungeschickt. Janna und ich konnten nicht immer … unbefangen miteinander umgehen. Ich muss euch auch sagen, dass sie sehr freundlich und damit einverstanden war, Schwester Nicolas Besuche beim Pförtnerhäuschen für sich zu behalten, bis ich bereit war, mit euch allen zu reden. Trotzdem glaube ich, dass sie Schwester Emily wahrscheinlich offener und ehrlicher antworten würde.«
Ein kurzes Schweigen tritt ein, in dem Vater Pascal es sorgfältig vermeidet, Schwester Emilys Blick zu begegnen. Er meint beinahe, die Flügel des Engels, der frisch aus der Gefangenschaft befreit ist, schlagen zu hören.
»Wärest du denn bereit«, fragt Mutter Magda jetzt Schwester Emily, »in unserem Namen auf sie zuzugehen? Wir wissen alle, dass das eine sensible Angelegenheit ist, aber vielleicht hat Janna ja entschieden, sich uns anzuschließen, und du hast immer eine besondere Beziehung zu ihr gehabt.«
»Natürlich spreche ich mit ihr.« Aber Schwester Emilys natürlicher Überschwang ist ein wenig gedämpft. Sie schenkt Schwester Ruth ein Lächeln und ein kleines beifälliges Nicken. »Trotzdem musst du ihr Vertrauen gewonnen haben, weil sie dir immerhin das gesagt hat.«
»Sollen wir dann ein Gebet sprechen«, schlägt Vater Pascal vor, »und um Mut und Weisheit für dieses neue Unternehmen bitten? Lassen Sie uns einen Moment lang schweigen!«
Doch als Schwester Emily in der ruhigen Stunde nach dem Mittagessen zum Wohnwagen kommt, erschrickt sie. Janna sitzt an ihrem Tischchen, und in den Händen hält sie ihre alte Einkaufstasche, die sie nachdenklich dreht und wendet, ausschüttelt und glatt streicht. Als Schwester Emily klopft, steht sie rasch auf und beeilt sich, sie einzulassen. Der Nebel hat sich in strömenden Regen verwandelt, der auf das Dach des Wohnwagens trommelt und in Bächen an den Fensterscheiben herunterläuft.
»Kommen Sie herein!«, sagt sie und zieht Schwester Emily ins Innere des Wohnwagens. »Schnell. Sie werden ja klatschnass. Warum in aller Welt spazieren Sie denn da im Regen herum?«
»Ich spaziere nicht herum«, protestiert sie. »Ich statte Ihnen einen Besuch ab. Wollen Sie in Urlaub fahren?«
Lächelnd schüttelt Janna den Kopf. Sie faltet die Tasche zusammen und stellt sie auf den Boden. »Habe nur nachgedacht«, sagt sie. »Ich habe jetzt nicht mehr allzu viel, was ich hineinpacken könnte. All meine Schätze sind nicht mehr da.«
Schwester Emily setzt sich an den Tisch. »Ich hoffe, nicht alle«, meint sie. »Schwester Ruth hat uns eine außerordentliche Geschichte über Schwester Nicola erzählt: dass sie spätabends nach draußen gegangen ist und Sie sie gefunden und zurückgebracht haben. Sie war Ihnen sehr dankbar, weil Sie nicht darüber geredet haben, bis sie bereit war, mit uns zu sprechen.«
Janna zuckt die Schultern. »Das war ein Riesenschreck für uns beide. Und ich wusste, dass sie das Gefühl haben würde, in ihrer Pflicht versagt zu haben, und Zeit brauchte, es Ihnen auf ihre eigene Art mitzuteilen. Es war sehr beängstigend.«
»Sie sagt, dass sie seitdem nicht mehr zur Ruhe kommt, und uns geht es jetzt natürlich nicht anders. Wir haben entschieden, dass es Zeit ist, in die Remise zu ziehen, damit wir besser auf Schwester Nicola aufpassen können. Schließlich hatten wir das ohnehin sehr bald vor.«
Janna
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