Der Duft des Apfelgartens
Männer aussucht, die aus dem einen oder anderen Grund einfach keine guten Partner sind. Bis auf Mike; Mike war die Ausnahme. Aber Mike ist gestorben.
Schnell, als müsste sie den vertrauten, deprimierenden Gedankengang vermeiden, schaltet Dossie den CD-Spieler ein. Joni Mitchell singt Both Sides Now . Dossie lächelt bitter in sich hinein. Diese CD hat sie durch die ganze Beziehung begleitet, und nun scheinen die Worte des Titelsongs auf bedrückende Weise ihre Situation zu beschreiben. Es stimmt, überlegt Dossie, dass sie eigentlich die Liebe gar nicht kennt; es sind die Illusionen von Liebe, an die sie sich jedes einzelne Mal erinnert. Der Song ist zu Ende, dann eine Pause, und der nächste beginnt: You’re My Thrill . Sie spürt einen kleinen Stich im Herzen, als der Text sie daran erinnert, wie sie bei ihrer ersten Begegnung reagiert hat, wie sie sich jedes Mal, wenn sie Rupert sah, gefühlt hat.
Sie gibt nicht auf, jedenfalls noch nicht. Während sie über die schmalen Straßen zum Court fährt, schmiedet sie einen Plan.
Zwischen Gartenmauern, deren Granitsteine so gesetzt sind, dass sie ein Fischgrätmuster bilden, und Cottages, die zum Schutz vor dem Wetter in einem Panzer aus grauen Schieferplatten stecken, geht Vater Pascal das Kopfsteinpflaster der steilen Straße hinunter. Hortensien, weinrote Wuschelköpfe mit zarten, cremeweißen Spitzenhäubchen, blühen in kleinen, geschützten Gärten immer noch, zusammen mit den zählebigen Fuchsien in ihrem Scharlachrot und Rosa. Über ihm dreht der kräftige, warme Wind die fein gearbeiteten Wetterhähne, die in schwindelerregender Höhe auf steinernen Kaminen sitzen, und treibt rötliche und goldene Blätter durch schmale Gassen. Draußen auf dem Meer, das, eingerahmt von zwei hohen Torpfosten, kurz auftaucht, zieht ein weißes Segel durch die raue See, scharf und schnell wie eine Haifischflosse.
Im Gehen denkt Vater Pascal über die Predigt nach, die er am nächsten Sonntag halten wird, dem Christkönigsfest und einem der wichtigsten Tage im Kalender des Klosters. Bruchstücke der Lesungen und Fürbitten gehen ihm zusammen mit den Erinnerungen an die letzten paar Wochen durch den Kopf und machen einander den Platz streitig. Halblaut murmelt er den Refrain des nach einem Psalm verfassten Chorals: »Man wird ihn den Friedensbringer nennen, und sein Thron wird ewig währen.«
In Anbetracht all der Veränderungen und der aufregenden Aussichten, die vor ihnen liegen, wird die Feier in diesem Jahr besonders wichtig sein. Wie anders noch alles letzten November ausgesehen hat! Damals hat er sich gefragt, ob die verwundbare kleine Gemeinschaft in zwölf Monaten noch bestehen würde. So viele Wunder sind geschehen, dass sein Herz voller Freude ist, obwohl noch viel zu tun bleibt: Clems Ausbildung und Priesterweihe und auch die Einrichtung des Einkehrhauses. Das nächste Jahr wird entscheidend für sie alle werden, auch für die bereitwillige Gruppe von Menschen, die sich zusammengefunden hat, um sie zu unterstützen.
Herr Jesus Christus, sammle deine Herde von allen Ecken der Erde …
Es ist ein Segen, dass Schwester Nicolas nächtlicher Ausflug zum Pförtnerhäuschen den Umzug in die Remise beschleunigt hat. Was vielleicht ein schmerzhafter, zögerlicher und in die Länge gezogener Übergang geworden wäre, war mit einem Mal unmittelbare Notwendigkeit; und die Schwestern haben die Lösung des Problems positiv aufgenommen. Seit ihrem Einzug haben sie ihre geräumigeren, wohnlicheren Zimmer schätzen gelernt, und Janna und Clem haben gemeinsam dafür gesorgt, dass der Umzug so schmerzlos wie möglich ablief.
Mit einem lautlosen Gebet dankt Vater Pascal Gott dafür, dass er dieses Jahr das Abendmahl zum Christkönigsfest in der Kapelle von Chi-Meur mit einer Gemeinschaft feiern wird, die an der Schwelle zu einem ganz neuen Leben steht. Und dabei hätte es so leicht geschehen können, dass sie zerstreut und die Schwestern von anderen Häusern aufgenommen worden wären. Clem, Jakey und Janna wären erneut heimatlos gewesen, und Chi-Meur selbst hätte darauf gewartet, in ein Hotel verwandelt zu werden.
Lasst uns Besitz nehmen von dem Königreich, das uns seit Anbeginn der Welt verheißen ist.
Vater Pascal denkt immer noch an seine Freunde – und seine Predigt –, als er in den schmalen Durchgang einbiegt, der zur Kirche und den Klippen hinaufführt. Für Schwester Emily sind der Umzug und die Eröffnung des Einkehrhauses ein aufregendes Abenteuer, in das sie sich
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