Der Duft des Apfelgartens
bereitwillig stürzt; Mutter Magda sieht sie als Herausforderung, die bewältigt werden muss, und wappnet sich entsprechend; und Schwester Ruth, die sich so stark dagegen ausgesprochen hat, ist einfach zu erleichtert darüber, eine so praktische Lösung für ihre Sorgen um Schwester Nicola geliefert zu bekommen, um dem ganzen Projekt anders als kooperativ gegenüberzustehen. Schwester Nicola selbst ist verwirrt, aber guter Dinge, und Janna … Er ist so stolz auf sie: Sie hat sich der Lage gewachsen gezeigt und ihre eigenen Ängste und Zweifel zurückgestellt, um die älteren Frauen während des Umzugs zu unterstützen. Mit ihrer Kraft und ihrem Humor hat sie dafür gesorgt, dass das Ereignis einem ihrer Picknicks ähnelte, voller Spaß und Gelächter. Jetzt hat sie sich ebenfalls, zusammen mit den anderen, eingerichtet und lebt sich langsam ein. Und sie strahlt ein neues Selbstbewusstsein aus, das sie in die Lage versetzt, den Schwestern endlich von Gleich zu Gleich gegenüberzutreten.
Indem wir im Geist der Liebe die Wahrheit sprechen, wachsen wir in allen Stücken zu Christus hin …
Er schließt die Tür seines kleinen Cottages auf und geht in sein Arbeitszimmer, um einige dieser Gedanken und Gebete, die ihm im Kopf herumgehen, zu Papier zu bringen.
Advent
Schwester Emily schreibt einen Brief. Sie sitzt an ihrem kleinen Tisch, auf dem ordentlich gestapelt ihre Papiere und Briefe liegen, aber es fällt ihr schwer, sich zu konzentrieren. Sie hat sich noch nicht an die Aussicht gewöhnt und ist insgeheim schockiert von ihrem Mangel an Disziplin und der Häufigkeit, mit der sie vom Tisch aufsteht, um einfach nur über das Gelände und zu den Klippen und zum Meer hinauszusehen. Bisher lagen die Zimmer der Schwestern im Erdgeschoss und gingen auf den Küchengarten hinaus, sodass die Versuchung, dazustehen und zu träumen, gering war. Jetzt aber ziehen die Weiten von Meer und Himmel Schwester Emilys Blick immer wieder hinaus zu dem sich ständig verändernden Licht.
Licht ; dieses Wort taucht so oft in der Heiligen Schrift auf, und gerade jetzt schreibt sie einer Frau, deren Sohn gegen die Dunkelheit kämpft, gegen Drogen, Sucht und Furcht.
Instinktiv legt Schwester Emily den Füllhalter weg und tritt wieder ans Fenster, um sich inspirieren zu lassen. Die Sonne geht schon unter. Sie scheint auf dem Horizont zu sitzen und übergießt die bewegte Meeresoberfläche mit goldenem und scharlachrotem Feuer. Als sie sinkt, glühen die flauschigen Wolken kurz rosig und cremegelb auf und verblassen dann, die Schatten werden dichter. Sanft lässt sich der Abend über dem Land nieder und zieht unerbittlich seine dunklen Flügel über die Helligkeit im Westen. Das Licht verlischt, doch während sie zusieht, flackert ein winziger Lichtpunkt über dem kalten grauen Schimmer des Wassers auf, und dann noch einer und noch einer.
Textstellen leuchten in Schwester Emilys Bewusstsein auf wie Sterne.
Das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht erfasst … Lasset euer Licht scheinen vor den Menschen … Ich bin das Licht der Welt … Wir sind die Kinder des Lichts …
Sie kehrt an ihren Tisch zurück, knipst die kleine Lampe an und schreibt weiter.
… Ja, das finde ich auch. Das Ringen zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Dunkelheit hört niemals auf. Er lässt keinen Augenblick nach; aber ist es nicht ermutigend, dass er mit Ihnen darüber spricht und versucht, sich von Ihnen helfen zu lassen? Dass Sie nächste Woche für ein paar Tage kommen können, ist eine freudige Nachricht! Sie werden sich ausruhen und von Chi-Meur unterstützen und erfrischen lassen können …
Schwester Emily schreibt weiter, während es draußen fast ganz dunkel wird, und endet mit einem Satz aus dem Kollektengebet für den Advent:
So lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anziehen die Waffen des Lichts.
Sie stößt einen leisen, frustrierten Seufzer über ihre Unzulänglichkeit aus und legt den Füllhalter weg. Diese arme Frau, die seit zwanzig Jahren nach Chi-Meur kommt, muss miterleben, wie ihr geliebter Sohn durch die Sucht zerstört wird. Wie soll sie den beiden nur helfen? Mit einem Mal erinnert sie sich an ein Gespräch zwischen Vater Pascal und Clem über einen Kurs für Betroffene zu genau diesem Thema und die Möglichkeit, in Chi-Meur bald solche Kurse anzubieten.
Auf einer langen Liste von Dingen, die sie zu erledigen hat, notiert Schwester Emily sich etwas dazu und greift nach dem nächsten Brief,
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