Der Duft des Apfelgartens
abgeschnitten und Anhänger entfernt, damit das Papier wiederverwendet werden kann.
Jetzt betrachtet Schwester Emily ihren kleinen Schatz an potenziellen Geschenken. Für Schwester Nicola, die gern nascht, hat sie eine Schachtel Zuckermandeln, für Mutter Magda, die an Arthritis leidet, ist ein Paar fingerlose gestrickte Handschuhe vorgesehen. Schwester Ruth zu beschenken, ist schwieriger: Sie denkt, was Schenken und Beschenktwerden angeht, ziemlich puritanisch. Die Gabe muss entweder besonders praktisch sein oder eine spirituelle Ebene besitzen. Schwester Emilys Hand verharrt unschlüssig über einer Postkarte in einem einfachen Bilderrahmen, einem Druck, die die Dreifaltigkeitsikone von Rubljow zeigt. Sie haben diese Ikone kürzlich an einem von einer Benediktinerin geleiteten Studientag betrachtet; und Schwester Ruth war sehr angetan von der großen Reproduktion des Gemäldes, die während dieses Tages auf einer Staffelei stand.
Es klopft an der Tür, und Schwester Emily wirft rasch ihr altes schwarzes Umschlagtuch über den kleinen Schatz und dreht sich dann um. »Herein.«
Schwester Ruth steht da und hält ein Päckchen in der Hand. Sie wirkt ziemlich verlegen, sogar defensiv, und Schwester Emily ist gespannt.
»Was ist?«, fragt sie. »Kann ich etwas für dich tun?«
Schwester Ruth schließt die Tür hinter sich und hält das Päckchen in die Höhe.
»Meine Cousine hat mir das hier geschickt«, erklärt sie, »und ich habe überlegt, ob es vielleicht als Weihnachtsgeschenk für Janna geeignet wäre. Für mich ist es viel zu edel.«
Schwester Emily zieht verblüfft die Augenbrauen hoch, und auf Schwester Ruths Wangen tauchen zwei kleine hochrote Flecken auf. Sie zieht das Seidenpapier beiseite, und ein brombeerroter, mit feinen scharlachroten und goldenen Steifen durchwirkter Pashmina-Schal ergießt sich über Schwester Emilys ausgestreckte Hände.
»Oh«, ruft sie leise aus. »Wie wunderschön!«
Ihre schmalen Altfrauenhände streichen zärtlich über den weichen Stoff. Schwester Ruth schaut zu, und ihre normalerweise zurückhaltende Miene wird weicher und zeigt ein leises Lächeln.
»Ich dachte, es sollte ein Geschenk von uns allen sein«, sagt sie, »da Schwester Nicola sich ja Jannas Umschlagtuch angeeignet hat. Janna braucht nicht zu wissen, woher der Schal kommt. Ich hoffe, du bist einverstanden. Mutter Magda findet es in Ordnung.«
»Es ist perfekt«, meint Schwester Emily, »und es enthebt mich meines Problems, was ich Janna schenken soll. Sie arbeitet so schwer für uns alle, und der Pashmina-Schal wird ihr große Freude bereiten. Das ist ein wunderbares und großzügiges Geschenk. Und deiner Cousine würde es nichts ausmachen?«
Schwester Ruth läuft tiefrot an, und in diesem Moment ist Schwester Emily klar, dass die Cousine den Schal zwar geschickt hat, aber auf Schwester Ruths Bitte.
»Das Geschenk ist perfekt«, wiederholt Schwester Emily rasch. »Vielen Dank. Hast du Geschenkpapier dafür?«
Schwester Ruth schlägt den Schal wieder in das Seidenpapier ein und wirft einen Blick auf Schwester Emilys kleinen Stapel Weihnachtspapier.
»Vielleicht könntest du das übernehmen? Ich fürchte, dieses Jahr muss ich mir das Papier erbetteln.«
»Natürlich.« Schwester Emily zögert. Wenn sie jetzt Mutter Magda vor sich hätte, dann würden sie sich kurz umarmen und sich zusammen auf Jannas Entzücken freuen. Doch bei Schwester Ruth ist das unmöglich. Freudenbekundungen würden sie in Verlegenheit stürzen, und die Umarmung würde ihr schwerfallen. Sie nickt verhalten und huscht hinaus, und Schwester Emily sieht ihr in einer Mischung aus Zuneigung und Frustration nach. Sie ist traurig, weil sie sich nicht gemeinsam über ihren großzügigen Einfall freuen können, aber sie muss Schwester Ruths Gefühle respektieren.
Eifrig beginnt sie, nach einem passenden Stück Geschenkpapier zu suchen.
Sie haben den Weihnachtsbaum nach Hause ins Pförtnerhäuschen geholt und in einen großen Keramiktopf gestellt. Clem hat die Lichter angebracht, die wundersamerweise funktionieren, und Dossie ist durch die Schneeschauer gefahren, damit Jakey und sie ihn zusammen schmücken können. Bis Mittag liegen über fünf Zentimeter Schnee, und Dossie erklärt, dass es Zeit ist, zurück zum Court zu fahren. Sie sieht nach, was im Tiefkühlschrank ist, küsst sie beide und fährt sehr langsam und vorsichtig davon.
Als sie jetzt durch die Windschutzscheibe späht, wo die Scheibenwischer kleine Schneehäufchen vor
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