Der Duft des Apfelgartens
ausgetauscht, obwohl er sie vorgewarnt hat, dass er oft keinen Empfang hat. Dossie fragt sich, wie es ihm oben im Bodmin-Moor ergeht, und greift nach dem Handy, das auf ihrem Nachttisch liegt: keine Nachricht. Sie wird aufstehen und ihre E-Mails prüfen. Dossie setzt sich auf, zieht das Oberbett höher und schreibt rasch eine SMS an Clem.
Eingeschneit. Hoffe, ihr seid okay. Dossie
Clem und Jakey sind auf Chi-Meur sicher: Das Kloster ist sehr autark, und sie weiß, dass der Tiefkühlschrank gut gefüllt ist. Sie zieht ihren Morgenmantel an, huscht nach nebenan in ihr Arbeitszimmer und schaltet den Laptop ein: keine Mails. Sie wirft einen Blick auf die Armbanduhr: eben erst acht. Viel zu früh; Rupert French wird nicht gerade vor dem Frühstück ins Bürgerhaus fahren. Unterdessen riecht sie gebratenen Speck. Mo steckt den Kopf zur Tür hinein.
»Du bist ja doch auf. Pa dachte, du schläfst noch. Er hat etwas vor, um uns auszugraben, aber er braucht vielleicht Hilfe dabei.«
»Ich weiß, was das heißt.« Dossie kommt aus dem Arbeitszimmer und schließt die Tür hinter sich. »Eine Menge harter Arbeit für mich … und viel Gebrüll von ihm.«
Mo schmunzelt. »Ich fürchte, daran bin ich schuld, Liebling. Ich habe es ihm vorgeschlagen. Er wird so unruhig, wenn er nichts unternehmen kann. Du weißt ja, wie er ist.«
»Allerdings.« Dossie schaut resigniert drein. »Okay. Ich ziehe mich an, aber sag ihm, er soll mir etwas Speck übrig lassen.«
In ihrem Zimmer sieht sie noch einmal auf ihr Handy. Eine Nachricht von Rupert:
Bekomme das Auto nicht frei. Niedergeschmettert. Und Sie?
Sie beginnt zu schreiben – Ebenfalls – und zögert dann. Ist die Frage, ob sie niedergeschmettert oder nur eingeschneit ist? Sie will nicht zu eifrig klingen, aber dass er enttäuscht ist, schmeichelt ihr. Trotzdem löscht sie die Nachricht und beginnt von vorn.
Kein Glück heute, melde mich.
Dabei lässt sie es bewenden. Aber seine Nachricht hat sie aufgeheitert. Sie fühlt sich aufgeregt, an der Schwelle zu etwas Neuem, und ist beinahe froh darüber, dass ihr Treffen sich verschoben hat, damit die Erwartung noch ein wenig länger wachsen kann. Er ist enttäuscht, niedergeschmettert. Sie verschließt die Aufregung in ihrem Herzen und sieht jetzt gelassen auf die Schneelandschaft hinaus.
Vielleicht schreibt er noch eine SMS, oder sie schickt ihm später eine E-Mail, nur etwas Beiläufiges. Dossie zieht sich an und summt dabei leise vor sich hin.
»Was machst du da?«
Rupert schiebt das Handy in ein kleines Fach in seinem Aktenkoffer und zieht den Reißverschluss zu. »Ich sehe nur meine SMS nach«, ruft er. »Der Schnee wird für eine Menge Probleme sorgen. Heute Morgen kann ich nicht fahren. Und du kommst auch nicht nach Hause.«
Vorsichtig steigt sie die steile, schmale Treppe hinunter. Sie hat sich in einen dicken, langen Hausmantel gehüllt und den Kragen hochgeschlagen. Ihr blasses Morgengesicht glänzt ein wenig, und sie runzelt unzufrieden die Stirn. Kitty ist noch nie ein Morgenmensch gewesen.
»Zum Glück habe ich den Holzofen über Nacht brennen lassen«, sagt er. »An deiner Stelle würde ich ins Wohnzimmer gehen. Da ist es schön warm. Ich bringe den Kaffee.«
Sie nickt verhalten, ohne zu lächeln, und er geht zurück in die Küche. Er ist leicht verärgert darüber, dass sie auf die Idee gekommen ist, ihm diesen Überraschungsbesuch abzustatten, aber viel zu erfahren, um sich etwas anmerken zu lassen. Wichtig ist es, eine entspannte Stimmung zu wahren. Was andere Frauen angeht, hat Kitty einen sechsten Sinn, und nichts darf auf seine Mittagsverabredung mit Dossie schließen lassen. Trotzdem kann er sich das Lächeln nicht ganz verkneifen, während er den Kaffee aufbrüht. Dossie klingt, als könnte man Spaß mit ihr haben, und er freut sich darauf, sie kennenzulernen. Aber nicht heute.
Als er den Kaffee hineinträgt, dreht Kitty den Kopf. »Ich finde es immer noch verrückt, dass du dieses Haus gekauft hast«, meint sie. »Ehrlich, es liegt meilenweit ab vom Schuss.«
Er reicht ihr den Becher mit starkem schwarzem Kaffee. »Du weißt doch, warum ich es gekauft habe«, antwortet er und hockt sich auf den Stuhl gegenüber. »Weil der Besitzer Probleme hatte und es schnell loswerden musste. Ich habe es spottbillig bekommen, und wenn ich es komplett renoviere, kann ich es garantiert weiterverkaufen und einen hübschen kleinen Gewinn herausschlagen.«
»Bei dieser Marktlage?«
»Okay«, gibt er unbekümmert
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