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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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diese Menschen, verzweifelt an ihnen und ist ihnen eine Stütze. Von Geburt ist er Bretone mit einer englischen Mutter und fühlt sich an dieser felsigen, stürmischen Küste zu Hause, wo in jedem zweiten Dorf ein Heiliger verehrt wird. Es ist ein nebelumflossenes Land, in dem die Grenzen zwischen Mythen, Legenden und der Realität verschwimmen.
    Als sein Vater, der auf Seiten der französischen Résistance kämpfte, getötet wurde, kehrte seine Mutter nach England zurück, um bei ihrer Familie zu leben, zwischen Penzance und Zennor, und seitdem hat er eine tiefe Liebe zu dem Geburtsort seiner Mutter entwickelt. Er, der nach dem großen französischen Mathematiker und Moralisten benannt ist, fühlte sich zu Hause unter den Kindern von Fischern und Bergleuten, die ihn »Frenchy« riefen, aber als einen der Ihren akzeptierten. Mit seinen tiefbraunen Augen und dem noch dunkleren Haar fiel er unter diesen Kelten nicht auf, bei denen über die Jahrhunderte spanische Invasoren, Schmuggler und Seefahrer ihre Spuren hinterlassen hatten.
    Jetzt legt er die Predigt, an der er arbeitet, beiseite und steigt die schmale, steile Treppe hinunter. Er öffnet die Tür, die in sein kleines Wohnzimmer führt, und legt eilig noch ein Scheit in den Holzofen. Abgesehen von diesem Ofen und dem für Cornwall typischen alten, schmiedeeisernen Herd in der Wohnküche auf der anderen Seite der Diele hat das Cottage keine Heizung, doch er ist damit zufrieden. Die beiden Heizquellen wärmen die zwei Zimmer im ersten Stock – Büro und Schlafzimmer –, obwohl es im Bad, das über der angebauten Spülküche an der Rückseite des Hauses liegt, für gewöhnlich eiskalt ist.
    Hier, nicht weit vom Meer entfernt, ist der Schnee verschwunden, obgleich es weiter landeinwärts noch Probleme gibt. Die Gullys und Gassen sind vor Schmelzwasser übergeflossen und die Flüsse auf ihrem Weg von den Hochmooren zum Meer über die Ufer getreten, aber jetzt sind endlich die Wege wieder frei, und er lächelt Janna voller Freude entgegen, als wäre er viele Monate von seinen Freundinnen im Kloster getrennt gewesen und nicht nur etwas mehr als eine Woche.
    Wie üblich hat sie eine Gabe für ihn; ein kleines Sträußchen aus Schneeglöckchen und Narzissen. Er nimmt es erfreut entgegen, während sie an ihm vorbei ins warme Wohnzimmer huscht. Die beiden verbindet eine tiefe Freude an der ungezähmten Flora und Fauna, die diese Landschaft beherbergt, und sie verbringen glückliche Momente zusammen, wenn sie in einem seiner vielen Bestimmungsbücher eine seltene Pflanze oder einen Vogel nachschlagen. Er trägt das Sträußchen in die Küche, findet die niedrige Vase, die er für so kleine Blumen benutzt, und bringt sie mit ins Wohnzimmer.
    Janna steht vor dem Kamin und sieht sich um. Ausnahmsweise einmal sind ihre schmalen Schultern entspannt, und ihr Gesicht wirkt friedlich. In diesem Raum hat sie ihm schon vieles erzählt: von Nat zum Beispiel, ihrem ganz lieben Freund, der schwul ist und jetzt einen Partner gefunden hat, sodass sie sich in seinem Cottage nicht mehr ganz so zu Hause fühlen kann wie früher. Nat und die besondere Freundschaft zwischen ihnen fehlen ihr, obwohl sie immer noch Kontakt zu ihm hält und ihn und seinen Partner besucht. Sie hat Vater Pascal erklärt, wie sie praktisch auf der Straße aufgewachsen ist; dass ihr Vater ihre Mutter vor ihrer – Jannas – Geburt verlassen hat und wie ihre Mutter in die Alkohol- und Drogensucht gerutscht ist. Er weiß alles über die Jahre, die sie in Pflegefamilien gelebt hat, und dass sie immer wieder ausgerissen ist, um ihre Mutter zu suchen, und dass ihre Familie inzwischen so weit verstreut und Janna seit dem Tod der Mutter ziemlich allein ist. Zu diesem Zeitpunkt begann sie wieder umherzuziehen und ist auf seltsamen Wegen nach Chi-Meur geraten. Und jetzt ist sie glücklicher als je zuvor.
    Er hat den Gedanken aufgebracht, ihr Vater könne aus Cornwall stammen und sie gehörte genauso hierher wie er. Das erkläre auch ihre Liebe zu dieser Gegend und dieses eigenartige Gefühl, nach Hause gekommen zu sein. Unsicher schüttelte sie den Kopf. Ihre Mutter kam aus der Gegend von Plymouth, jedenfalls hat man ihr das erzählt, aber möglich wäre das schon …
    Vielleicht, hatte er bei einer anderen Gelegenheit gemeint, habe ihr Vater ja nicht gewusst, dass ihre Mutter schwanger war. Oder die Aussicht auf diese große Verantwortung hatte ihn in Panik versetzt. Schließlich waren ihre Eltern beide sehr, sehr jung

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