Der Duft des Apfelgartens
schmiedeeiserne Bank, die auf den steinernen Bodenplatten vor den Fenstern des Wohnzimmers steht. Hier, wo die leichte Brise aus Nordost nicht hinreicht, ist es warm, und die Aussicht erstreckt sich nach Südwesten über den Garten und die Felder bis zu der niedrigen Hügelreihe hinter St. Austell. John the Baptist lässt sich zu ihren Füßen nieder und rollt sich mit geschlossenen Augen und einem tiefen Seufzer zusammen. Sie stößt ihn ganz sanft mit dem Fuß an, gerade stark genug, um ihn zu spüren, doch ohne ihn zu stören, und er seufzt noch einmal zufrieden.
Mo sitzt ruhig da, die Knöchel unter der Sitzfläche überkreuzt, aber sie runzelt leicht die Stirn. Was ist mit Dossie los? Seit einiger Zeit schon legt sie eine seltsame Stimmung an den Tag; sie ist zerstreut, aufbrausend, abgelenkt. Dabei ist sie immer so ein fröhliches, positives und aufgeschlossenes Mädchen gewesen. Sogar als der arme Mike bei diesem schrecklichen Autounfall starb, hat sie sich große Mühe gegeben, um Clems willen stark und optimistisch zu bleiben. Dossie gehört nicht zu den Menschen, die jammern und Trübsal blasen, obwohl es Zeiten gab, in denen es ihr sehr schwerfiel, mit ihrer Arbeit, Clem und dem Verlust ihres Mannes zurechtzukommen.
Natürlich hat sie auch andere Männer kennengelernt, doch die waren – ganz ähnlich wie der liebe Mike – immer … nun ja, ein wenig exzentrisch. Wieder runzelt Mo die Stirn, als sie an Mike denkt: groß und schlaksig war er, genau wie Clem. Sie haben ihn alle geliebt; sogar Pa ließ sich von Mikes Mischung aus Warmherzigkeit und Überspanntheit anrühren. Wie er die Geschwindigkeit liebte! Motorräder, Formel 1, Rennboote. Angesichts der Risiken, die er einging, war sein tragischer Tod eigentlich kein Wunder. Betrübt schüttelt Mo den Kopf: der arme Mike – und Dossie und Clem, die Armen.
Später war dann der Bursche gekommen, der das Segeln liebte. Dossie hatte sich ziemlich heftig in ihn verguckt, und der kleine Clem himmelte ihn an. Doch gerade, als sich alle fragten, ob daraus etwas Ernstes werden könnte, verkündete er, dass er um die Welt segeln würde. Er bat Dossie, ihn zu begleiten, und hätte auch Clem mitgenommen; aber sie quälte sich ein paar Wochen damit herum und lehnte dann ab.
»Ich kann nicht, Mo«, sagte sie unglücklich. Sie hatte sich auf ihrem Bett zusammengerollt, kroch geradezu in die Ecke hinein, die es mit der Wand bildete. »Das kann ich einfach nicht riskieren. Clem kommt nächstes Jahr in die Schule, und wir haben keine Ahnung, wie lange diese Reise dauern kann oder wie gefährlich sie wird. Alles kann passieren. Ich weiß, es gibt Leute, die ihre Kinder mit auf lange Seereisen nehmen, aber … ich kann den Gedanken einfach nicht ertragen, dass noch einmal ein Unfall geschehen könnte.«
Mo, die auf dem Bett saß und sie ansah, fühlte sich schrecklich hilflos. Ihr Herz war voller Schmerz um ihr Kind, doch sie nickte einfach zustimmend, berührte leicht Dossies Knie, um ihr Trost zu spenden, und ging dann. Wie erleichtert sie und Pa viel später gewesen waren, als sie hörten, dass der Segler den Hafen von Sydney erreicht hatte und es ihm in Australien so gut gefiel, dass er den Rest seiner Reisepläne aufgab und nie zurückkehrte.
Danach hatte es noch eine oder zwei Beziehungen gegeben: Clems Geschichtslehrer, der geschieden war, aber eine große und komplizierte Verwandtschaft hatte, und ein Mann, dem eine Restaurantkette gehörte – und der die dazu passende Abfolge von Geliebten pflegte. Aus keinem dieser Verhältnisse war etwas geworden, doch Dossie hatte sie jedes Mal voller Hoffnung und mit sehr viel Naivität begonnen.
»Warum wird sie nur immer verletzt?«, verlangte Pa zu wissen, nachdem sie das wahre Gesicht des Restaurantbesitzers erkannt hatten. »Herrgott! Irgendwo da draußen muss es doch noch ganz normale, vertrauenswürdige Männer geben. Warum muss sie sich bloß von Spinnern angezogen fühlen oder von Männern, die ihr wehtun werden?«
Er schlug mit der Faust auf den Küchentisch, und John the Baptist legte die Ohren flach an den Schädel und sah ihn ängstlich an.
»Dossie glaubt nun einmal an die Liebe. Sie ist die ewige Optimistin«, antwortete Mo schließlich, und Pa atmete hörbar durch die Nase ein und verdrehte die Augen zum Himmel, als betete er um Geduld. »Ach, um Gottes willen!«, murmelte er halblaut. »Es nützt dir gar nichts, jetzt noch Grimassen zu schneiden«, setzte sie verärgert hinzu. » Du hast auch nichts
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