Der Duft des Apfelgartens
kaum mehr als ein Hauch. »Ja, bitte. Penny …?« Verwirrt sieht sie Janna an und betastet den Stuhl, den Emily ihr herangezogen hat.
»Das ist Janna«, erinnert Emily sie und hilft ihr, sich zu setzen. »Janna. Penny geht es nicht besonders gut, und Janna übernimmt ihre Arbeit zusätzlich zu ihrer eigenen.«
Schwester Nicola nickt. Jetzt ist sie wieder ganz zufrieden. Janna geht, um den Wasserkessel neu aufzusetzen, und wechselt einen erleichterten Blick mit Emily, die leise davoneilt; zurück in ihre Zelle und zu ihrem im Stich gelassenen Brief.
Dossie fährt die Straße nach St. Endellion entlang und kann sich vor unbändiger Freude kaum halten. Sie hatte ganz vergessen, wie es ist, so irrsinnig glücklich zu sein. Und diese ersten Frühlingstage in Cornwall stimmen ganz und gar mit ihrer Laune überein: die warme Sonne, der klare Himmel und die leichte Brise aus Nordost, die vor Energie zu prickeln scheint. An den verborgenen, versunkenen, versteckten Fahrwegen leuchten an den Böschungen und Gräben tiefgoldene oder helle, strahlend gelbe Flecken: Schöllkraut, Narzissen, Schlüsselblumen und Primeln, die alle im Überfluss blühen. An kahlen Zweigen zeigen sich gerade eben die ersten Schwarzdornblüten mit weißen Spitzen, und in den Hecken sieht man Flügel flattern oder bunte Federn aufblitzen.
Bin ganz in der Nähe, Bauernladen. Tee?
Seine SMS hat sie verblüfft; ihr Magen schlägt einen Purzelbaum, und sie lacht über ihre Reaktion und spottet über sich selbst, als würde sie dadurch weniger bedeutsam. Sie fühlt sich wie ein junges Mädchen, das sich hinausschleicht, um einen Freund zu treffen, der ihren Eltern nicht genehm ist, so, als führte sie Pa und Mo hinters Licht.
»Bin kurz unterwegs, um mich mit einem Kunden zu treffen«, ruft sie Mo zu, die Fuchsien beschneidet. Das ist nicht einmal gelogen; Rupert ist ein Kunde. Sie winkt Pa zu, der mit Wolfie neben sich auf dem Rasenmäher sitzt und zum ersten Mal in diesem Jahr den Rasen schneidet, aber er hat kein Wort verstanden und winkt einfach fröhlich zurück. »Vielleicht eine Stunde, vielleicht länger«, ruft sie. Und Mo nickt lächelnd und schneidet weiter rücksichtslos das tote Holz zurück. Erleichtert darüber, nicht ausgefragt zu werden, schließt Dossie die Autotür auf, doch die Hunde kommen ihr nachgelaufen, und sie beugt sich hinunter, um Wolfie die Ohren zu knuddeln und ihre Stirn – ganz kurz nur – an John the Baptists rundes, weises Haupt zu legen.
»Ich weiß, was du im Schilde führst«, scheint sein Blick zu sagen, und sie lacht lautlos und heimlich in sich hinein, während sie ihm einen leichten Kuss zwischen die Ohren drückt.
Sie hüpft in ihren kleinen Wagen, flitzt auf die Straße hinaus und holt tief und keuchend Luft. Rupert darf ihr die Aufregung nicht anmerken. »Du hast ihn nur einmal gesehen«, ermahnt sie sich streng. »Du kennst ihn kaum. Benimm dich wie eine Erwachsene!«
Aber sie ist einfach nicht in der Lage dazu. Dieses erste Treffen in dem Pub in der Nähe von Bodmin war fantastisch. Er hatte an der Bar gestanden und sich in dem Augenblick umgedreht, als sie hereingekommen war. Blinzelnd war sie aus dem hellen Sonnenlicht draußen in das halbdunkle Innere getreten. Sie hatte ihn nach dem Foto auf seiner Website sofort erkannt. Er ist nicht besonders groß – nicht so wie Clem –, aber er hat Ausstrahlung. Mit seiner Persönlichkeit beherrschte er die voll besetzte Bar. Lachend winkte er ihr zu, und der Mann hinter der Theke lachte mit ihm, als hätte er ebenfalls auf diesen Moment gewartet. Sie zögerte, und Rupert kam auf sie zu, sah sie aus braunen Augen eindringlich an und streckte die Hand aus.
»Woher wussten Sie, dass ich es bin?«, fragte sie ziemlich töricht. Dann nahm sie seine Hand, schüttelte sie und ließ sie sehr schnell wieder los.
»Chris hat Sie mir beschrieben«, antwortete er mit einem leisen Lächeln, das nur für sie bestimmt war, und sah sie immer noch so durchdringend an, und sie wusste, dass auch ihre Lippen sich gegen ihren Willen aufwärtsbogen, mit ihm lächelten und anerkannten, dass etwas Besonderes geschah.
Und genau das ist das Problem, warnt sie sich selbst, während sie schnell die Straße entlangfährt und Joni Mitchell hört, die Comes Love singt. Sie hat ihr Interesse zu offen gezeigt. Es war, als hätte sie ihn schon immer gekannt, und doch ist da diese prickelnde Erregung, die sogar jetzt noch in ihren Adern kreist, sodass ihr Herz hämmert und sie sich
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