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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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an ihnen auszusetzen gefunden.«
    Da wurde er böse, schob seinen Stuhl so heftig zurück, dass die Beine über die schiefernen Bodenplatten kratzten, stand auf und stürmte hinaus in den Vorraum, in dem sie die Stiefel abstellen. John the Baptist erhob sich mühsam, warf ihr einen Blick zu, als wollte er sagen: »Nicht schon wieder!«, und folgte Pa nach draußen. Zusammen verschwanden sie in den Feldern.
    Jetzt schließt Mo die Augen und reckt ihr Gesicht der warmen Sonne entgegen. Sie ist sich bewusst, dass der Motor des Rasenmähers abgestellt worden ist und es plötzlich still ist. Und dann hört sie noch andere Laute: ein Rotkehlchen, das in der Escalloniahecke singt, und die zwei Töne, die aus der Krone der Esche erklingen, wo eine große Meise zwischen den dicken schwarzen, klebrigen Knospen herumturnt, die kurz vor dem Aufbrechen stehen. Sie denkt daran, wie Dossie gerade eben zu ihrem Auto gerannt ist, wie sie neuerdings ständig ihre SMS nachsieht, an ihr Strahlen und ihre Gedankenabwesenheit in letzter Zeit. Ein Schatten schiebt sich vor die Sonne, und Mo öffnet die Augen: Pa steht da und schaut auf sie herunter.
    »Alles in Ordnung, Mo?«, fragt er, und es ärgert sie, dass er diese vertraute Frage ausgerechnet in diesem Moment stellt. Am liebsten möchte sie mit ihm über ihren Verdacht reden, aber sie fürchtet, dass er dann ebenfalls auf Dossies Verhalten aufmerksam wird. Es ist unmöglich, Pa auf Verschwiegenheit einzuschwören. Früher oder später verplappert er sich und löst damit einen Streit oder ein Ereignis aus.
    »Was sagte Dossie noch, wohin sie wollte?«, erkundigt er sich, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Ich dachte, sie hätte ein Abendessen in Rock.«
    »Hat sie auch«, antwortet Mo gelassen. »Bis dahin ist noch jede Menge Zeit. Sie meinte, ein Kunde hätte angerufen. Möchtest du nach der vielen Arbeit eine Tasse Tee?« Sie steht auf. »Es ist so warm, dass wir sie hier draußen trinken können.«
    »Und wann kommt noch mal Adam?«
    Er läuft hinter ihr her. Bei seiner Frage wird ihr das Herz schwer. Sie bleibt stehen und schaut über das frisch gemähte Gras hinaus. Es ist albern, solche Angst vor Natasha und ihren zwei Töchtern zu haben; doch jeder ihrer Instinkte warnt sie vor dieser Frau und den beiden verdrossenen, unkommunikativen Mädchen. Der Umstand, dass sie – Mo – Adams Exfrau immer noch liebt und vermisst, ist dabei nicht hilfreich und bringt ihn gegen sie auf.
    »Morgen Vormittag«, antwortet sie. »Rechtzeitig zum Mittagessen. Dossie hat etwas Besonderes geplant. Wenn es so warm wird wie heute, können wir im Garten essen.« Sie muss optimistisch wirken, ansonsten besteht die Gefahr, dass Pas Widerspruchsgeist sich unkontrollierbar hochschaukelt.
    »Warum sagen diese Mädchen kein Wort?«, hatte er nach dem letzten Besuch zu wissen verlangt. »Kein ›Bitte‹ oder ›Danke‹, kein Versuch, sich an etwas zu beteiligen, und sie weigern sich, etwas mit Jakey anzufangen. Starren nur finster vor sich hin und flüstern untereinander, oder sie kleben an diesen verdammten iPods. Und diese scheußlichen Ohrringe und der Nagellack! Herrgott, sie sind gerade eben Teenager und sehen aus wie Bordsteinschwalben!«
    Mo schwieg. Adam hatte sie beiseite genommen und erklärt, es sei Zeit, dass sie und Pa in ein kleineres Haus umzögen, und sich danach erkundigt, was Dossie vorhätte, falls sie sich kleiner setzen würden.
    »Wir haben noch nie darüber gesprochen«, erklärte sie eisig.
    »Man sollte auf jede Eventualität vorbereitet sein«, gab er kühl zurück.
    Er setzte nicht in eurem Alter hinzu, aber sie wusste, dass er das meinte. Er hat Angst, sie oder Pa könnten sterben, ohne ihre Angelegenheiten zu regeln. Doch ihr Herz rebelliert bei dem Gedanken, das Court oder überhaupt etwas, das sie besitzen, an Natasha und ihre Kinder zu vererben.
    »Was hältst du von ihr?«, hatte Pa nach diesem ersten Besuch vor über einem Jahr gefragt, als Adam und Natasha ohne die Mädchen aus Oxford gekommen waren. »Gut aussehende Frau, aber ein wenig spröde. Nicht besonders herzlich. Ich hatte das Gefühl, dass sie uns abschätzt. Nicht nur uns, sondern auch das Haus und so weiter. Weißt du, was ich meine?«
    »Nun ja, das ist ja auch ihr Beruf«, gab Mo zurück. »Sie ist schließlich Immobilienmaklerin und auf Landhäuser spezialisiert. Wahrscheinlich ist ihr das in Fleisch und Blut übergegangen.«
    Später hat sie von Dossie gehört, dass Natasha keine weiteren Kinder

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