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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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kurzes Haar.
    Kitty schlägt die Wohnungstür hinter ihr zu, schaut in den Dielenspiegel und dreht ihr Kinn ein wenig. Ist ihr Haar zu kurz für ihren etwas kantigen Kiefer? Jetzt sieht sie, dass es so ist, und ein Teil ihres Selbstbewusstseins rinnt davon. Sallys Bemerkungen haben auch andere Ängste wachgerufen. Natürlich schwärmt Sally selbst für Rupert, das war schon immer so. Aber sie ist einfach nicht sein Typ; sie ist viel zu dominant, zu herrisch.
    »Ich hatte mal einen Feldwebel, der war genauso«, sagte er, kurz nachdem er sie kennengelernt hatte – und sie hatten zusammen gelacht, obwohl Kitty ein schlechtes Gewissen dabei hatte.
    Sally war dabei gewesen, als sie Rupert zum ersten Mal begegnet war; sie arbeiteten damals in der Universitätsverwaltung und verbrachten die Herbstferien zusammen.
    »Knackig«, meinte Sally, nachdem Rupert sie in dem Ferienhaus herumgeführt und ihnen den Schlüssel übergeben hatte. »Er steht auf dich.«
    Sie hatten haltlos gekichert, als wären sie noch Schulmädchen; aber als Kitty jetzt ihr Haar mustert – es ist wirklich zu kurz –, erinnert sie sich noch an den kleinen Ruck im Zwerchfell, den sie empfunden hat, als sie ihn zum ersten Mal ansah. Eines Abends, bei einem Bier im Pub, erzählte er ihr von seinen Zukunftsplänen; der Restauration alter Häuser. Seine Vision und seine Leidenschaft faszinierten sie, und sie wusste ganz einfach, dass sie jede Minute ihres Lebens mit ihm verbringen wollte. Und so war es auch gekommen: Sie hatten zusammen kampiert, gelacht und gearbeitet.
    Warum also nicht jetzt? Es liegt nicht daran, dass sie etwa nicht mit ihm zusammen sein will; sie hat sich ganz einfach wieder an das Leben in der Stadt gewöhnt, und die Aussicht, erneut in entlegenen Cottages zu leben und Wände zu streichen, hat plötzlich ihren Reiz verloren. Sogar die Tage, die sie in dem Ferienhaus verbracht hat, haben die Begeisterung nicht wieder angefacht. Ihr ist es lieber, wenn er nach Hause kommt, nach Bristol. Der Fairness halber muss sie zugeben, dass das Cottage viel komfortabler wäre, wenn sie bei ihm wohnen würde, doch sie möchte nicht fair sein. Jetzt gerade gefällt es ihr ziemlich gut, in einer großen, geräumigen Wohnung leben zu können und die Stadt vor der Tür zu haben. Sogar mit Mummy, die Betreuung und Zuwendung braucht, gelingt es ihr, sich ihre Freiräume zu schaffen.
    Sie hofft immer noch, dass auch Rupert ohne sie des unsteten Lebens müde werden und Gefallen daran finden wird, es langsamer angehen zu lassen; aber bisher hat er deutlich – sehr deutlich – zum Ausdruck gebracht, dass eine solche Zukunft für ihn nicht den geringsten Reiz hat. Natürlich ist das angesichts der armen kranken Mummy nicht so einfach, das versteht sie. Und Rupert ist kein Mann, der in dieser Krankenzimmeratmosphäre optimal funktioniert. Deswegen kommt er auch nicht ganz so regelmäßig nach Hause; das hat nichts damit zu tun, dass er vielleicht untreu ist. Sally hat schon immer gern angedeutet, dass man ihm nicht trauen kann, und um ehrlich zu sein, hat es schon ein paar Gelegenheiten gegeben, da sie sehr wachsam sein musste. Aber Kitty hat immer erkennen können, wenn er auf Abwegen ist. Dann scheint er vor Zufriedenheit beinahe zu leuchten. Seine Augen strahlen, und er ist sogar öfter zu Zärtlichkeiten aufgelegt als sonst.
    Kitty wendet sich vom Spiegel ab und reckt kämpferisch ihr kräftiges Kinn. Sie hat nicht vor, in dieser Sache nachzugeben. Kein Kampieren auf Baustellen mehr, keine Renovierungen; das wird die letzte sein. Möglich, dass sie sich zu einem Reihenhaus in Bristol überreden lässt, vielleicht, um es an Studenten zu vermieten. Dann kann Rupert die Arbeiten ganz ausgezeichnet von seiner bequemen, sonnigen Wohnung aus überwachen.
    Sally hat recht: Es ist Zeit, energisch zu werden.
    Als Rupert ankommt, wartet Kitty auf ihn. Sie mustert ihn genau, erkennt aber keinen Hinweis auf etwas Ungewöhnliches; er ist fröhlich, zärtlich und offensichtlich ganz zufrieden mit seinem Leben. Irgendwie bringt sie das in Rage.
    »Du scheinst ja ausgezeichneter Laune zu sein«, sagt sie; und es klingt wie eine Anklage. Er pflichtet ihr bereitwillig bei.
    »Aber müde«, setzt er rasch hinzu, als fühlte er sich ertappt. »Vollkommen erledigt. In den letzten paar Wochen habe ich sehr hart gearbeitet.«
    Einer solchen Steilvorlage kann sie nicht widerstehen, obwohl ihr Instinkt sie warnt. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst es ruhiger angehen

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