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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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lassen?«
    »Ach, komm schon, Schatz«, gibt er, halb lachend und halb ungeduldig, zurück und lässt seine Reisetasche auf den Boden fallen. »Lass mich wenigstens richtig ankommen, bevor du wieder anfängst.«
    Sofort fühlt sie sich gekränkt, und ein Teil ihrer guten Absichten verflüchtigt sich. »Ich fange mit gar nichts an«, faucht sie. »Möchtest du etwas zu Mittag essen?«
    »Das ist um diese Tageszeit so üblich«, brummt er sarkastisch – und mit einem Mal will sie ihn am liebsten anschreien und in einem kindischen Wutanfall gegen seine Tasche treten, doch in diesem Moment steckt die Putzfrau den Kopf aus der Küchentür. »Könnte ich Sie kurz sprechen, Mrs. French?«, fragt sie, und Kitty beherrscht schnell ihre Miene und versucht zu lächeln. Rupert begrüßt die Putzfrau wie eine gute alte Freundin, die Frau strahlt, und Kitty kann sich zusammennehmen und beruhigen.
    Aber das Wochenende lässt sich nicht gut an.
    Zwei Tage später parkt Rupert den Volvo vor dem Ferienhaus, steigt aus und bleibt in der Nachmittagssonne stehen. Er ist fast schwindlig vor Erleichterung darüber, wieder zurück zu sein. Ohne seine Tasche aus dem Wagen zu holen, tritt er auf das kleine Rasenstück und schaut sich erfreut um; er lauscht dem klaren Plätschern des Wassers, das sich mit dem leisen, beharrlichen Gurren einer Taube mischt, die er nicht sehen kann. Er atmet tief durch und ist sich des starken, süßlichen Geruchs des Geißblatts bewusst, das in komplexen Mustern über die Dornenhecke rankt. Hier, hier fühlt er sich am ehesten zu Hause, am stärksten wie er selbst. Und früher einmal, sagt er sich, hätte Kitty das Gleiche empfunden. Sie hat behauptet, die Stille zu lieben, den ruhigen, stetigen Rhythmus, in dem das Leben auf dem Land verläuft. Er kann sie sich hier vorstellen, wie sie noch im Schlafanzug am Gartentisch frühstückt, die Wasseramsel beobachtet, die auf dem Felsbrocken in der Mitte des Bachs herumhüpft, und dem fröhlichen Lied des Rotkehlchens zuhört. Oder wie sie an den langen Mittsommerabenden mit einem Glas Wein dasitzt, darauf wartet, dass über dem Blätterdach der Bäume der Vollmond aufgeht, und dem schrillen Ruf der Eule in den Wäldern unter ihnen lauscht.
    Er hat das Thema, ein weiteres Haus zum Renovieren zu kaufen, aufgebracht, aber sie hat sich nicht festgelegt, und er ist ungeduldig geworden. Seine fröhliche Laune ging in der kalten, gereizten Atmosphäre unter, die er inzwischen kennt und fürchtet und die den Sonntag überdauert hat.
    Sie muss doch einsehen, dass er nicht einfach seine Arbeit aufgeben und in einer Wohnung in Bristol sitzen kann, während ein Angestellter sein Geschäft leitet. Selbst wenn er es sich leisten könnte, nie wieder zu arbeiten, würde er sich ohne Projekte und Herausforderungen unglücklich fühlen. So gut müsste sie ihn eigentlich kennen.
    Als er so in der warmen Sonne steht, denkt er plötzlich an Dossie, wie sie kocht, plant und mit ihrem kleinen Auto herumsaust. Sie versteht ihn. Er braucht jemanden, mit dem er über die Tagesarbeit plaudern kann, die Unfähigkeit von Lieferanten und die Schrullen seiner Mieter. Dossie versteht all das und fühlt mit ihm; es ist gut, mit ihr zu essen, ein Bier mit ihr zu trinken und sich einfach in ihrer Gesellschaft zu entspannen. Ein bisschen schwierig ist, dass sie anscheinend glaubt, seine Frau sei verstorben. Wahrscheinlich ist Chris in Penharrow, ohne es zu wissen, dafür verantwortlich. Er hat wohl Gerüchte darüber gehört, dass Kitty zurück nach Bristol gegangen ist, um sich um ihre Mutter zu kümmern, nachdem ihr Vater plötzlich krank wurde und starb, und hat die Fakten durcheinandergebracht. Rupert kennt Chris nicht besonders gut, und sie haben noch nie über Persönliches oder Privates gesprochen. Jetzt ist es ohnehin zu spät, mit Dossie darüber zu reden. Im Moment hat er nicht die Absicht, für Aufruhr zu sorgen, indem er ihr die Wahrheit sagt. Bei Frauen arbeitet er nach dem Prinzip, ihnen nur so viel mitzuteilen, wie sie unbedingt wissen müssen.
    Während er seine Tasche aus dem Wagen holt und die Tür des Cottage aufschließt, gesteht er sich ein, dass es schön wäre, Dossie zu sehen. Er wünscht sich aufrichtig, er hätte sich bei ihrem Überraschungsbesuch neulich nicht ganz so abwehrend verhalten. Er wirft einen Blick auf die Uhr: zwanzig nach vier. Er wird ihr eine SMS schicken.
    In der Diele lässt er seine Tasche fallen und geht in die Küche. Dort befinden sich ein paar

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