Der Duft des Blutes
eine Stimme an. „Ich sage es nur einmal. Ich werde deiner Tochter die Kehle durchschneiden, wenn du nicht auf der Stelle die Pistole auf den Boden legst!" Das Kind vor sich her schiebend, trat Björn Magnus aus dem Wohnzimmer.
„Mama", wimmerte Julia, an deren Kehle er ein langes, scharfes Küchenmesser hielt.
Mit zitternden Händen ließ Sabine die SigSauer zu Boden gleiten. Björn hob sie auf, schob Julia bis zur Haustür und legte dann den Riegel vor.
„Björn, bitte, tu das nicht. Es ist vorbei. Du hast keine Chance mehr. Sie haben deine Fingerabdrücke in der Hütte gefunden. Thomas weiß alles. Mach es doch nicht noch schlimmer."
„Ihr habt mir mein Lebenswerk zerstört. Ich war so nah dran! Doch ich lasse es mir von euch nicht verderben. Dann wird eben Julia mein vollkommenes Modell sein!", zischte er. In seinen Augen glänzte der Wahnsinn.
Sabine trat langsam näher. „Warum, Björn, warum?"
„Immer diese furchtbaren Toten", jammerte er, „zerstückelt, zerrissen, von Kugeln und Messern zerfetzt, überfahrene Kinder, aufgedunsene Wasserleichen. Ich wollte schöne Bilder machen, von ästhetischen Körpern, von lieblicher, weicher Haut. Doch Maria hat gesagt, ich sei nicht normal. Sie ist zu ihrer Mutter zurückgegangen, als sie die Fotos von Susanna gesehen hat." Seine Stimme klang verletzt. Tränen schimmerten in seinen Augen.
„Bleib zurück!", schrie er plötzlich und zog Julia wieder mit sich ins Wohnzimmer.
„Und dann?", fragte Sabine, um ihn wieder zum Reden zu bringen. „Bist du dann zu Ronja gegangen?" In ihrem Kopf arbeitete es fieberhaft. Wie konnte sie an ihn herankommen, ohne Julia zu gefährden?
„Ronja kenne ich schon lange. Von ihr habe ich viele Bilder. Ihr werdet staunen, wenn ihr mein Archiv findet! Und dann war da plötzlich dieses süße Mädchen!" Seine Augen strahlten. „Endlich konnte ich meine Bilderreihe fortsetzen. Diese Bilder sind ein Kunstwerk -doch es ist noch nicht vollendet!"
„War Ronja denn damit einverstanden?", fragte Sabine äußerlich ruhig, obwohl ihr fast das Herz brach, als sie die lauüosen Tränen ihrer Tochter sah.
Björns Miene verfinsterte sich. „Nein, es war wie bei Maria. Als sie es bemerkte, machte sie einen Riesenaufstand, drohte mir, dass sie mich wegen Kindesmisshandlung anzeigen würde." Ein triumphierendes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Aber andererseits war es auch gut so, denn sie brachte mich auf die Idee, ein neues Projekt zu beginnen. Der ästhetische Tod! Wundervoll! Ich habe es geschafft, dem Tod sein hässliches Gesicht zu nehmen. Ausstellen müsste man mein Werk, statt mich zu verdammen!"
„Und Sandra?", fragte Sabine leise.
„Habe ich in meinem Labor erwischt, das neugierige Biest, und da hat sie Fotos von Ronja gesehen." Er grinste. „Und so bekam sie Gelegenheit, an meinem großen Kunstwerk teilzuhaben."
Sabine fühlte, wie brennend Magensäure in ihr aufstieg.
„Aber warum hast du dich mit diesem Zuhälter zusammengetan?", fragte sie verwirrt. Die Lösegeldforderung passte so gar nicht ins Bild.
„Ha!", rief Björn, und sein Gesicht wurde rot vor Wut. „Diese Kanalratten, diese Trittbrettfahrer. Nichts hatten sie damit zu tun. Behaupteten einfach, sie hätten das süße Ding, doch sie haben nicht mit mir gerechnet!"
„Du warst es! Du hast versucht, mich zu erwürgen!" Unwillkürlich fasste sich Sabine an den Hals.
Björn lächelte. „Ja, es war zu verlockend, ich musste es einfach versuchen. Der ganze Aufmarsch dort um das Gelände und dann, unter ihren Augen, ihnen ihre teure Kommissarin wegschnappen." Er senkte vertraulich seine Stimme. „Weißt du, es macht süchtig. Wenn man mal angefangen hat, dann kann man nicht mehr aufhören. Die Sekretärin war nur eine zufällig ergriffene Gelegenheit." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ja, dort auf dem Gelände musste ich ganz schön tricksen, damit hinterher keiner dumme Fragen stellt: warum meine Kleider schmutzig sind und warum ich ein geprelltes Knie habe!" Er sah Sabine böse an, doch dann warf er einen Blick auf seine Uhr. „Es ist schön, endlich einen Zuhörer gefunden zu haben, aber die Zeit läuft mir davon. Ich muss gehen. Du verstehst doch, dass ich dich jetzt töten muss, damit du uns nicht hinterherläufst."
Er ließ das Messer sinken und zog Klebeband aus der Tasche, um das Kind damit zu fesseln. In diesem Moment trat Sabine zu. Zwei Schritte, dann schnellte ihr Fuß hoch, um ihn zwischen den Beinen zu treffen, doch im
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