Der Duft des Blutes
gestikulierend.
„Dieses Mal kriege ich dich, du Mistkerl!", fauchte die Kommissarin und wog das Telefon in ihrer Hand.
„Nein!"
Sie legte es auf den Tisch, ging ins Arbeitszimmer, schloss die Schreibtischschublade auf und zog die SigSauer hervor. Mit einem Knacken rastete das Magazin ein. Die Pistole in ihrer Jackentasche verborgen, eilte Sabine die Treppe hinunter. Sie lief bis in den Keller und trat dann durch eine schmale Tür in den Hof. Im Laufschritt rannte sie zur Koppel und dann vor zur Gurlittstraße. Eilig überquerte sie die Lange Reihe und bog dann nach links auf das Gelände des Mariendoms ein. Sie zitterte vor Anspannung, als sie den Hof überquerte und sich dann durch den düsteren Torbogen dem parkenden Wagen näherte. Einen Moment blieb sie noch im Schatten der alten Klinkersteine stehen, dann zog sie die Pistole aus der Tasche, lief um den schwarzen Golf herum, riss die Wagentür auf und hielt dem Fahrer die Mündung an den Kopf.
„Hände hoch!", brüllte sie. „Legen Sie die Hände hinter den Nacken!"
Frank Löffler stieß einen Schrei aus, seine Hände fuhren nach oben. Jede Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
„Bitte, Frau Berner, nein", stotterte er mit zitternder Stimme. „Tun Sie die Waffe weg!"
Die Kommissarin hielt die Pistole weiter im Anschlag. „Erst sagen Sie mir, warum Sie mich verfolgen, warum Sie meine Wohnung beobachten..." Ihr Blick fiel auf einen kleinen schwarzen Kasten und ein laufendes Notebook, das auf dem Beifahrersitz stand. Die Vermutung wurde zur Gewissheit. „...und warum Sie mein Telefon abhören."
„Frau Berner, wir sind doch zivilisierte Menschen. Lassen Sie uns in Buhe darüber reden." Der Journalist sah sie flehend an.
„Zivilisiert? So fühle ich mich gerade nicht. Ich bin eher richtig archaisch wütend und würde Sie am liebsten kräftig durch die Mangel drehen!" Sie deutete mit dem Lauf der Pistole auf sein Handy. „Doch ich will mich beherrschen, wenn Sie jetzt einen Streifenwagen herbeiordern, der Sie mitnehmen wird."
Frank Löffler zauderte. „Aber Frau Berner", er versuchte ein gewinnendes Lächeln, „es ist doch niemand zu Schaden gekommen. Ich habe es auch bei Ihren Kollegen versucht, doch die haben alle ISDN, da komme ich nicht ran. Sie dürfen das nicht persönlich nehmen. Ich bin Journalist und von Natur aus neugierig. Bitte, machen Sie keine Staatsaffäre daraus. Ich verspreche, mich in Zukunft von Ihnen fernzuhalten."
„Sie haben geschäftliche und private Telefonate abgehört, Sie haben sich in Ermittlungen der Kriminalpolizei eingemischt und Informationen an die Zeitung verkauft. Sie haben unsere Ermittlungen gefährdet, und da bilden Sie sich ein, ich lasse Sie einfach laufen?", rief Sabine empört. „Wählen Sie sofort die Nummer!"
Die Züge des Journalisten nahmen einen gehässigen Zug an. „Ach, Sie wollen sich also stur stellen. Unsere Leser wird es sicher interessieren, dass Sie wie ein wilder Cowboy sämtliche Vorschriften mit Füßen getreten und das Leben eines Kindes aufs Spiel gesetzt haben, nur um sich zu profilieren. Oder wie wäre es damit: Kommissarin leidet unter Gedächtnisschwund, hört seltsame Stimmen und hat Halluzinationen beim Einsatz. Schützt die Bürger vor dieser gemeingefährlichen Person, die in eine Anstalt gehört und nicht ins LKA!"
Sabine wurde feuerrot vor Wut, holte aus und schlug ihm ins Gesicht. Dann riss sie ihm das Telefon aus der Hand und wählte 110.
„Das wird teuer!", fauchte sie, während sie auf den Streifenwagen warteten. „Sehr teuer! Sie werden sich noch oft wünschen, Sie hätten sich Ihre Informationen auf legalem Weg beschafft!"
Es dauerte nicht lange, bis der Streifenwagen vom Steindamm kam. Erleichtert sah Sabine zu, wie die uniformierten Kollegen Frank Löffler in den Peterwagen verfrachteten, um ihn aufs Revier mitzunehmen. Sabine versprach, am nächsten Morgen vorbeizukommen, um ihre Aussage zu machen, und sah dann dem Wagen nach, bis er um die nächste Ecke bog und verschwand.
Fröstelnd zog sich Sabine ihre Jacke enger um die Schultern. Hoffentlich war Julia nicht aufgewacht. Sie rannte über die Straße und dann, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Die Wohnungstür war nur angelehnt. War das nicht Julias Stimme? Weinte sie? Eine leise männliche Stimme antwortete. Versteinert blieb Sabine im Flur stehen. Ihre Nackenhaare sträubten sich, ihr Herz begann zu rasen.
Wie in Trance zog sie die Pistole.
„Lass die Waffe lallen!", herrschte sie
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