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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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mir sechs Blätter gegeben. Es waren auch noch sechs, als ich sie Thomas im Auto in die Hand drückte. Er sagt, er habe sie mir alle auf den Schreibtisch gelegt. Tja, da habe ich heute Morgen aber nur fünf gefunden!"
    „Oh nein!", wehrte Sandra ab, doch dann kicherte sie.
    „Frau Böreck hat sicher eine Kopie fürs Archiv gemacht, wetten?"
    Sabine lachte kurz auf. „Da könntest du recht haben! Ich gehe nachher noch mal bei ihr vorbei."
    „Weißt du noch, wie viele Nummern auf dem Zettel standen?"
    Die Oberkommissarin nickte. „Fünf Stück. Ich weiß auch noch, wie sie auf dem Papier angeordnet waren, doch ich habe mir leider nicht alle gemerkt. Ich weiß noch, der erste Eintrag war ein schweres Motorrad mit dem Kennzeichen HH-PB-1610. Am Rand stand: der unheimliche bleiche Mann mit dem schwarzen Haar. Dann kam: Herr Doktor mit seinem roten Porsche -das Kennzeichen habe ich mir aber leider nicht gemerkt. Ein Golf war noch drauf, ein silberner Ford und ein schwarzer BMW."
    „Hast du schon herausbekommen, wer der Kerl mit dem Motorrad ist?"
    Sabine schüttelte den Kopf. „Nein, das Motorrad -eine Hayabusa -ist auf eine Rosa Mascheck angemeldet. Die gute Dame ist zweiundachtzig!" Sie winkte dem Kellner, um zu bezahlen.
    „Und die auf den anderen Blättern?"
    Sabine schob dem Kellner zwei Euro Trinkgeld hinüber. „Ich habe noch nicht alle durch, doch es sind einige dabei, die mich um Diskretion anflehen werden, da kannst du dich drauf verlassen. Ich sage nur: Geld, Politik und Wirtschaft. Außerdem haben wir diesen Freund -oder ich schätze eher Zuhälter -zur Fahndung ausgeschrieben. So wie es scheint, ist der Herr untergetaucht -sagt zumindest sein Nachbar."
    Sie erhob sich und zog ihre Jacke an. Da öffnete sich die Tür, und ein Polizist in Uniform und schwarzer Lederjacke steuerte auf ihren Tisch zu.
    „Hallo, Sandra, 'nen guten Abend, Frau Berner." Er nahm die Dienstmütze vom Kopf und strich sich das braune Haar glatt. „Darf ich mich zu euch setzen?"
    „Ich bin leider gerade im Aufbruch, Herr Hugendorf", wehrte Sabine Berner ab und lächelte den für die Lange Reihe zuständigen „bürgernahen Beamten" entschuldigend an. Sandra jedoch deutete auf einen freien Stuhl, hieß den Kollegen Platz nehmen und bot ihm eine Zigarette an. Was sollte sie jetzt heimgehen in ihre dunkle, leere Wohnung?
    Die Kommissarin verließ das Qnosa. In Gedanken bei Frau Böreck, machte sie sich auf den Heimweg. Ein Mann kam ihr entgegen. Als er Sabine sah, zögerte er kurz, doch dann glitt sein Blick zu Boden, und er schritt schnell an ihr vorbei.
    Vielleicht war es das kurze Zögern, vielleicht die Art, wie er sich bewegte, oder der eigentümliche Duft seines Aftershaves, der die junge Frau aus ihren Gedanken riss.
    „Andreas?"
    Der hünenhafte Mann mit dem kurz geschorenen Haar drehte sich um. Ein Lächeln erhellte sein stoppelbärtiges Gesicht.
    „Sabine, so eine Überraschung." Er kam zurück und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich war so in Gedanken, dass ich dich gar nicht erkannt habe. Was machst du hier?"
    Die junge Frau trat einen Schritt zurück. „Ich wohne hier." Sie zeigte auf das Haus. „Und was treibst du in Hamburg? Ich dachte, du bist einer der Ersten, die sich um einen Auslandseinsatz reißen."
    „Ich bin nicht mehr dabei", antwortete er knapp, sein Lächeln verschwand.
    Sabine sah ihn erstaunt an. „Nein? Ich dachte, du hättest dich für zehn Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet."
    Andreas Wolf zuckte die Schultern. „War nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Aber lass uns von dir reden. Was macht dein Anwalt? Was macht dein Kind?"
    „Die Scheidung ist durch, und er hat Julia bekommen." Der Schmerz darüber spiegelte sich in ihrem Blick wider.
    „Tut es dir leid?"
    Sabine hob die Augenbrauen. „Was? Dass ich mich von Jens habe scheiden lassen oder dass ich dich in jener gewissen Nacht heimgeschickt habe?"
    Ein warmes Lächeln erhellte sein Gesicht, seine Augen glänzten, und plötzlich wusste Sabine wieder, warum sie vor drei Jahren dem Charme dieses Hünen fast erlegen war. Wie sehr hätte sie in dieser Phase der Scheidung ein Paar starke Arme gebraucht, doch sie wusste, dass Andreas keine Kinder wollte. Sie jedoch war bereit, alles zu geben, um das Sorgerecht für Julia zu erstreiten. Wozu dann eine Affäre beginnen, die nur mit Tränen enden konnte?
    „Das zweite würde mich vor allem interessieren", antwortete er. Einen Augenblick sahen sie sich in die Augen, dann senkte

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