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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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stundenlang mit Kind und Hund um die Alster, spendierte Eis im Pavillon am Jungfernstieg und lieh dann zwei Disney-Videofilme aus, um wenigstens zwei Stunden arbeiten zu können. Mittwochs musste er nur zwei Runden mit Leila drehen, Julia wurde bei Ingrid Kynaß untergebracht, die heute ihren freien Tag hatte und nicht ins „Ragazza" musste. Die Kommissarin brütete darüber nach, wie sie den Donnerstag noch herumkriegen sollte, denn an Urlaub war nicht zu denken.
    Als Sabine am Mittwoch ihre Bürotür abschloss, war es schon lange dunkel. Mit ausladenden Schritten stürmte sie durch den leeren Gang, das Geklapper ihrer Absätze hallte durch das Treppenhaus. Ein Blick auf die Uhr: kurz nach neun.
    „So ein Mist!", fluchte sie leise. Dem Wachmann am Eingang schenkte sie ein kurzes Lächeln, doch dann sanken ihre Mundwinkel wieder herab. Ein Blitz zuckte über den nachtschwarzen Himmel. Das Donnergrollen ließ nicht lange auf sich warten.
    Im herabströmenden Regen eilte Sabine Berner zum Parkplatz hinüber, riss die Tür ihres alten, dunkelblauen Passats auf und ließ den Motor an. Während sie auf die Hindenburgstraße einbog, tippte sie die Nummer ein.
    „Kynaß", erklang die Stimme der Freundin schon nach dem zweiten Klingeln.
    „Sabine hier, verdammt", sie wich auf die linke Spur aus, als ein Lastwagen knapp vor ihr einscherte. „Der Tieze hat mich wieder vollgequatscht bis zum Gehtnichtmehr. Ich bin ihm gerade erst entkommen. Es tut mir so leid." Sie setzte den Blinker, gab Gas und rutschte noch an der kaum mehr gelben Ampel vorbei.
    „He, cool down, ich hab dich eh nicht so früh erwartet. Julia schläft schon seit einer Stunde. Du kannst sie gern bis morgen dalassen. Ich habe erst die Nachmittagsschicht."
    Sabine bremste scharf und kam knapp hinter der Stoßstange eines S-Klasse-Mercedes zum Stehen, der anhielt, um hier in der zweiten Reihe zu parken.
    „Daimlerfahrer!", schimpfte sie und überholte hupend den weißhaarigen Herrn im grauen Zweireiher, ehe sie sich wieder Ingrid Kynaß zuwandte.
    „Ich komme so in einer halben Stunde, muss vorher nur noch kurz bei Antonio rein, um Brot und Milch zu holen. Ich krieg das hin. Glaubst du, ich habe Lust, mir von Jens wieder einen Vortrag darüber anzuhören, dass ich genau aus diesem Grund das Sorgerecht nicht bekommen habe?"
    „Na, hör mal, wenn er dir so überfallmäßig Kind und Hund aufhalst! Aber wie du meinst. Also bis gleich."
    „Biegen Sie dort hinten an der Barmbeker Straße rechts ab", ertönte unvermittelt eine Stimme hinter Sabine. Die Kommissarin fuhr zusammen. Ein Adrenalinstoß flammte durch ihren Körper. Sie riss das Lenkrad nach rechts und trat auf die Bremse. Schlitternd kam der Wagen zum Stehen.
    „Lassen Sie Ihre Hände am Steuer und sehen Sie nach vorn", sagte die Stimme von hinten. Dieser Tonfall! War das der nächthche Anrufer? Begnügte er sich nun nicht mehr mit Telefonterror und damit, heimlich in ihre Wohnung einzudringen? Was wollte er von ihr?
    „Was fällt Ihnen ein, mich so zu erschrecken", presste sie hervor. Ihr Herz raste. Heiße Wellen jagten durch ihren Körper. So ein Mist! Seit drei Tagen saß ein Observationsteam vor ihrem Haus, und nun hatte sie den Kerl hier im Auto.
    Den Gurt auf und raus, dachte sie. Laut schreien und winken. Gischt spritzend jagten die Autos an ihr vorbei durch die Gewitternacht. Die Pistole! Verdammt, die steckte tief in ihrem Rucksack im Fußraum des Beifahrersitzes. Die Kommissarin saß immer noch wie erstarrt da, die Hände am Lenkrad. Regen rauschte herab und machte die Scheiben blind. Der Donner grollte.
    Mit dem Ellenbogen kräftig nach hinten schlagen. Ich müsste ihn ins Gesicht treffen. Am besten auf die Nase.
    „Sie brauchen keine Angst zu haben." Die Stimme klang fast freundlich. „Ich werde Ihnen nichts tun. Ich möchte Ihnen nur etwas zeigen."
    Na klar, deshalb versteckst du dich in meinem Wagen und erschreckst mich zu Tode. Langsam ließ Sabine die linke Hand vom Lenkrad gleiten.
    „Wissen Sie, wo Sandra Richter ist? Lassen Sie die Hand am Steuer!"
    Die Kommissarin fuhr herum und starrte die dunkle Gestalt auf dem Rücksitz an. Blasse Wangen blitzten im Lichtschein vorbeihuschender Wagen, langes schwarzes Haar hing über die Schultern herab.
    „Warum wollen Sie das wissen?", fragte sie und zwang ihre Stimme zur Ruhe.
    „Wo ist Sandra Richter?", wiederholte er geduldig.
    „Sie ist krank. Wahrscheinlich ist sie daheim und liegt mit einer Wärmflasche im Bett."
    Die

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