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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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nein, Inez, eine wirklich junge Dame. Es muss seine Herzallerliebste sein. Sie ist über Nacht geblieben. Gestern Abend und heute Morgen war ihre Stimme das Letzte und das Erste, was ich gehört habe. Sie wissen ja, diese Wände sind papierdünn.«
    Das wusste Inez nicht. Während des Umbaus damals hatte sie die Wände mit schalldichtem Material isolieren lassen. Freddys Mitteilung überraschte sie. Will mit einer Freundin! Wollte sie etwa hier mit ihm zusammenleben, während er beziehungsweise Becky weiterhin dieselbe Miete bezahlte? Sollte das die zweite Auflage von Ludmilla und Freddy werden? Jedenfalls hätte Becky sie wenigstens darüber informieren können.
    Noch während sie ziemlich empört darüber nachdachte, klingelte das Telefon. Es war Becky.
    »Es ist nur vorübergehend, Inez. Sie leben nicht zusammen. Sie soll sich nur um ihn kümmern, bis es ihm besser geht.«
    Becky hatte seit Monaten nicht mehr so glücklich geklungen.
     
    »Er glaubt, du wirst ihn am achten Juni heiraten?« Algy war entsetzt. Er sackte in einen Sessel. »Und der andere, dieser Rowley Dingsbums, glaubt, du heiratest ihn am fünfzehnten?«
    Aus den Tiefen eines Sessels drang ein Grollen, wie wenn man tief unter den Füßen eine U-Bahn vorbeifahren spürt. Es war Reem Sharif. Sie lachte. Nachdem es beim Babysitten spät geworden war, hatte sie übernachtet und war jetzt damit beschäftigt, Carmel und Bryn die Reste des Frühstücks von den Gesichtern zu putzen.
    »Ich weiß gar nicht, was der ganze Wirbel soll«, sagte Zeinab. »Alge, ich werde sie doch nicht wirklich heiraten.«
    »Merkst du denn nicht, dass du dich auf dünnem Eis bewegst? Wenn einer von denen die Sache spitzbekommt, ist der Teufel los. Höchste Zeit, Schluss zu machen. Blas die Sache ab, bevor es zu spät ist.«
    »Wenigstens habe ich mich nicht auch noch mit Orville eingelassen. Und das nicht wegen mangelnder Nachfrage.«
    Heute Morgen sah Zeinab besonders hinreißend aus: ein neuer schwarzer Leinenminirock und eine weiße Musselinbluse im Landhausstil, wie sie derzeit der letzte Modeschrei war. An jeder Hand steckte ein Verlobungsring. »Alge, schau dich doch mal um, was uns das gebracht hat. Einen Digitalfernseher und Fahrräder für die Kids. Die Kronleuchter da. Außerdem, hast du einen Blick auf unser gemeinsames Konto geworfen, seit ich Mortons Teil mit den Diamanten und den Saphiren verkauft habe?«
    »Mir wird schon beim Hinsehen angst«, meinte Alge. »Du hast mir immer noch nicht erzählt, was in der verdammten Riesenschachtel war, die gestern hier angeliefert wurde. Gleich zwei Typen haben sie in einem schwarzen Van voller Goldverzierungen gebracht.«
    »Hättest ruhig hineinschauen können. Ich habe vor dir kein Geheimnis, das weißt du.«
    »Kannst ihm ruhig erzählen, was das war, Suzanne.« Reem unterbrach ihre Tätigkeit, indem sie jedem Kind Schokolade in den Mund stopfte und beide wegschob. »Eifersucht ist das Letzte. Erlös den armen Kerl von seiner Qual.«
    »Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, du solltest mich heiraten. Noch dazu jetzt, wenn wir eine neue Wohnung bekommen. Dann könntest du keinen anderen mehr heiraten, damit wäre dann Schluss. Wirst du mir jetzt erzählen, was in der Schachtel ist?«
    »O.k., meinetwegen. Es war mein Hochzeitskleid. Zufrieden? Das ich bei meiner Hochzeit mit Morton tragen werde. Ich meine, das ich tragen soll. Mein Gott, schau nur auf die Uhr. Schon vor einer halben Stunde hätte ich in der Arbeit sein sollen.«
     
    Diesmal musste er nicht so lange warten. Um drei Uhr rief sie an. Bis auf eine gewisse Finesse, mit der sie ihre Anweisungen erteilte, überraschte ihn keine ihrer Bemerkungen. Nicht gekennzeichnete Banknoten, und das Geld musste aus verschiedenen Quellen stammen, egal, ob er es direkt bei seiner Bank oder vom Geldautomaten abhob. Sobald er fünftausend zusammen hatte, sollte er die Hälfte davon in Euro umwechseln, in kleinen Wechselstuben, wie man sie rings um den Bahnhof Paddington hinten in Juweliergeschäften fand. Die restlichen fünftausend musste er über Kreditkarten von unterschiedlichen Londoner Bankfilialen abheben. Sollte sein Kreditkartenlimit dafür nicht ausreichen, was sie eindeutig für unwahrscheinlich hielt, sollte er einen Scheck ausstellen und mit einer Karte absichern.
    »Das wird Wochen dauern«, sagte Jeremy.
    »Ich gebe dir eine Woche. Mittwoch, neunundzwanzigster Mai. Ich rufe wieder an, ungefähr um diese Zeit, für weitere Vereinbarungen.«
    »Warten Sie«,

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