Der Duft des Bösen
stehe gerne zur Verfügung, falls Sie je nach einer zweiten Kraft suchen. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass die Bezahlung stimmt.«
Er nahm in einem grauen Samtlehnstuhl, der Tante Violet gehört hatte, Platz und machte es sich für ein Plauderstündchen gemütlich. Noch ehe Inez sein Angebot mit einem kategorischen »Nein« beantworten konnte, kam Zeinab herein.
»Wir hatten die Polente hier«, sagte Freddy, »sie haben sich nach dem Rottweiler erkundigt. Unser geschätzter Freund, Mr. Quick, war in der Lage, ihnen einige flüchtige Details zu liefern. Über den Biss haben sie kein Wort verloren, komisch, oder?«
»Er beißt sie nicht«, sagte Zeinab. »Das war eine Falschmeldung. Ich will gar nicht weiter darüber reden. Die Sache ist für mich zu scheußlich.«
Heute trug sie einen schwarzen Lederminirock mit zierlichen Goldnieten. Ihr Angorapulli war schneeweiß und glänzte. Als Pendant zu den Nieten klebte auf jedem Fingernagel ein goldener Vogel. Inez wunderte sich, dass ihr strenger Vater nichts gegen ihre Kleidung hatte. Aber vielleicht hatte er davon keine Ahnung, vielleicht schlich sie verstohlen aus dem Haus oder hüllte sich sogar von Kopf bis Fuß in einen Tschador.
»Wird Zeit, dass Sie gehen, Freddy«, sagte Inez energisch. »Ludmilla wird sich schon wundern, wo Sie stecken.«
Offen gestanden, war dies das Letzte, worüber sich Ludmilla wunderte. Sie wusste ganz genau Bescheid. Schon lange lag sie mit Zeinab im Clinch und verdächtigte sie, sie habe es darauf abgesehen, Freddy zu umgarnen. Widerwillig stand er auf, wobei sein Blick zum ersten Mal auf den Jaguar fiel. Gegen den Uhrzeigersinn machte er sich auf den Weg dorthin und nickte dabei mit dem Kopf, als fände er seine Zustimmung.
»Freddy!«
»Ich geh ja schon.« Er winkte dem Jaguar zu und meinte, er brauche unbedingt etwas, »um seine Kehle anzufeuchten«. Dann ging er nach oben.
»Nachdem er nun weg ist«, sagte Inez, »werde ich endlich Tee kochen, wenn auch mit Verspätung. Wie war dein Essen mit Mr. Phibling?«
»Ziemlich wie immer. Blabla und Gedichtfetzen, jede Menge Zeug. Dass er mit mir und einem Laib Brot und einer Flasche Wein unter einem Baum liegen möchte. Weiß Gott, warum. Männer labern einfach immer weiter, stimmt’s?«
»Manche schon.«
»Rowley Woodhouse will unbedingt, dass wir uns verloben. Der ist ein echter Fall für die Klapsmühle. Er hat schon den Ring gekauft. Wenn ich doch nur den Ring ohne den Kerl haben könnte.«
Inez trollte sich, um Tee zu machen. Als sie mit einem Tablett und zwei Bechern wiederkam, hatten sie inzwischen Kundschaft, eine Frau in einem Kunstpelzmantel, der fast dieselbe Farbe wie der Jaguar hatte. Sie stand vor einem langen Wandspiegel mit vergoldetem Rahmen. Zeinab tat ihr Bestes, aber nach zwanzig Minuten genauester Prüfung ging die Frau wieder, ohne den Spiegel gekauft zu haben.
»Das tut mir gar nicht Leid«, sagte Zeinab, als gehörten ihr Laden und Spiegel. »Ich weiß gar nicht, was ich ohne den täte. Das ist mein Schminkspiegel.«
Die bestorganisierten Umbauspezialisten fangen früh an und hören früh auf. Diesbezüglich war Keith ein guter Fachmann. Wenn er einer Hausbesitzerin erklärte, er käme Anfang der Woche zu ihr, dann meinte er Dienstag und nicht Donnerstagnachmittag, und wenn er sagte, anderntags käme er wieder, dann tat er das auch, und wenn es nur für zehn Minuten war. Morgens erschien er annähernd zum vereinbarten Zeitpunkt, also gegen acht Uhr. Das Radio drehte er leise oder stellte es sogar ganz aus, wenn der Kunde unbedingt Wert auf Stille legte, wie es einige seltsame Leute taten. Auch seine Arbeit war ziemlich gut. Anfangs hatte er befürchtet, eine zu große Verantwortung zu übernehmen, wenn ein kindlicher Typ wie Will Cobbett für ihn arbeitete. Könnte er ihn in einem fremden Haus allein lassen? Würde er rechtzeitig fertig sein, wenn Keith ihn abholte? Und könnte man sich darauf verlassen, dass er einfache Arbeiten bewältigte? Von »Lernschwierigkeiten« oder »Chromosomenproblemen« hatte Keith noch nie ein Wort gehört, und wenn doch, hätte er Will wahrscheinlich nicht eingestellt. Er wusste lediglich, dass Will ein Pflegekind gewesen war und ziemlich »langsam« sein sollte. Aber Will entpuppte sich als guter Arbeiter. Er tat, was man ihm sagte, rauchte nicht und hatte nicht einmal den Wunsch dazu – als Nichtraucher war Keith diesbezüglich eigen – und schien wirklich zuverlässig zu sein. Bisher war alles gut
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