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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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war? Vielleicht, wenn es Zeinab für den Laden gekauft hätte, doch das kam kaum vor, und außerdem war Zeinab, abgesehen von ihrer Unpünktlichkeit, ziemlich gewissenhaft. Inez konnte sich nicht erinnern, dieses Kreuz schon jemals gesehen zu haben. Sie brach ihre Putzaktion ab und holte die Kataloge aus der Schublade, in der sie aufbewahrt wurden. Jeden der drei schweren Bände. Drei Stunden später – an Trinken, Essen oder einen Videofilm war gar nicht mehr zu denken gewesen – hatte sie jeden Band von vorn bis hinten sorgfältig durchgeblättert.
    Das Silberkreuz war nicht darin aufgeführt. Das Einzige, was irgendwie in diese Richtung ging, war ein Goldkreuz an einem schwarzen Samtband. Sie hatte es vor mindestens zwei Jahren gekauft, daran erinnerte sie sich noch. Das Silberkreuz, das möglicherweise oder sogar ganz sicher Gaynor Ray gehört hatte, tauchte in den Listen nirgends auf. Inez hatte das Kreuz mit der zerrissenen Kette in der Hand gehalten. Als ihr bewusst wurde, dass dies höchstwahrscheinlich die Mordwaffe war, ließ sie es fallen.

8
    Inez fand nicht viel Schlaf. Sie stand früh auf und war schon vor acht Uhr unten im Laden. Jetzt, im April, war es um diese Zeit taghell. Sie sah den Van von Keith Beatty ankommen und hörte ihn hupen. So laut, dass man es noch im Bahnhof Paddington hören konnte, obwohl der ganze Lärm gar nicht nötig gewesen wäre. Schließlich war Will immer schon fertig. Noch ehe der letzte Nachhall verklungen war, stand er bereits draußen auf der Straße und öffnete die Beifahrertür. Inez seufzte und schalt sich erneut. Dieses Seufzen müsste sie sich endlich abgewöhnen.
    In der vorigen Nacht hatte sie das Kreuz noch einmal angefasst. Dann war ihr eingefallen, dass sie es eigentlich gar nicht berühren sollte. Danach hatte sie es nur an seiner Kette hochgehoben. Was aber, wenn die Kette dem Zweck gedient hatte, den sie kaum anzudenken wagte? Sollte sie sie dann überhaupt anfassen? Wenn Martin alias Forsyth ein derartiges Beweisstück fand, schob er es zur gerichtsmedizinischen Untersuchung immer in eine sterile Tüte. Inez war in ihre Küche hinaufgegangen und hatte eine Plastiktüte von einer neuen Rolle gerissen. In der Tüte hatte das Kreuz die Nacht bei ihr verbracht, auf ihrem Nachttisch. Obwohl sie normalerweise nicht unter Wahnvorstellungen litt, hatte sich in ihr die unangenehme Vorstellung breit gemacht, der Unbekannte, der das Kreuz dort abgelegt hatte, könnte in den frühen Morgenstunden wieder in den Laden kommen, um es sich zu holen.
    Sie hatte es mit nach unten genommen. In ungefähr einer halben Stunde würde sie die Polizei anrufen und sich mit Inspector Crippen verbinden lassen. Sollte sie den restlichen Laden durchsuchen? Sollte sie sich jenen Teil vornehmen, den sie gestern Abend nicht mehr angefasst hatte, fast ein Drittel der gesamten Ladenfläche? Um dann vielleicht ein silbernes Feuerzeug zu finden, in das mit Granatsteinen die Initialen von Nicole Nimms eingelassen waren, und einen schwarz-goldenen Schlüsselring mit einem Scotchterrier-Anhänger aus Onyx und eine goldene Schmuckuhr? Nein, das sollte die Polizei machen. Inez grübelte gerade über die Folgerungen aus ihrem Fund und dem Fundort nach – der Rottweiler oder einer seiner Komplizen musste »Star Antiquitäten« betreten haben –, da kündigte ein Klopfen an der Hintertür die Ankunft von Jeremy Quick an, der auf seine Tasse Tee vorbeischaute. Schnell setzte Inez den Wasserkessel auf.
    Er trug einen neuen Anzug mit schneeweißem Hemd und einer schlichten, tief blau-grünen Krawatte.
    »Gut sehen Sie aus«, sagte Inez.
    »Vielen Dank. Nun ja, eigentlich habe ich mir diesen Anzug im Hinblick auf meine Hochzeit gekauft, aber nun wird bis dahin offensichtlich noch einige Zeit vergehen. Also dachte ich mir, ich könnte ihn genauso gut anziehen.«
    Sollte sie es ihm erzählen? In dieser Angelegenheit brauchte sie dringend eine Vertrauensperson, am liebsten noch vor ihrem Anruf bei der Polizei. Ach, wie sehr vermisste sie Martin! Aber nachdem der leider nicht zur Verfügung stand – würde Jeremy auch genügen? »Wie geht es Mrs. Gildon?«, fragte sie.
    »Ziemlich unverändert. Es ist sehr aufmerksam, dass Sie sich erkundigen. Belinda bleibt noch immer vier von sieben Nächten im Krankenhaus. Ich bekomme nicht viel von ihr zu sehen.«
    Während er seinen Tee trank, überlegte Inez noch einmal, ob sie es ihm erzählen sollte, verwarf es dann aber wieder. Es gab noch etwas, was sie

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