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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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gesperrt.«
    »Und da sitze ich nun, tief betrübt und allein, und warte auf dich an meinem einsamen Tisch im Claridge’s. Vor Kummer kann ich nichts essen und bin so enttäuscht, dass ich nur noch an meinem Cognac nippe. Gibt es im Hause deines Vaters keine Telefone?«
    Jede von Zeinabs möglichen Antworten wurde rüde durch eine gellende Polizeisirene unterbrochen. Die Nachricht, die man Osnabrook und Jones übermittelt hatte, enthielt einen Übertragungsfehler. Beide hatten den Eindruck, sie würden zu einem Raubüberfall gerufen. Kaum waren sie da und aufgeklärt, machten sie sich daran, mit Zuluetas Hilfe den Laden zu durchsuchen.
    »Jetzt zu den Mietern«, sagte Crippen. »Ich brauche von Ihnen nur die Namen, ja?«
    »Mr. Cobbett in der einen Wohnung im zweiten Stock, Mrs. Gogol in der anderen und Mr. Quick im Dachgeschoss.«
    »Und wer wohnt dann im ersten Stock?« Diese Frage stellte Crippen derart argwöhnisch, als versuche sie, ein Schwerverbrechen zu verheimlichen.
    »Da wohne ich, wenn’s recht ist. Oder dachten Sie, ich würde hier unten auf dem Fußboden schlafen?«
     
    Sie fanden die Uhrbrosche. Auch sie lag, hinter einer Reihe von Figurkrügen, auf einem Tisch in einer anderen dunklen Ecke, in einem grünen Teller, der wie ein Kohlblatt geformt war. Mittlerweile war es fast Mittag geworden. Crippen wollte unbedingt wissen, wann die Mieter von der Arbeit heimkämen. Da Ludmilla und Freddy das Haus stets durch den Laden verließen, meinte Inez, sie müssten zu Hause sein.
    »Warum haben Sie das nicht schon eher gesagt, Madam?«
    »Sie haben mich nicht gefragt. Mr. Quick müsste um sechs nach Hause kommen und Mr. Cobbett noch früher, vermutlich gegen halb fünf.«
    Es widerstrebte Inez, ihm von Will zu berichten, doch aus irgendeiner anderen Quelle hätte er es sowieso erfahren. Will war verletzlich. Ein Mann wie Crippen würde ihm Angst machen. Er würde nicht wissen, was er sagen sollte. Er würde es einfach nicht verstehen. Sollte sie eine Erklärung versuchen? Besser nicht, das ließ sie lieber bleiben. Sie konnte sich die Reaktion des Inspectors nur allzu gut vorstellen, wenn er hörte, jemand sei – also, was war Will eigentlich? Ein Autist? Nicht wirklich. Geistesgestört? Gewiss nicht. Heutzutage hatte die politisch nicht korrekte Bezeichnung einen tief beleidigenden Unterton. Er hatte ein harmloses Chromosomenproblem, das war alles. Gewiss würde Crippen das begreifen und behutsam vorgehen …
    Trotz ihrer Ankündigung, die Ermittlungsarbeiten nicht behindern zu wollen, bat sie die Polizisten, draußen bei Ludmilla zu klingeln, anstatt durch die Hintertür hinaufzugehen. Osnabrook blieb unten. Er war felsenfest davon überzeugt, dass er auch den Schlüsselring und das Feuerzeug finden würde, wenn er nur lange genug danach suchte. Die Polizei im Haus oder ein vor der Tür geparktes Polizeiauto sind wirklich geschäftsschädigend, dachte Inez.
    Zeinab hatte sich draußen zu Morton ins Auto gesetzt, wo die beiden offensichtlich heftig miteinander diskutierten. Erhitzt und verärgert kam sie wieder und machte sich daran, ihr Make-up auszubessern, das in der Hitze des Gefechts dahingeschmolzen war. »Ich hätte meinen Paps nie erwähnen sollen«, meinte sie. »Jetzt will er ihn unbedingt kennen lernen und bei ihm um meine Hand anhalten. Jedenfalls sagt er das. Das würde man von ihm erwarten, meint er. Nur über meine Leiche, habe ich ihm erklärt. Wenn er die Masche probiert, ist es zwischen uns aus.«
    »Daran bist nur du schuld«, erklärte Inez energisch. Obwohl Osnabrook garantiert außer Hörweite war, dämpfte sie ihre Stimme. »Du hast dich als altmodisches Mädchen dargestellt, ja fast schon wie eine aus dem Mittelalter. Ich meine, du hast doch nicht – also – mit ihm oder Rowley geschlafen, oder?«
    Aus gutem Grund war Zeinab über diese Unterstellung schockiert und lief unter ihrem Make-up rot an. »Ganz sicher nicht.«
    »Nun denn. Du weißt ja, heutzutage machen das die Mädchen. Sobald sie verlobt sind ganz bestimmt. Du hast ja selbst gesagt, Rowley hätte dir erklärt, Verlobung sei die moderne Form der Ehe. Ich nehme nicht an, dass er damit einen Ring am Finger und eine Anzeige in der Zeitung gemeint hat. Setzen sie dich denn nicht unter Druck?«
    »Was glauben Sie denn? Die ganze Zeit, zum Kuckuck.«
    Inez lachte. Mit gekränkter Miene wechselte Zeinab das Thema. »Ihnen ist doch klar, dass der Rottweiler hier drinnen gewesen sein muss, als normaler Kunde verkleidet?

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