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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Haus und dem ersten einen Blick auf Gras, Büsche und Teile eines Schuppens. Einen Schuppen hatte es im Film gegeben, vielleicht auch Gras, und Büsche ganz sicher. Einige dieser Reiheneckhäuser hatten seitlich Gartentürchen. Wenn er näher heranginge, könnte er diese Türchen aufmachen und einen Blick auf die Hinterhöfe werfen, das wusste Will, aber die Häuser waren bewohnt. Lichter brannten, manchmal hinter geschlossenen Vorhängen, manchmal auch so. Die Leute würden ihn für einen Dieb halten.
    Einen Parkplatz gab es nicht. Das war etwas, was er nicht verstand. Aber es gab eben Dinge im Leben, die er nicht verstehen konnte und auch nie würde, das wusste er. Zu ihrer Erklärung brauchte er unbedingt Becky. Durch Nachdenken versuchte er, herauszubekommen, was Becky möglicherweise zu dem nicht vorhandenen Parkplatz gesagt hätte. Diese Taktik machte ihm stets Mühe. Wenn er imstande gewesen wäre, sich selbst zu erklären, was sie gesagt hätte, hätte er sie nicht gebraucht, doch jetzt brauchte er sie sehr. Er hatte nur noch einen Gedanken: Sie sollte bei ihm sein und die Dinge erklären und alles einfach machen. Doch was sie gesagt haben könnte, darauf kam er nicht.
    Frustriert schüttelte er den Kopf und lief bis ans Ende der Straße. Inzwischen grübelte er bereits über die Lösung eines neuen Problems nach. Wie konnte man einen Blick in die hinteren Gärten werfen, ohne dass es die Leute sahen? Beim Rückweg hatte er schon ein kleines Stück auf der anderen Straßenseite zurückgelegt, als er an ein Haus kam, das ihm zuvor nicht aufgefallen war. Hier brannte kein Licht. Das Haus hatte auch keine Vorhänge und wirkte unmöbliert. Doch eine sehr vertraute Tatsache interessierte Will: Im Vorgarten türmten sich Berge von Baumaterial und blockierten den Seiteneingang, dessen Türchen man ausgehängt hatte. An diesem leer stehenden Haus wurde gebaut, vielleicht ein Anbau, jetzt jedoch waren die Arbeiter selbstverständlich heimgegangen. Zurück blieben Ziegelberge, Sandhaufen und ihr Zementmischer.
    Auf seinem Weg durch die Straße und die halbe Strecke zurück war Will keiner Menschenseele begegnet. Seines Wissens war niemand in der Nähe. In solchen Sachen hatte der Mann, der ihm folgte, viel zu viel Übung und war zu vorsichtig, um sich blicken zu lassen. Doch als Will über den Sandhaufen kletterte und den Mischer umrundete, schlüpfte er hinter ihm hinein und duckte sich in den tiefsten Schatten. Den fehlenden Parkplatz hatte Will längst vergessen. Inzwischen war er so aufgeregt, dass er nur noch Augen und Ohren für die Stelle unmittelbar hinter dem Durchgang hatte. Die Risse im Beton, die nackten, mit Unkraut überwucherten Stellen, der verfallene Schuppen – alles sah genauso aus, auch wenn man das im Dunkeln schwer feststellen konnte. Nebenan drang Licht aus einem Fenster, allerdings fiel es nur auf eine kleine Rasenfläche. Bis hier herüber drang nichts. Die andere Seite lag bis auf einen schwachen Schein im Dunkeln. Vielleicht brannte in einem Zimmer im oberen Stockwerk eine Kerze.
    Will drang bis ans Ende dieses ruinierten Gartens vor und versuchte sich an der Schuppentür, aber sie war verschlossen. Schlüssel gab es keinen. In einem Schuppen lagen normalerweise Spaten und Schaufeln. Er hatte gehofft, einen zu finden. Als er durch die kaputte Fensterscheibe spähte, sah er lediglich zwei prall gefüllte Plastiksäcke und daneben einen Haufen, der an alte Kleidungsstücke erinnerte. Morgen käme er wieder.
    Wie er langsam Richtung Harrow Road spazierte, keimte in ihm ein Gedanke. Er musste sich etwas zum Graben besorgen. Keith besaß zwar Spaten, aber die wurden natürlich nur bei Arbeiten im Freien eingesetzt. Ausleihen ging auch nicht, denn Keith würde den Grund dafür wissen wollen. Will hatte keinen Garten und Becky auch nicht, und beides wusste Keith. Will fasste einen Entschluss. Er würde einen Spaten kaufen müssen. Morgen nach der Arbeit.
     
    In Zuluetas Augen war Will Cobbetts Schuld besiegelt, durch seinen Besuch im Haus in der Sixth Avenue und den Versuch, sich Zugang zu dem Hinterhofschuppen zu verschaffen. Kaum war Will fort, versuchte sich auch Zulueta am Schuppen. Leider hatte er sich trotz seiner sonstigen Begabung für Polizeiarbeit – zum Beispiel, jemanden unerkannt zu beschatten – nie dadurch ausgezeichnet, Schlösser ohne passende Schlüssel zu öffnen. Und auch jetzt scheiterte er wieder. Das Fenster war zu klein, hier passte nicht einmal ein schmaler Mensch

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