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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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gezeigt. Warum sollte sie die Polizei anlügen? Es sei denn, sie führte etwas im Schilde. Ihre Arbeitgeberin hatte sie eindeutig auch angelogen.
    Irgendwie beschlich Zulueta immer heftiger der Gedanke, dass an diesem Haus insgesamt etwas faul war, »Star Antiquitäten« eingeschlossen. Zum Beispiel dieser Perfect, der ständig seine Nase in Sachen steckte, in denen er nichts zu suchen hatte, jener Hilfsarbeiter, der den Halbtrottel spielte, und dann Inez Ferry selbst. Zulueta fand es höchst unwahrscheinlich, dass sie beim Abstauben unversehens auf das Silberkreuz und den Schlüsselring gestoßen war. Da könnte man schon eher vermuten, dass ihr einer die Sachen verkauft hatte, und sie hatte sie wiederum so lange zum Verkauf angeboten, bis sie kalte Füße bekam. Und wie kam ein Hilfsarbeiter dort zu einer Wohnung? Von einem waren sowohl Zulueta als auch Crippen und sämtliche Vorgesetzte überzeugt: Einer der Hausbewohner oder jemand, der zu diesem Laden eine Beziehung hatte, war in diese Morde verwickelt. Und was dieses Mädchen betraf … Mit diesem Knochen würde er es wie der Sealyham machen und heftig daran herumnagen. Er würde zur Redington Road hinauffahren und überprüfen, ob sie tatsächlich dort wohnte. Ein Anruf brachte nichts. Er kam nur bis zum unpersönlichen Anrufdienst der Britischen Telecom.
    Das Haus war riesig, ein Palast auf einem eigenen Grundstück, eine jener Immobilien, die für fünf oder sechs Millionen auf den Markt kommen. Zulueta hatte am Eingangstor mit einer komplizierten Situation gerechnet. Entweder müsste er zum Öffnen einen Code eintippen oder einer Geisterstimme seinen Namen und den Grund für sein Erscheinen nennen, doch auf einen sanften Druck hin öffnete sich das Tor ganz leicht. Die Erdgeschossfenster waren vergittert, aber sonst gab es keine Sicherheitsvorkehrungen, weder eine Videoüberwachungsanlage noch Hunde oder wenigstens ein Schild, das auf die Anwesenheit von Wachhunden hinwies. Zulueta, der gegen jede größere Hunderasse als Sealyhams eine Abneigung hatte, war erleichtert. Er klingelte an der Vordertür.
    Es hätte ihn nicht überrascht, wenn ein Dienstmädchen in Uniform geöffnet hätte, doch bei dem Mann, der an die Tür kam, handelte es sich eindeutig um den Besitzer. Er war sehr groß und kräftig, hatte ein rotes Gesicht und trug ein Sporthemd und Jeans.
    »Mr. Sharif?«, sagte Zulueta, wobei er seine Dienstmarke vorwies.
    »Sehe ich wie Mr. Sharif aus?«
    Obwohl Zulueta dies als rassistische Bemerkung empfand und überlegte, was er eventuell dagegen unternehmen könnte, musste er eines zugeben: Diesem rotgesichtigen Hausbesitzer mit seiner Stupsnase, hellblauen Augen und den Überresten einer blonden Haarpracht konnte kein vernünftiger Mensch einen Geburtsort östlich von Athen unterstellen.
    »In diesem Haus lebt niemand, der so heißt?«
    Der Mann benahm sich etwas milder. Vielleicht lag es daran, dass Zulueta seine Frage so gestellt hatte, als würde er ein Nein erwarten. »Absolut nicht. Ich heiße Jennings, und außer mir wohnen hier nur noch meine Frau und mein Sohn. Sie heißen Margaret und Michael Jennings. Dürfte ich Sie fragen, wie Sie auf den Gedanken gekommen sind, hier würde ein Mr. Sharif wohnen?«
    Fragen durfte er, eine ausführliche Antwort würde er allerdings nicht bekommen. »Auf Grund einer Information, die uns zugegangen ist, Sir. Offensichtlich eine Fehlinformation.«
    »Offensichtlich. Guten Abend.«
    »Guten Abend«, sagte Zulueta.
    Crippen war zufrieden, auch wenn er sich die Bemerkung nicht verkneifen konnte, dass er sich diese Information einfacher aus dem Wählerverzeichnis hätte besorgen können.
    »Ich wollte mich doppelt absichern, Chef.«
    »Schon gut.«
    Vormittags begaben sich beide in die Star Street. Obwohl es schon zwanzig nach neun war, war Zeinab nicht da.
    »Die hat sich doch nicht etwa aus dem Staub gemacht?«, meinte Crippen zu Inez.
    »Bei ihr ist das noch nicht sonderlich spät«, erwiderte Inez geduldig. »Wenn sie bis zehn Uhr noch nicht da ist, können Sie sich langsam Sorgen machen.«
    Inez war allein. Jeremy Quick war da gewesen und schon wieder weg, wogegen Freddy und Ludmilla vor einer halben Stunde vorbeigeschaut und sich dann auf den Weg zum Bus nach St. Paul’s gemacht hatten. Von dort aus wollten sie über die neu eröffnete Millennium-Brücke zu Shakespeares Globe hinüberlaufen. Obwohl beide seit Jahren in London lebten, verhielten sie sich immer noch wie Touristen und wollten auf keinen

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