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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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dachte er, das wäre es! Er würde sie nicht kopieren lassen, sondern Kopien kaufen. Das sollte nicht schwierig sein, denn diese Stücke waren offensichtlich modern. Auch diese Zeinab hatte ein fast identisches Paar getragen. Ihre waren jedoch aus Gold.
    Obwohl er darauf achtete, nicht zu viele Artikel über diesen Fall aufzuheben, besaß er dennoch zwei, drei Ausschnitte, die er für unentbehrlich hielt. Der eine bestand aus einer Künstlerzeichnung der Ohrringe in Originalgröße, wie sie Jacky bei ihrem Verschwinden getragen hatte. Jeremy vertiefte sich in dieses Bild. Sie hatten einen Durchmesser von ungefähr zweieinhalb Zentimetern, bestanden aus Silber oder einem Material, das wie Silber aussah, und waren mit Glitzersteinen besetzt. Wie viele? Ungefähr zwanzig.
    Wo sollte er seinen Einkauf tätigen? Gewiss nicht hier in der Nähe. Ein kleiner Nervenkitzel wäre ja in Ordnung, aber dies hieße, die Dinge zu übertreiben. Beim Einkauf von billigem Schmuck war er nicht auf dem Laufenden. Er kannte sich in den teuren Gegenden aus, vor allem in der Savile Row und der Burlington Arcade, wo er seine Kleidung kaufte. Knightsbridge käme nicht in Frage, auch die Bond Street nicht. Schließlich entschied er sich für die Kensington High Street und prägte sich Form und Maße der Ohrringe ganz genau ein. Zuerst schaute er noch bei Inez vorbei. Der sonnige Morgen versprach in einen ungewöhnlich warmen Tag überzugehen, und so hatte er seinen neuen dunkelgrauen Anzug mit den diskreten, kaum sichtbaren, blauen Streifen angezogen. Dazu ein schneeweißes Hemd, frisch aus der Star-Street-Wäscherei, und eine blaue Krawatte mit violetten Schrägstreifen. Alexander kleidete sich weitaus legerer, wenn auch in Armani.
    Inez musterte ihn anerkennend, jedenfalls dachte er das zuerst. Vielleicht hatte er sich aber auch nur angewöhnt, sie so einzuschätzen. Lange Zeit hatte er mit leiser Befriedigung, in die sich ein gewisses Maß Verachtung mischte, geglaubt, sie sei in ihn verknallt. Schöne Hoffnung! Als ob er mehr als einen Blick an sie verschwenden würde. Doch als sie in die kleine Kochnische ging, um den Wasserkessel aufzustellen, dachte er erneut über den Blick nach, den sie ihm zugeworfen hatte. Schon die letzten Tage war dieser Blick da gewesen, genau wie der etwas trockene Unterton in ihrer Stimme und ihr leicht abweisendes Verhalten, sobald er auf seine regelmäßige Tasse Tee vorbeischaute. Er konnte noch den Tag benennen, an dem das alles angefangen hatte. Dieser Blick, dieser Ton und dieses Benehmen waren erstmals nach jenem Tag aufgetreten, als er ihr von seinem Zerwürfnis mit Belinda berichtet hatte. Offensichtlich hatte er seine Trennung weniger raffiniert verkündet, als es sonst seine Art war.
    Doch es war wie bei jeglicher Selbstkritik und auch bei kritischen Äußerungen anderer: Nicht einmal mit einem stillen Eingeständnis dieser Tatsache konnte er sich abfinden. Die Geschichte, er warte geduldig, bis sich Belinda zwischen ihm und ihrer Mutter entscheide, hatte er mit gewohnter Kunstfertigkeit erzählt. Vielleicht sogar noch ein wenig mehr als das, hatte er sich doch ganz besonders um eine garantiert perfekte Version bemüht. Wahrscheinlich war Inez einfach beleidigt, weil er ihre Einladung zweimal abgelehnt hatte. Wie eitel musste sie sein, wenn sie annahm, ein Mann seines Formats würde einen ganzen Abend in ihrer Gesellschaft vergeuden wollen.
    Der Jaguar schaute ihn aus seinen bedrohlich gelben Augen an. Zum ersten Mal fielen ihm dessen buschige Schnurrhaare auf. Es lief ihm kalt über den Rücken. Sie kam mit dem Tee zurück, lächelte aber immer noch nicht. In jüngster Zeit hatte sie sich angewöhnt, ihm von den letzten Besuchen der Polizei zu berichten und von den Spekulationen, die die Leute, mit denen sie sich unterhielt, über das Schicksal von Jacky Miller anstellten. Heute Morgen geschah nichts dergleichen. Eigentlich herrschte bis zuletzt Schweigen. Erst dann unterbrach sie ihre Buchprüfung, hob den Kopf und erkundigte sich nach seinen Plänen für den bevorstehenden Frühlingsfeiertag.
    Jeremy hatte vergessen, dass dieser auf einen Montag fiel, den sechsten Mai. Pläne hatte er keine. Während sie auf seine Antwort wartete und ihren Tee trank, fiel ihm ein, er könnte seine Mutter besuchen. Von der gesamten Bevölkerung des Vereinigten Königreiches, ja sogar von der ganzen Welt, liebte Alexander Gibbons nur einen einzigen Menschen: Dorothy Margaret Gibbons. Seit mehreren Wochen hatte er

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