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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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weiße Van wieder da ist«, sagte Mr. Khoury. »Besagter Van, der schmutzig ist und wegen wissenschaftlicher Experimente nicht geputzt werden darf.«
    Wenn Inez nicht gewusst hätte, dass es sich ursprünglich um einen weißen Van gehandelt hatte, hätte sie ihn nicht erkannt, so schmutzig war er inzwischen. »Wem gehört er denn?«
    Achselzuckend stieß Mr. Khoury einen Schwall Tuberosenduft aus. »Eine PL hat er, aber steckt er sich das Papier hinter die Windschutzscheibe? Nein, er hält sich für sehr witzig. Wenn die Politesse kommt, zeigt er das Papier und zerreißt den SZ. Das habe ich gesehen.«
    Inez, die PL mit Parklizenz übersetzte und SZ mit Strafzettel, meinte, der Besitzer müsse verrückt sein.
    »Viele sind verrückt, viele«, seufzte Mr. Khoury betrübt und meinte dann: »Hier ist noch einer.« Und deutete wieder mit dem Finger.
    Er meinte noch einen weißen Van, nicht noch einen weiteren Irren. Der Käufer der Standuhr war zurückgekommen und strahlte übers ganze Gesicht. Inez bat ihn herein und hoffte, dass Freddy den Perpendikel heil gelassen hatte.
     
    Will hatte sich nicht freigenommen, sondern fing heute später an. Keith hatte ihn noch zum Baumarkt geschickt, um Nachschub zu ordern. Während er dort war, hatte er einen Spaten gekauft, ihn nach Hause gebracht und war dann zu Fuß zu ihrem neuen Arbeitsplatz in der Kendal Street gelaufen.
    Selbstverständlich lief das Radio, das für Keith als Hintergrund beim Renovieren und Verputzen unentbehrlich war. Dumpfe, pochende Bässe, in die sich gelegentlich eine jämmerlich klagende oder irrwitzig jubelnde menschliche Stimme mischte, die Will nicht einmal mehr auffiel, so sehr hatte er sich daran gewöhnt. Nur der Wetterbericht zur Mittagszeit ließ ihn aufhorchen, und er drehte lauter. Nicht alles, was gesagt wurde, war für ihn verständlich.
    »Meint er, dass es hier regnen wird?«, sagte er zu Keith.
    »Frag mal. Vermutlich sind wir hier im Südosten. Nie reden die von London, ja? Von Norwich, Kent, Bristol und sonst was ist die Rede, aber den Ort, an dem die meisten Leute wohnen, nennen sie nicht. Er sagt, heute Abend wird es im Südosten regnen.«
    »Viel Regen oder nicht so viel?«
    »Wozu willst du das überhaupt wissen? Hast du was Spannendes vor?«
    Will hoffte, er hätte etwas ganz Spannendes vor, das spannendste Ereignis seines ganzen Lebens. Doch er durfte Keith nicht erzählen, wohin er ging und was er vorhatte. Das musste für alle eine Überraschung sein. Ohne die Frage zu beantworten, aß er stumm seine Brote auf und widmete sich wieder dem Abschmirgeln von Türen, während Keith sein tägliches ausgedehntes Telefonat mit seiner Frau führte.
    Wie immer gingen sie um sechzehn Uhr heim. Da Will aus der anderen Richtung kam, musste er am Schaufenster von Inez’ Laden vorbei. Weder Inez noch Zeinab waren irgendwo zu sehen, nur Freddy Perfect saß in einem braunen Overall hinter dem Schreibtisch. Will erschien das weder merkwürdig noch zerbrach er sich darüber nachhaltig den Kopf. Viele Verhaltensweisen der Leute, die für ihn immer noch »die Erwachsenen« waren, wirkten auf ihn befremdlich, und er akzeptierte sie, wie es Kinder tun, die keine Lust haben, sich weiter damit zu befassen.
    Wieder einmal war er in seinem eigenen Revier. Er kochte sich Tee und öffnete eine Packung Zitronentörtchen. Essen, besonders Süßigkeiten, war eine der großen Freuden seines Lebens, und Essen in Gesellschaft von Becky das höchste Vergnügen. Obwohl er sich eine absolut angemessene Nahrung leisten konnte, gab es Lücken, die der gefundene Schatz schließen würde, und das wusste er. Momentan konnte er sich jene Köstlichkeiten nicht gönnen, die er in den Schaufenstern teurer Konditoreien sah, jedenfalls nicht alle Tage: belgische Schokolade, echte Sahnetorten, einen ganzen Käsekuchen oder glasierte Erdbeertartes. Will fiel es schwer, an solchen Läden vorüberzugehen, ohne stehen zu bleiben und die Nase sehnsüchtig ans Fenster zu drücken. Sobald er im Besitz des Schatzes wäre, müsste er das nicht mehr tun, dann könnte er hineingehen und einkaufen.
    Nicht alles würde er in Beckys Haus stecken. In Gedanken nannte er es inzwischen nur noch »Beckys Haus«. Ihm bliebe noch genug für seine Lieblingsgerichte übrig. Während er noch diesen Gedanken nachhing und sorgfältig seine Tasse und den Teller spülte, begann das Telefon zu klingeln. Außer Becky rief ihn kaum jemand an. Wenn er einen anderen Anrufer vermutet hätte, hätte er sich

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