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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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zulassen. Auch wenn mich das Heimweh manchmal schrecklich gepackt hatte, war ich zu stolz, meine Eltern dafür bezahlen zu lassen. Ich weiß auch, dass es Hans sehr viel ausgemacht hätte, wenn seine Schwiegereltern dafür hätten aufkommen müssen.«
    Anja nickte. Sie mochte ihre Schwiegermutter, aber noch nie hatte sie darüber nachgedacht, ob sie hier Heimweh haben könnte. Der Gedanke erschreckte sie, und unwillkürlich legte sie eine Hand auf Julias Hand. »Das klingt irgendwie traurig. Aber egal, wie du heute darüber denkst, ich bin sehr froh, dass du hier bist.« Julia lächelte wieder. »Ich bin genauso froh, dass du meine Schwiegertochter geworden bist. Und ihr habt mir das wundervollste Enkelkind geschenkt, das man sich wünschen kann. Sie ist ein echter Sonnenschein.« Anja strahlte vor Stolz, während sie den Männern mit Rebecca entgegensah. Ihr Schwiegervater tauchte aus den Rauchwolken am Grill auf. »Die Würstchen sind fertig. Wer hat Hunger?«

15
    O liver wandte sich zu Sarah um und sah, wie sie sich bemühte, mit ihm Schritt zu halten. Er lächelte ihr zu und wartete. Als sie ihn erreicht hatte, deutete er den Hügel hinab. »Schau doch nur, hat sich der Aufstieg dafür nicht gelohnt?«
    Sie folgte seiner Geste und nahm staunend die großzügige Weite der Ebene wahr, die der Ausblick von hier oben offenbarte. Oliver genoss es, ihr sein Land zu zeigen, das ja gewissermaßen auch ihr Land war. Schließlich war sie hier geboren worden. Immer war sie interessiert und neugierig. Nie vermittelte sie den Eindruck, er langweile sie. Zum ersten Mal seit Kellys Tod hatte er außer an seiner Tochter und an seinem Beruf wieder an etwas Freude gefunden. Zufrieden registrierte er auch jetzt, dass es ihm offensichtlich erneut gelungen war, sie zu begeistern. Er schaute sich kurz um und bemerkte einen großen Felsvorsprung hinter sich. Erleichtert streifte er die Schultergurte seines Rucksacks ab, ließ ihn zu Boden gleiten, trat einen Schritt zurück, streckte sich und lehnte sich dann gegen den Felsen, um ein wenig auszuruhen. Der Schmerz traf ihn so unvermittelt, dass er mit einem leisen Aufschrei seine Hand zurückzog. Ungläubig sah er etwas Dunkles zwischen den Steinen verschwinden und umklammerte sein Handgelenk. Erschrocken fuhr Sarah herum. »Oliver, was ist los?«
    Entsetzt blickte er auf seine Hand.
    »Verdammt! Ich glaube, das war eine Schlange.«
    Sarah starrte ihn sekundenlang an. Fassungslosigkeit machte sich in ihr breit, als ihr klar wurde, wie weit sie hier draußen von einem Arzt entfernt waren.
    »Was kann ich tun? Sag schon, ich muss doch irgendwas machen können.«
    Oliver schüttelte den Kopf. Äußerlich gefasst, kämpften innerlich unterschiedliche Gedanken um den bestmöglichen Ausweg aus dieser Situation. Viele Male hatten Laura und John von Schlangenbissopfern erzählt, die in der Klinik hatten behandelt werden müssen. Fieberhaft versuchte er sich daran zu erinnern, was sie unter Richtig und Falsch geäußert hatten. Wortfetzen aus diesen Unterhaltungen tauchten in seiner Erinnerung auf. Die Unterscheidung in neurotoxine und hämatoxine Schlangengifte. Lächerlicherweise hatte er diese Begriffe behalten, während er vergessen hatte, was genau sich dahinter verbarg. Immerhin wusste er, dass Schlangenbisse in der Einsatzstatistik des Royal Flying Doctor Service, Australiens fliegendem Ärztedienst, hinter Verkehrsunfällen an zweiter Stelle rangierten. Das bedeutete also, dass der RFDS bestmöglich darauf eingestellt war. Jetzt musste ihm nur noch einfallen, wie er am schnellsten benachrichtigt werden konnte. Und er musste in seinen Überlegungen rasch zu einem Ergebnis kommen, denn wenn die Wirkung des Gifts einsetzen würde, wäre er kaum noch in der Lage, klar zu denken. Suchend ließ er seinen Blick über die Umgebung wandern, nach einer Landemöglichkeit für das Flugzeug Ausschau haltend. Dass sie sich gerade auf einem zum Teil bewachsenen Felsplateau befanden, machte es nicht gerade einfacher.
    Sarah schien den ersten Schreck überwunden zu haben. Sie kam näher und streckte die Hand nach seinem Arm aus. »Du solltest dich so wenig wie möglich bewegen und so viel wie möglich trinken, das weiß ich schon mal sicher. Genauso wichtig ist es, dass wir so schnell wie möglich zu einem Arzt kommen.«
    Eine steile Falte erschien auf ihrer Stirn, als ihre Augen nun ebenfalls über die Landschaft wanderten. Schließlich straffte sie die Schultern. »Ich gehe allein zum Wagen zurück.

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