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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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wollen.« Bittend sah er ihn an.
    Oliver hatte schon eine patzige Erwiderung auf der Zunge, als ihm die ernsthafte Sorge seines Freundes bewusst wurde. Aber immer noch tat ihm die Erinnerung an Kelly weh. Es war ihm unsagbar schwer gefallen, akzeptieren zu müssen, dass ihr niemand mehr hatte helfen können. Alles war damals so unglaublich schnell gegangen. Verzweifelt hatte er sie durch ihre Leukämie-Erkrankung begleitet und auf dem Weg da hindurch zusehen müssen, wie der Blutkrebs sie langsam auffraß. Sie hatte einmal das blühende Leben verkörpert. Als sie ihm zum ersten Mal in der Vorlesung aufgefallen war, hatte er sich sofort in sie verliebt. Nach den ersten Verabredungen war er überglücklich gewesen, als feststand, dass sie seine Gefühle erwiderte. Die schönste Zeit seines Lebens hatte vor ihm gelegen, und nun?
    Oliver rieb sich die Stirn, sah zu Tim und riss sich zusammen. Ein Lächeln brachte nun wieder die Grübchen auf seine Wangen. Seufzend schwang er die langen Beine von der Verandabrüstung und stand auf.
    »Okay, Tim, aber nur auf ein Bier. Ich hatte mich nämlich auf einen richtig ruhigen Abend gefreut. Warte kurz. Ich gehe nach nebenan und sage meinen Eltern Bescheid, damit jemand bei Sammy ist, wenn ich weg bin.«

3
    U nglücklich starrte Sarah vor sich hin. Das also war das Ende ihres Lebens. Langsam rollten zwei Tränen ihre Wangen hinunter. Entschlossen nahm sie den Löffel aus dem Glas und betrachtete das Wasser, das durch das Auflösen der Tabletten ganz trüb geworden war. Sie musste sich überwinden, das bitter schmeckende Getränk nicht wieder abzusetzen, und leerte das Glas in einem Zug. Sie wollte nicht mehr klar denken können, wenn sie sich die Pulsadern öffnen würde, denn davor fürchtete sie sich. Noch mehr fürchtete sie jedoch, rechtzeitig gefunden zu werden, und deshalb wollte sie sichergehen. Obwohl sie sich bereits entschieden hatte, betrachtete sie nun doch erschrocken die Rasierklinge in ihrer Hand. Matt und kühl glänzte der Edelstahl in der Abendsonne. Früher hätte sie jeden, der sein Leben aufgrund einer Krise einfach wegwarf, verachtet. Zu sicher war sie sich ihres eigenen Glücks gewesen, als dass sie sich hätte vorstellen können, einmal selbst an diesen Punkt zu gelangen. Wolf – die Liebe, die sie für ihn empfand, und der Schmerz über die Enttäuschung dieser Liebe schien sie zu überrollen. Noch nie zuvor war sie so verzweifelt gewesen. Nirgendwo, selbst hier nicht, am anderen Ende der Welt, war es ihr gelungen, sich ein Leben ohne ihn vorzustellen. Sie liebte ihn mit jeder Faser ihres Herzens. Er war der Mann, von dem sie sich ein Baby gewünscht hatte, mit dem sie leben, reisen und alt werden wollte. Leise weinend saß sie auf der Bettkante und bemühte sich, ihn zu verstehen, doch ergaben ihreÜberlegungen stets dasselbe Resultat – er konnte sie nicht mit der gleichen tiefen Zuneigung geliebt haben wie sie ihn, sonst wäre sie für ihn nicht einfach so austauschbar gewesen.
    Sarah stand auf und ging mit unsicheren Schritten in das kleine Bad, das sich direkt neben der Eingangstür befand. Sie stützte sich leicht auf das Waschbecken und sah in den Spiegel. Ihr dunkles frisch gewaschenes Haar kringelte sich in noch feuchten Locken um das Gesicht. Ihre großen, sonst so ausdrucksvollen Augen waren gerötet und verquollen. An den langen dunklen Wimpern glänzten Tränen. Sie senkte den Blick. Sie war müde, so grenzenlos müde. Sie wollte sich nicht mehr zusammenreißen, nicht mehr kämpfen, nicht mehr weiterkommen. Sie wollte auch nicht mehr lieben, wenn es bedeutete, sich derart wehrlos auszuliefern, und wenn daraus eine solche Qual entstehen konnte. Ihre Hand zitterte, als sie erneut nach der Rasierklinge griff. Sowohl ihre körperliche und seelische Erschöpfung als auch der dumpfe Tablettennebel verhinderten, dass sie noch einen Gedanken an ihre Eltern, ihre Brüder, ihre Großeltern oder sonst jemanden verschenkte. Nur ein Name füllte ihre Seele, ihr Herz und ihren Kopf aus, als sie die Klinge am Handgelenk tief in ihren Arm drückte und mit einer verzweifelten Aufwärtsbewegung nach oben zog. Den Schmerz nahm sie kaum noch wahr, den gleichmäßig pulsierenden Blutstrom jedoch beobachtete sie sekundenlang mit einer seltsam distanzierten Mischung aus Entsetzen und Faszination. Wie in Trance sah sie den roten Bahnen nach, die im weißen Waschbecken verschwanden. Sie war mit den Fingern der anderen Handabgerutscht und in die Klinge geraten. Sie

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