Der Duft des Meeres
um, um ihren Rücken anzusehen. Das brennende Gefühl kehrte zurück, als Ira auf sie zugelaufen kam.
»Denken Sie, da sind noch mehr von denen?«, fragte er. Camille konnte nur an das Brennen auf ihrem Rücken denken.
»Wir brauchen ein Feuer, damit ich mir das ansehen kann«, stellte Oscar fest.
Ira warf einen verstohlenen Blick auf Camilles Rücken. »Heiliger Riesenstecher!«
Camille beäugte ihn. »Danke, dass Sie geholfen haben, mir das Leben zu retten, Ira, aber würden Sie bitte aufhören, das zu sagen? Ich habe nicht mal eine Ahnung, was ein Riesenstecher überhaupt ist.«
»Ein Moskito. Mit einem riesigen Saugrüssel«, erklärte Ira.
»Kommt«, drängte Oscar sie, aber Camille hielt ihn zurück.
»Da draußen könnten noch mehr von diesen Kreaturen sein, Oscar. Diese beiden haben wahrscheinlich in der Höhle gelebt, die wir gesehen haben. Sie könnte jetzt leer sein.«
Ira hob den Sack mit Vorräten auf. »Sie wollen in der Höhle Zuflucht suchen? Schätzchen, diese Bestie muss mit letzter Kraft auch noch ihren Kopf erwischt haben.«
Oscar nahm ihren Arm und ging trotzdem auf die Höhle zu, vorbei an den beiden toten Kreaturen, denen Camille zutraute, dass sie wieder aufspringen und angreifen würden. Leise protestierend folgte Ira ihnen. Camille stolperte einige Male über hervorstehende Wurzeln und geriet mit den Füßen in Erdlöcher, während der Himmel schwärzer wurde.
Sie konnte den Eingang der Höhle kaum sehen, als sie sie erreichten.
»Da ist sie«, flüsterte sie, aber dann zweifelte sie an ihrer Idee, dort Zuflucht zu suchen. Wenn Ira recht hatte, konnten sich noch mehr von diesen Bestien in der Höhle verstecken. Es hatten sie jedoch nur zwei angegriffen, und wenn sie sich in Rudeln bewegten, wie Wölfe es taten, würden sie alle gleichzeitig über ihre Beute herfallen – wahrscheinlich.
Sie schlichen näher an die gewölbte Öffnung heran und hielten inne, um auf das Zischen und Kreischen zu lauschen, das die Kreaturen von sich gegeben hatten. Kein Geräusch drang aus der dunklen Höhle, sie hörte nur ihre eigene ungleichmäßige Atmung. Als Camille unter die Felsplatte am Eingang der Höhle trat, hörte sie Ira in dem Sack stöbern, dann folgte der Aufprall von Stöcken und Feuerholz auf dem felsigen Boden. Er zündete ein Streichholz an und ein kleines Licht glomm auf. Die Stöcke und das Feuerholz entzündeten sich und die Höhle wurde langsam hell.
Skelettierte Überreste, die den Boden übersäten, fingen das Licht auf. Größtenteils kleine Tierknochen, obwohl ein Schädel und ein Beckenknochen menschlich aussahen. Zwei stinkende Haufen Moos und Gras und Unkraut, höchstwahrscheinlich die Lager der Bestien, waren die einzigen anderen Dinge in der Höhle. Camille hatte nicht begriffen, wie kalt ihr war, bis die Wärme der Flammen ihr Gesicht traf. Sie schob einige Knochen mit dem Fuß tiefer in die Höhle hinein, heraus aus dem Lichtkegel, und hockte sich ans Feuer. Ihre Hände zitterten, als sie sie über die Flammen hielt.
»Ich muss mich um deinen Rücken kümmern«, erklärte Oscar ihr. Ira stöberte in dem Sack und zog den einzigen Topf und den Stockfisch heraus. Er spritzte etwas Wasser aus einer Flasche in den Topf und warf den Fisch hinein, damit er weich wurde.
Das Brennen der Wunde wurde immer unerträglicher. Camille wappnete sich, als sie sich vor die Wand stellte, die Arme aus den Ärmeln ihres Kleides zog und die Haken und Ösen an ihrem zerfetzten Korsett öffnete. Dann nahm sie das ruinierte Korsett ab und warf es beiseite, bevor sie zitternd ihr Kleid herunterließ. Die Baumwolle klebte an ihren blutigen Wunden.
»Heiliger Rie… !« Ira brach ab. »Entschuldigung, Schätzchen.«
»Flasche, Ira«, befahl Oscar. Camille drehte sich zu ihm um.
»Verschwende das Wasser nicht. Wir haben gerade genug für wenige Tage«, sagte sie, aber Oscar nahm die Flasche trotzdem aus Iras ausgestreckter Hand.
»Die Wunde muss gereinigt werden«, erwiderte Oscar.
»Denken Sie, da ist Gift drin?«, fragte Ira. Camille schaute wieder zur Wand, dankbar dafür, dass sie den beiden Männern nicht in die Augen zu sehen brauchte, während so viel von ihrer Haut entblößt war.
»Zähne geben normalerweise Gift frei, nicht Klauen«, sagte sie, während kühles Wasser ihr über den Rücken tropfte.
Ira schnaubte. »Normalerweise ja. Aber was ist normal an Spinnen, die die Größe von Kanonenkugeln haben, oder Löchern in einem ausgetrockneten See? Oder an diesen Ungeheuern
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