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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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kann ins Leben zurückkehren. Dein Vater ist tot, in Ordnung? Er ist tot.«
    Er spuckte ihr das Wort förmlich ins Gesicht. Tot. Bis zu diesem Moment hatte sie nichts als pure Trauer überwältigt, wenn sie an ihren Vater dachte. Jetzt empfand Camille zum ersten Mal etwas anderes. Etwas Unerwartetes. Wut.
    »Er ist tot. Bedeutet dir das denn gar nichts? Nach allem, was er für dich getan hat, solltest du bereit sein, alles zu tun, um ihm zu helfen.«
    Oscars Schultern sackten herab. Das war gemein gewesen und Camille wusste es. Als wüsste Oscar nicht, dass er William Rowen alles verdankte. Als wüsste er nicht, dass er sein Leben lang in Williams Schuld stand.
    »Natürlich bedeutet es mir etwas«, antwortete Oscar. »Aber der Stein ist eine weit hergeholte Idee und wir müssen jetzt weg von hier.«
    Wie aufs Stichwort kam ein Kichern vom oberen Ende der Treppe. Camille schaute über Oscars Kopf und sah die Beine eines Mannes und einer Frau herunterkommen.
    »Was haben wir denn zu verlieren?«, fragte Camille. »Wenn es nicht funktioniert, ändert sich nichts. Aber wenn es doch funktioniert, wenn dieser Stein wirklich tut, was man von ihm glaubt … Oscar, wir haben eine Chance, meinen Vater zurückzuholen.«
    Sie wollte ihn an den Armen packen und ihn schütteln, bis er verstand, wie dringend sie dies brauchte. In der Tasmansee, im Zentrum des Sturmes hatte sie die Hand ihres Vaters losgelassen. Wie hatte sie ihn loslassen können, ohne es auch nur zu bemerken? Und wenn alles, was Oscar über den Stein sagte, real war, dann war der ganze Sturm ihre Schuld gewesen. Und jetzt hatte sie die Chance, endlich etwas Nützliches zu tun, etwas zu tun, das ihren Vater stolz auf sie machen würde. Sie musste beweisen, dass ihre größte Leistung mehr sein konnte als nur die Worte eines Ehegelübdes.
    »Ich weiß, es klingt verrückt. Es scheint genauso wahnsinnig zu sein wie die Stimmen, die ich vor dem Sturm in meiner Kajüte gehört habe. Aber ich kann Australien nicht verlassen, ohne es wenigstens versucht zu haben. Du vielleicht?«
    Wenn sie nicht versuchten, nach Port Adelaide zu kommen, würde sie auch niemals ihre Mutter kennenlernen, obwohl die Suche nach dem Umandu jetzt wichtiger geworden war. Der Gedanke, von Angesicht zu Angesicht vor der Frau zu stehen, die sie im Stich gelassen hatte, war tatsächlich eher aufwühlend als aufregend. Erst jetzt, da das Leben ihrer Mutter verebbte, wollte sie Camille wiedersehen. Sie hatte sechzehn Jahre Zeit gehabt, um das Unrecht wiedergutzumachen, und doch hatte sie geschwiegen, bis der Zeitpunkt ihr gepasst hatte.
    Camille sah die Resignation in Oscars Gesicht, als das Paar von der Treppe in die Diele kam und den Weg zur Küche einschlug. Lucius Drake hatte den Arm um eins von Daphnes Mädchen gelegt. Seine Wangen waren rosig und seine Hemdzipfel hingen ihm über die Hosen.
    »Nutzen Sie das Zimmer auch gut?«, fragte Lucius sie und lachte mit der Dirne an seiner Seite. Oscar stand unerschütterlich in der Mitte des Flurs und zwang Lucius, um ihn herumzugehen.
    »Sie sind ein Schwein«, erwiderte Camille, aber er quiekte nur und schnüffelte wie eine Sau.
    »Hat einer von Ihnen schon herausgefunden, wie wir wieder nach Hause kommen?«, fragte Lucius. »Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin hier für den Augenblick vollkommen zufrieden.«
    Zwei ungepflegt wirkende Männer stolperten durch die Vordertür. Sie waren offensichtlich betrunken und grölten ungehemmt. Oscar trat neben Camille und versperrte den beiden den Blick auf sie. Seine Schulter und seine Brust waren der perfekte Schild gegen jedwede irregeleiteten Aufmerksamkeiten, die die Männer ihr zeigen mochten.
    »Seit wann ist es Ihnen ein Anliegen, dass wir drei zusammenbleiben?«, fragte sie Lucius. »Seit dem Untergang der Christina haben wir nichts von Ihnen gesehen.«
    Lucius nickte über seine Schulter. »Ich werde gesund gepflegt, können Sie das nicht sehen?«
    Sie funkelte ihn an. Dass jemand wie Lucius den Schiffsuntergang überlebt hatte, statt einer würdigeren Person wie ihr Vater, erzürnte sie. Vielleicht war sie wirklich verflucht.
    »Sie haben keinen Plan, oder?«, fragte Lucius Oscar, der weiterhin darauf achtete, Camille vor den beiden Männern abzuschirmen, die ungeduldig an der Haustür darauf warteten, dass jemand sie begrüßte. Lucius stieß ein schnaubendes Lachen aus. »Hätte ich mir ja denken können.«
    Oscar machte einen Schritt vorwärts und drückte Camille zwischen seine Brust und die

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