Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
Vom Netzwerk:
traf sein Herz,
Das Schicksal ihn ereilte voll Schmerz.
    Bevor er von dieser Welt schied,
Bevor er seine Augen machte zu,
Bat er: Singt, Gefangene, dieses Lied
Und betet für den kühnen Jack Donohue.

Kapitel 13

    Sie reisten weiter über die Hochlandroute, tiefer in die Grampians auf Pfaden, die sich steile Hügel hinaufwanden und dann in felsige Schluchten hinabstürzten. Einige liebliche, mit Wildblumen übersäte Wiesen waren eines Nachmittags eine willkommene Abwechslung.
    Camille bewegte sich unbehaglich in dem Sattel, den sie sich mit Ira teilte. Seine Beine drückten sich zu fest an ihre. Er dachte sich nichts dabei, davon war sie überzeugt, aber sie zog es trotzdem vor, mit Oscar zu reiten. Im Gegensatz zu Ira achtete Oscar auf die Nähe ihrer Körper und versuchte zumindest, die Beine so weit wie möglich zurückzuhalten. Sie hatten sich angewöhnt, abwechselnd zu zweit zu reiten, um die Pferde zu schonen. Es waren kaum drei Wochen verstrichen, seit sie Bendigo verlassen hatten, doch Camille musste zugeben, dass ihre Motivation langsam ins Wanken geriet.
    An diesem Morgen hatten sie bei Tagesanbruch das Lager abgebrochen, nachdem sie eine weitere Nacht unterm Sternenzelt verbracht hatten.
    Eine weitere Nacht, die Camille in dem stummen Gebet verbracht hatte, dass der Umandu tatsächlich existieren möge, dass ihr Vater wirklich zu ihr zurückkehren würde. Sie vermisste ihn mehr, als man mit Worten beschreiben konnte. »Vermissen« schien ein unzureichendes Wort zu sein. Seine Abwesenheit vermittelte ihr ein Gefühl der Leere. Wenigstens sprach Oscar nicht von ihrem Vater, und er erwartete auch nicht, dass sie es tat. Doch auch er musste an ihn denken. Sie tat es. Immer.
    Camille hörte ihr Pferd weitertrotten, seine Nüstern bebten, und aus seiner Kehle kam ein Ächzen, während sie durch die Wildblumenwiese ritten. Die Sonne schien ihren Zenit am Himmel erreicht zu haben. Ob es Mittag war oder zwei Uhr oder noch immer Morgen, es kümmerte Camille nicht. Die Zeit hatte an Bedeutung verloren, während die Luft hoch auf den Gipfeln dünner wurde. Die Luft war anders, und es wurde schwierig, tief einzuatmen. Nicht einmal Ira redete. Camille wusste nicht, ob ihr die lustlose Stille gefiel. Wenn Ira sang oder wenn er und Oscar einander sarkastische Bemerkungen zuwarfen, füllten zumindest Worte ihren Geist. Ohne sie musste sie immer daran denken, was Oscar ihr offenbart hatte. Ich habe mich entschieden, zu dir zu rudern.
    Oscar zügelte plötzlich sein Pferd und sprang aus dem Sattel.
    »Was ist los?«, fragte Camille, besorgt, dass er vielleicht einen Rotluchs oder irgendein anderes wildes Tier gesehen hatte, von denen sie befürchtet hatte, dass sie sich an sie heranschleichen würden. Er streckte nur die Arme über den Kopf und die Gräser streiften seine Hüfte.
    »Ich brauchte eine Pause vom Reiten. Seht euch dieses Gras an.« Er strich mit der Hand über die Spitzen der Gräser. »Zu schön, um sich nicht hineinzulegen.«
    Ira hüpfte sofort aus dem Sattel und ließ sich zu Boden fallen. »Ich dachte, ich wäre der Einzige, der das denkt.«
    Camille ließ sich ebenfalls von ihrem Pferd gleiten. Eine leichte Brise bog die hohen Gräser und Camille atmete den frischen Duft der Wiese ein. Mit einem tiefen Seufzer ließ Camille sich auf den Rücken fallen. Sie legte die Arme über den Kopf und schloss die Augen, eine wohlverdiente Ruhepause. Das Wetter war trocken gewesen, aber nachdem sie jeden Tag zwölf Stunden geritten oder gelaufen war, fühlte sich ihr ganzer Körper wund an. Camille wackelte mit den Zehen. Ihre Strümpfe waren feucht von Schweiß und sie roch grauenhaft. Der Wald klebte an ihr, der Schweiß, der Sand, Blätter und Schmutz. Vor allem anderen brauchte sie dringend ein Bad.
    Camille hörte das Rascheln von Gras. Sie öffnete ein Auge und sah, dass Oscar sich neben ihr niederließ.
    »Wir können ein paar Minuten rasten«, sagte er. Sie richtete sich auf und schlang die Arme um die Knie. Er pflückte einen Grashalm und begann, ihn in der Mitte auseinanderzuziehen. Sie hörten Ira von seinem Platz einige Meter entfernt schnarchen, vollkommen verborgen hinter einer Wand aus grünem Gras.
    »Ich schätze, wir können mehr als ein paar Minuten rasten.« Oscar lächelte, schaute in ihre Augen und hielt ihren Blick einen Moment lang fest. Sie begriff plötzlich, wie schrecklich sie aussehen musste – ihr Haar, ihre Kleider, ihre Haut.
    »Vermisst du ihn?«, fragte er. Er schien nichts von all

Weitere Kostenlose Bücher