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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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Urwald noch Bäume fällen mussten, war ihnen bereits das Leben feiner Damen vergönnt gewesen.
    »Ich freue mich sehr über Ihren Besuch, Frau Bernhard!« Alice hörte Rosarios Stimme. Diener mussten die Hausherrin benachrichtigt haben, denn sie schritt gelassen auf die Gäste zu. Ihre Erscheinung war makellos, aber die Freundlichkeit ihrer Worte klang nicht echt.
    »Ich bedauere, wie viel Unglück über Ihr Heim hereingebrochen ist«, versicherte Maria Bernhard noch mal. »In gewisser Hinsicht fühle ich mich verantwortlich, da mein Mann es war, der Ihnen diesen überaus schwierigen Andrés Uk’um überlassen hat. Vielleicht habe ich damals mit meiner Idee von dieser Schule für die Indio-Kinder alles Unheil ausgelöst, denn sonst hätte er niemals eine solche Arroganz entwickelt.«
    Alice fragte sich, ob diese Frau auch noch die Schuld an Patricks Ermordung auf ihre schwachen Schultern laden wollte. Die beiden Töchter musterten die Umgebung aus den Augenwinkeln, während sie ihrer Mutter zu den herrschaftlichen Wohnräumen folgten. Kurz steckten sie die Köpfe zusammen und tuschelten. Alice, die neben ihnen herging, erhaschte ein paar Worte wie »dumme Idee« und »keine Hilfe mehr nötig«. Vermutlich gingen sie davon aus, diese Reise umsonst gemacht zu haben. Allerdings konnte Alice sich keines der Mädchen mit einem Besen oder Putzeimer in der Hand vorstellen. Ein Blick traf sie, weiterhin misstrauisch und auch missbilligend. Es war die Größere der zwei Töchter, die dunkelblonde Elisabeth. Sie musste mitbekommen haben, dass Alice lauschte, und wirkte darüber keineswegs erfreut. Anders als ihrer Mutter schien es ihr nicht an Selbstvertrauen zu mangeln, denn um ihren Mund lang ein unangenehm hochmütiger Zug. Alice entfernte sich unauffällig ein Stück von den Mädchen. Sie wollte keine weiteren Feindschaften in diesem Land.
    Unter den Pfirsichbäumen des Patio wurde wieder Schokolade serviert. Maria Bernhard gab eine ausführliche Version ihres Bedauerns und ihrer Anteilnahme von sich und sah ihre Gastgeberin unsicher an. Vermutlich erhoffte sie sich ein Lächeln, einen Funken von Wärme in Rosarios schönen dunkelbraunen Augen. Obwohl die Hausherrin immer wieder versicherte, der Brand habe nicht allzu viel Zerstörung angerichtet und der flüchtige Andrés würde bald wieder eingefangen werden, blieb sie jene Eisprinzessin, als welche Alice immer von Harry bezeichnet worden war. Ihr wurde bewusst, wie unangenehm ein solches Auftreten auf die Umwelt wirken konnte.
    »Ich denke, hier ist alles in Ordnung, Mutter. Die Bohremanns kommen zurecht«, sagte Elisabeth schließlich. Sie klang dabei wie eine Gouvernante, die ihren Zögling ermahnte. Maria Bernhard zuckte mit den Schultern.
    »Wenn du meinst. Ich dachte, wir sollten nachsehen, ob wir irgendwie helfen können.«
    Elisabeth verzog das Gesicht in einer abfälligen Art, die Tante Grete zu einer Backpfeife veranlasst hätte. Ihre Mutter jedoch lächelte verlegen.
    »Es war wirklich sehr freundlich von Ihnen, hier nach dem Rechten zu sehen«, sagte Alice. Das Gesicht von Maria Bernhard leuchtete auf. Alice fragte sich, ob es an dem mexikanischen Klima lag, dass sie etwas herzlicher sein konnte.
    »Ich denke, dieser Andrés wird bald gefasst sein. Papa unterstützt Herrn Bohremann bei der Suche. Dann wird hier wieder Frieden einkehren«, meinte Elisabeth. »Aber Papa sagt auch, dass die bevorzugte Behandlung eines vermeintlich begabten Indios keine gute Idee gewesen ist, weil es immer wichtig ist, Grenzen zu wahren zwischen uns und den Mexikanern.«
    Zufrieden lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück. Die kleinere, schüchterne Frederike warf ihr einen bewundernden Blick zu.
    »Die Leute dieses Landes haben eine andere Mentalität«, fuhr Elisabeth fort, ermutigt von ihrer Schwester. »Es fehlt ihnen an Ordnungssinn und moralischem Empfinden.«
    Rosario zuckte kurz zusammen. Alice begann, ihren Drang zur Perfektion und auch ihr tiefes Misstrauen allmählich zu verstehen. Seit sie Frau Bohremann geworden war, musste sie wohl immer wieder gegen derartige Vorurteile ankämpfen.
    »Aber diese Hazienda wird von einer Mexikanerin geleitet. Ich habe in Deutschland niemals einen ordentlicheren Haushalt gesehen, und als Tochter eines Bankiers war ich in einigen vornehmen Häusern zu Gast«, mischte Alice sich erneut ein. Sie sagte einfach die Wahrheit und nahm das Staunen auf Rosarios Gesicht wahr, die sicherlich nicht damit gerechnet hatte, ausgerechnet von ihr

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