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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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    »So hat Elisabeth es auch nicht gemeint«, rief Maria Bernhard schrill. »Das Kind redet leider manchmal, ohne nachzudenken. Niemand wollte Ihnen nahetreten, Frau Bohremann.«
    Rosario zwang ein Lächeln auf ihre Lippen, während Elisabeth wieder einmal das Gesicht verzog. Wahrscheinlich hatte sie es genau so gemeint und hasste es zudem, von einer Mutter zurechtgewiesen zu werden, auf die sie mit jugendlichem Hochmut hinabsah.
    »Ich meinte Mexikaner mit viel indianischem Blut«, sagte sie. »Jene, die hauptsächlich spanischer Abstammung sind, benehmen sich natürlich zivilisierter.«
    Rosario schwieg. Alice überlegte, dass Elisabeth auch einfach eine Entschuldigung hätte aussprechen können. Zudem hatte sie ihre Worte nicht zurückgenommen, nur etwas modifiziert. Rosario konnte durchaus auch indianische Vorfahren haben, also blieb die Kränkung weiter im Raum stehen wie ein lästiger Eindringling.
    »Es geht hier ja nur um einen einzigen Indio, der geflüchtet ist«, versuchte Alice die Gemüter zu schlichten. Besonders erfolgreich war sie nicht, denn Elisabeth öffnete den Mund, schloss ihn aber unter dem flehenden Blick ihrer Mutter wieder. Frederike betrachtete unterdessen Mariana, die zu Alice’ Füßen saß.
    »Fräulein Wegener hat durch Andrés Uk’um den größten Verlust erlitten«, sagte die Hausherrin plötzlich. »Meine verbrannten Lagerräume sind im Vergleich dazu lächerlich.«
    Elisabeth blickte in Alice’ Richtung.
    »Leider war auch Ihr Bruder zu freundlich zu den Indios. Das zahlt sich nicht aus.«
    Sie verzichtete diesmal auf den Hinweis, dass diese Weisheit von ihrem Vater stammte. Die Halsmuskeln von Maria Bernhard bewegten sich erneut.
    »Elisabeth, also wirklich!«, flüsterte sie ihrer Tochter zu und wandte sich dann an Alice.
    »Bitte entschuldigen Sie das Kind. Diese Direktheit hat sie von ihrem Vater geerbt.«
    »Leider gilt das bei Frauen nicht als lobenswerte Eigenschaft«, erwiderte Alice sogleich. Es hatte nur eine Feststellung sein sollen, denn Tante Grete hatte ihr oft solche Vorwürfe gemacht, doch als sie sah, wie Elisabeths Gesicht erstarrte, spürte sie ein Gefühl des Triumphs. Die hochmütige Göre hatte weiß Gott eine Zurechtweisung verdient!
    Für einen Augenblick war es unangenehm still.
    »Sie haben einen lustigen Hund«, rief Frederike und begann, Marianas Kopf zu kraulen.
    »Ein gewöhnlicher mexikanischer Straßenköter, aber sehr liebenswert. Sie ist unruhig, ich glaube, ich führe sie noch ein wenig spazieren.«
    Alice stand auf, sie war diesen Kampf aus kleinen, geschickt verschleierten Gemeinheiten leid. Warum taten Frauen einander so etwas immer wieder an?
    »Ich komme mit, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Frederike sprang auf, ohne die Erlaubnis ihrer Mutter abzuwarten, und gesellte sich zu Alice. Gemeinsam verließen sie den Patio des Herrenhauses, um eine Runde auf dem Vorhof zu drehen, vorbei an den ausgebrannten Lagerräumen. Es war immer noch eine geordnete Welt inmitten der Wildnis, wo die Bediensteten wie geschäftige Ameisen herumliefen.
    »Elisabeth war wieder mal ziemlich taktlos, aber nehmen Sie das nicht persönlich, denn wenn sie jemanden ärgern wollte, dann war es Frau Bohremann«, erklärte das junge Mädchen. Schadenfreude angesichts des Fehlverhaltens ihrer Schwester schwang überaus deutlich in ihren Worten mit.
    »Aber was hat sie denn gegen Rosario?«, fragte Alice.
    »Na ja, eigentlich nichts, außer dass sie so unglaublich schön ist, wie jede Frau gern wäre, und außerdem Mexikanerin und trotzdem mit Hans Bohremann verheiratet, genau der erfolgreiche, kluge Mann, den Elisabeth gern hätte. Ich glaube, sie betet jeden Abend, dass Rosario einen tödlichen Unfall hat oder aus irgendeinem Grund von ihrem Mann davongejagt wird. Dabei hat Hans Bohremann meine Schwester bisher kaum beachtet.«
    Alice dachte, dass es sehr vernünftig von Hans Bohremann war, sich keine derartige Intrigantin ins Haus zu holen. Ihr Zorn auf die hochmütige Elisabeth legte sich. Sie plapperte vermutlich nur die Worte ihres Vaters nach, den sie für einen Quell unermesslicher Weisheit hielt. Außerdem wünschte sie sich die Liebe eines Mannes, der ihr eine gesicherte Zukunft und eine angesehene gesellschaftliche Stellung bieten konnte. All dies waren nur Zeichen für Ehrgeiz und Egoismus, Eigenschaften, die ihr durchaus helfen konnten, kein derart unsicheres, von ständigen Schuldgefühlen geplagtes Wesen zu werden wie ihre

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