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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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Mutter.
    »Meine Mutter entschuldigt sich auch sonst ständig«, berichtete Frederike weiter. »Es ist also alles völlig normal. Sind Sie wirklich Malerin?«
    Alice nickte.
    »Also, das finde ich sehr aufregend. Ich male auch und hätte so gern einen guten Lehrer, aber Papa meint, das wäre unnötige Geldverschwendung, ich soll mich lieber für praktische Dinge interessieren wie Elisabeth. Mama hat versucht, ihn zu überreden, aber dann fing er wieder an, ihr diese Geschichte mit Andrés Uk’um vorzuwerfen. Also, ich muss sagen, dieser Indianer hat mein Leben zerstört!«
    Mit tragischer Miene blickte sie zu Alice hoch, die sie tröstend anlächelte.
    »Es ist normal, dass einem Steine in den Weg gelegt werden. Wenn Sie wirklich malen wollen, dann werden Sie auch Möglichkeiten finden, es zu tun. Sie sind noch jung und haben vermutlich noch viel Zeit.«
    Es war nicht ganz die Antwort, die Frederike hatte hören wollen, denn sie blickte schweigend zu Boden. Alice erwog, zu Rosario und ihren Gästen zurückzukehren, doch dann kam ihr der Gedanke, dass von dem impulsiven Mädchen vielleicht noch mehr zu erfahren war.
    »Was wirft Ihr Vater Ihrer Mutter denn wirklich wegen Andrés Uk’um vor? Dass sie ihm lesen und schreiben beibrachte und dann vorschlug, ihn auf eine Universität zu schicken? Er hat sein Studium ja auch erfolgreich abgeschlossen.«
    Frederike sah ungläubig zu ihr auf.
    »Aber er machte Schwierigkeiten und hetzte die anderen Arbeiter auf. Vater meint, ein jeder Mensch soll an dem Platz bleiben, den Gott ihm zugewiesen hat. Es ist nicht gut, wenn die Welt durcheinandergerät, und Mama hat jetzt auch eingesehen, dass er recht hatte.«
    Alice unterdrückte einen Seufzer. Sie mochte Frederikes Vater noch weniger als Elisabeth, die nur nachplapperte, was er predigte. Maria hingegen schien ihr liebenswert. Warum fehlte den wohlmeinenden Menschen dieser Welt so oft das nötige Durchsetzungsvermögen?
    »Andrés Uk’um hat ein bestimmtes Talent, ganz gleich, was man sonst von ihm halten mag«, versuchte sie, Frederike zu überzeugen. »Es ist schade, wenn Talente vergeudet werden. So, wie du gern malen möchtest, wollte er Ingenieurwissenschaften studieren. Ich finde, es war völlig richtig von deiner Mutter, ihm dies zu ermöglichen.«
    Sie waren stehen geblieben, während Mariana auf dem sandigen Boden herumschnüffelte und zu buddeln begann. Frederikes Augen waren groß geworden.
    »Aber erst wegen meiner Mutter begann er doch, sich anders zu verhalten als gewöhnliche Indios.«
    »Er war von vornherein anders«, widersprach Alice. »Ein gewöhnlicher Junge entwirft keine Pläne, eine Maschine, die er ein paarmal gereinigt hat, nachzubauen.«
    Frederike schien noch verwirrter und fassungsloser. Alice begann zu ahnen, dass sie das Mädchen schwer von ihren Ansichten würde überzeugen können, als sie plötzlich Marcellas Stimme hörte. Indios waren tatsächlich anders, dachte Alice. Sie konnten sich fast lautlos bewegen.
    »Die Señora sagt, dass Sie in den Salon kommen können, denn dort gibt es jetzt Kuchen.«
    »Dann gehen wir jetzt«, schlug Alice vor. Sie kehrten ins Herrenhaus zurück und nahmen an dem perfekt gedeckten Tisch Platz, wo bereits Rosario, Maria Bernhard und ihre älteste Tochter saßen. Die Stimmung schien friedlich, was Alice in dem Eindruck bestärkte, wohl selbst der Störenfried gewesen zu sein. Diesmal gab es Kaffee und einen deutschen Apfelkuchen mit Sahne, der frisch aus dem Ofen gekommen sein musste, da er noch warm war. Er schmeckte hervorragend.
    »Fräulein Wegener ist wirklich Malerin«, sagte Frederike, während alle anderen Frauen aßen, an ihre Mutter und Schwester gewandt. »Und sie hat gesagt, dass Andrés Uk’um einmal versucht hat, unsere Maschinen nachzubauen.«
    Alice glitt fast die Kuchengabel aus der Hand. Frederike war zu unbedarft, um böser Absichten verdächtigt werden zu können. Vermutlich verfügte sie einfach nur über die Vertrauensseligkeit und Naivität ihrer Mutter.
    »Ich bezweifle, dass diese Maschine funktionsfähig war.« Elisabeth kicherte. Ihre Mutter sah sie verwirrt an, doch Rosario Bohremanns Blick blieb länger als nötig an Alice hängen.
    »Woher wissen Sie das? Haben Sie während der Unterhaltung, die Sie im carcer mit ihm führten, über sein Leben geplaudert?«, fragte sie. Alice rutschte auf ihrem Stuhl herum. Obwohl die Stimme der Hausherrin völlig ruhig gewesen war, meinte sie, verhört zu werden.
    »Es war … also, es steht in

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