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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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Palenque angefertigt. Wären Sie bereit, mir diese zu überlassen?«
    Das also war es!
    »Sie können die Zeichnungen haben«, versprach Alice. »Und auch die Bücher aus der Truhe. Mir nützt all das nicht viel. Nur Patricks persönliche Aufzeichnungen möchte ich mitnehmen.«
    »Natürlich. Ich verstehe. Könnte ich nun … ich meine, Hans Bohremann kann jederzeit wiederkommen, und dann mache ich mich gleich zum Aufbruch bereit …«
    »Ich suche schnell alles zusammen.«
    Sie nahm den Stapel von Papieren, die sie bereits mehrfach durchgesehen hatte, und überreichte ihn dem Archäologen. Als er weiterhin keine Anstalten machte, sich zu entfernen, öffnete sie die Truhe und holte alle Bücher heraus, obwohl sie sich sicher war, dass er sie bereits kannte. Schließlich blieb nur noch Patricks Tagebuch übrig. Darauf lag die Zeichnung.
    »Das ist … das ist Patricks Geliebte!«, rief Dr. Scarsdale. Auf seinen blassen Wangen erschienen rote Flecken. »Darf ich mir das genauer ansehen?«
    Alice überreichte ihm nach kurzem Zögern das Blatt Papier. Er hielt es dicht vor seine Brillengläser, und seine Hände begannen zu zittern.
    »Patrick hielt sie für ein unschuldiges Wesen, aber ich habe ihr niemals wirklich getraut.«
    Er drehte die Zeichnung um.
    »Keinerlei Notizen«, murmelte er.
    »Haben Sie diese Kette irgendwo in Palenque gesehen?«, fragte Alice spontan. »Sie erscheint mir alt und wertvoll.«
    Der Archäologe ließ die Zeichnung sinken.
    »Erstaunlich gut beobachtet, Miss Wegener. Für Juwelen scheinen Frauen immer einen scharfen Blick zu haben. Nein, ich habe diese Kette noch niemals gesehen. Aber ich wäre sehr glücklich, sie irgendwo zu finden. Jedes Museum der Welt würde einen hohen Preis für so ein Fundstück zahlen.«
    Alice nahm die Zeichnung wieder an sich, denn sie hatte nicht die Absicht, sie dem Archäologen zu überlassen.
    »Wer Ix Chel, Patricks Geliebte, findet, der findet vielleicht auch die Kette«, sagte sie. Dr. Scarsdale runzelte die Stirn.
    »Ich weiß, ich weiß, aber Ix Chel ist verschwunden. Eine untergetauchte Indianerin ist ungefähr so einfach zu finden wie die berühmte Nadel im Heuhaufen.«
    »Weshalb sind Sie sich denn so sicher, dass sie noch lebt?«, fragte Alice. Er zuckte mit den Schultern.
    »Wenn die Indios Ihren Bruder getötet haben, dann ließen sie Ix Chel vermutlich leben. Jedenfalls gehe ich davon aus.«
    »Ja, vielleicht«, erwiderte Alice und verabschiedete sich von Dr. Scarsdale. Dann setzte sie sich wieder auf das Bett und musterte eindringlich die indianischen Gesichtszüge eines unbekannten Mädchens. Wieder überkam sie der Drang, Fragen zu stellen, doch sie wusste, dass nur die von gelegentlichen Schritten und Rufen unterbrochene Stille der Hazienda ihr antworten würde. Woher kam das Gefühl, dass diese Kette besonders wichtig sein konnte? Vielleicht aus dem Wissen, dass kaum eine Indianerin wohl kaum ein derart wertvolles Schmuckstück besaß.
    Das Abendessen verlief ohne weitere Zwischenfälle. Alice zog sich früh zurück, denn ihr stand nicht der Sinn nach Gesellschaft. Sie hatte sich bereits zu Bett gelegt, als es wieder einmal klopfte. Sie murrte und zog das Kissen über ihren Kopf, doch Mariana lief aufgeregt bellend zur Tür, die sich knarrend öffnete.
    »Señorita?«
    Es war Marcella. Sie musste dem Hund eine weitere Mahlzeit gebracht haben, denn Alice hörte gierige Schlabbergeräusche. Dann schwebte plötzlich ein Schatten über ihr. Sie unterdrückte im letzten Moment einen Schrei, denn sie hatte vergessen, dass Indios sich geschmeidig wie Katzen bewegen konnten, ohne dabei Geräusche zu verursachen.
    »Andrés sagt, dass er auf Sie warten wird. Wenn Sie ihn sehen wollen, kommen Sie morgen nach dem Frühstück aus dem Ausgangstor hinaus.«
    Bevor Alice ein Wort sagen konnte, war die Dienerin ebenso lautlos wieder verschwunden.
    Alice schlief tief und traumlos, sodass sie am nächsten Tag mit frischem Lebensmut erwachte. Das Frühstück nahm sie zusammen mit Rosario und Dr. Scarsdale ein, wobei hauptsächlich geschwiegen wurde, jedoch war es ein angenehmes, entspanntes Schweigen. Jeder hing seinen Gedanken nach. Alice stellte fest, dass Rosario und sie durchaus miteinander auskommen konnten, solange Gespräche vermieden wurden.
    »Ich glaube, mein Hund braucht ein bisschen mehr Freiheit.« Sie unterbrach schließlich die angenehme Stille. »Ich würde ihn gern außerhalb der Hazienda herumlaufen lassen.«
    Rosario warf einen kritischen

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