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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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Schatten um sich herumhuschen und verspürte etwas Feuchtes an ihrer rechten Hand. Als sie zurückzuckte, sprang eine Gestalt auf ihre Brust und drückte ihr eine feuchte Schnauze ins Gesicht. Zwei bernsteinfarbene Augen leuchteten glücklich und hingebungsvoll.
    »Mariana!«, rief Alice und schlang ihre Arme um den Hund, der zufrieden grunzte. Erinnerungen stürzten über sie herein, weckten eine verworrene Mischung aus Angst und Zorn auf ihre eigene Dummheit, da sie zum dritten Mal mit offenen Augen in eine Falle gelaufen war. Diesem Land war sie ebenso wenig gewachsen wie Patrick. Sie hätte gleich nach Hause fahren sollen, um das Einzige zu tun, das sie wirklich beherrschte und wollte: malen. Doch nun konnte sie nur noch hoffen, ein allerletztes Mal Glück zu haben und unversehrt aus der Gefangenschaft unbekannter Indios zu entkommen. Diesmal gab es keinen Retter mehr, denn Juan Ramirez durchstreifte gemeinsam mit Hans Bohremann die Gegend und wusste wahrscheinlich noch nichts von ihrem Verschwinden. Dr. Scarsdale liebte seine Ruinen zu sehr, um sich mit dem Schicksal lebender Menschen zu befassen. Und Rosario würde sie nicht vermissen.
    Nach Trost suchend, drückte sie den warmen Hund an sich, der ihr Kinn und Wangen ableckte. Wenigstens eine Kreatur dieser Welt liebte sie aufrichtig, trotz all ihres eigensinnigen, dummen Benehmens. Während sie ihr Gesicht in dem rauen Fell vergrub, fiel ihr ein, dass die Indios so brutal und mordlustig nicht sein konnten, sonst hätten sie kaum ihren Hund am Leben gelassen. Alice schob Mariana sanft von sich, stand auf und atmete tief durch. Sie lebte. Und irgendwie würde sie es schaffen, auch aus dieser Lage herauszukommen, doch sie musste zunächst herausfinden, was wirklich geschehen war.
    Sie ging zur Tür, voller Entschlossenheit, sie im Notfall mit Gewalt aufzubrechen, denn diese Hütte machte keinen besonders stabilen Eindruck. Ein einziger heftiger Fußtritt genügte, um die Tür zu öffnen, was daran liegen musste, dass sie nicht verschlossen gewesen war. Das Sonnenlicht stach in Alice’ Augen, und sie blinzelte gequält, als sie ins Freie trat.
    Die drei Indios, die sie in die Falle gelockt hatten, saßen schwatzend unter einem Baumstamm. Sie blickten auf und musterten Alice neugierig, leicht besorgt, aber keineswegs drohend. Im Hintergrund liefen ein paar Frauen herum, die Wassereimer zu einem kleinen steinernen Rundbau schleppten, der wie die abgeschnittene Kuppel eines Turmes aussah. Bei Alice’ Anblick wurde ihre Unterhaltung etwas lauter, doch sie hielten in ihrer Tätigkeit nicht inne. Alice kam alles wie ein Traum vor, der harmlos anfing, aber jederzeit in Grauen umschlagen konnte, da Träume noch unvorhersehbarer waren als das wirkliche Leben.
    »Buenos dias!«, rief sie den Dorfbewohnern zu. Ihr Gruß blieb unbeantwortet, und ihr fiel wieder ein, dass die meisten Indios kein Spanisch verstanden. Eine der Eimerträgerinnen stellte ihre Last jedoch kurz vor dem Rundbau ab und begann mit kreischender Stimme zu rufen, bevor sie mit den anderen Frauen in die Kuppel kroch. Alice vermutete, dass sich darin eine Art gemeinsames Badehaus verbarg, denn aus dem Hintergrund stieg Rauch auf, als solle das Wasser erhitzt werden.
    Eine Gestalt trat zwischen den Bäumen hervor, die diese kleine Siedlung umgaben. Mariana rannte schwanzwedelnd los und sprang um die Beine des Ankömmlings herum.
    Alice sah Brillengläser im Sonnenlicht blitzen. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
    »Was soll das bedeuten? Haben Sie sich einen schlechten Scherz mit mir erlaubt? Ich habe Ihnen vertraut, bin diesen Männern gefolgt, die Sie geschickte haben, und dann … dann … Sie sind ein verfluchter Mistkerl!«
    Ihr wurde bewusst, dass sie deutsch gesprochen hatte. Die Botschaft wurde trotzdem verstanden, denn die zwei letzten indianischen Frauen, die noch nicht in das Bad gekrochen waren, sahen mit einer Mischung aus Furcht und Empörung in ihre Richtung. Neugierige Augenpaare beobachteten, wie Andrés unbeirrt auf die fremde schimpfende Frau zuging.
    »Lo siento«, sagte er und hob die Arme in einer Geste der Hilflosigkeit. »Aber Sie wollten ja nicht freiwillig in die Hütte gehen, wo Sie auf mich warten sollten, und drohten meinen Freunden mit den Bohremanns.«
    Alice schnaubte.
    »Ich habe doch gar nicht gedroht. Ich wollte mich nur schützen und habe deshalb den Namen eines Kaffeebarons erwähnt. Was … was ist mit mir geschehen?«
    »Zuerst zog man Ihnen einen Sack über den

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