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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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und Emma stöhnte innerlich auf, als sie erkannte, um wen es sich handelte: Oskar und Pagel. Sollte sie aufstehen und an ihnen vorbei zu ihrer Hütte gehen? Nein, bloß das nicht!
    Alles in Emma sträubte sich dagegen, Oskar jetzt zu begegnen. Als er sich nach Carls Faustschlag schwankend erhoben hatte, die Hand auf die blutende Nase gepresst, hatte er Carl so hasserfüllt angestarrt, dass Emma angst und bange geworden war. Als Carl Emma knapp gebeten hatte zu gehen, bis die Angelegenheit geregelt sei, war sie der Aufforderung nur allzu gerne nachgekommen. Sie hatte den Raum so schnell verlassen, wie es ihr Stolz gerade noch zuließ.
    Und das bloß, um Oskar jetzt wieder zu begegnen … in der Dunkelheit.
    Ohne Carl.
    Nur mit Pagel zwischen ihm und ihr.
    Instinktiv beschloss sie, sich ganz ruhig zu verhalten. Die Männer würden sie in ihrer Hütte vermuten. Wenn sie sich nicht regte, würden sie Emma im Dunkeln gar nicht bemerken.
    Der Zaun erzitterte, als Oskar sich schwer dagegen warf.
    »Lassen Sie den Zaun stehen, alter Junge«, sagte Pagel.
    »Ich lehne mich nur an. Mir brummt der Kopf, und verdammt schwindelig ist mir auch.«
    »Scheerer hat einen festen Schlag, was?«
    »Er hätte mir um ein Haar die Nase gebrochen.« Oskar klang jetzt weinerlich.
    »Ganz ehrlich, Crusius: Sie hätten es auch verdient. Welcher Teufel hat Sie da bloß geritten, dermaßen ausfallend zu werden?«
    »Ich habe bloß die Wahrheit gesagt. Aber die wird wohl nicht gerne gehört.«
    Emma sog scharf die Luft ein. Oskar dachte also tatsächlich so abwertend über sie. Hatte sie eben noch geglaubt, er habe sie nur verletzen wollen, belehrten seine Worte sie nun eines Besseren.
    »Na, na, na«, machte Pagel halbherzig. »Das Fräulein ist doch ganz in Ordnung. Obwohl ich verstehe, dass Sie die Verlobung mit ihr gelöst haben. Mir wäre sie auch zu anstrengend.«
    Oskar lachte, seine schnapsbedingten Stimmungen wechselten offensichtlich im Minutentakt. »Wie ich schon sagte: Die braucht eine feste Hand. Unser Buschkönig wird mit der nicht fertig, Pagel. Nie und nimmer.«
    »Vergessen Sie nicht, dass ich ihm unterstellt bin, mein Freund«, sagte Pagel unbehaglich. »Sollte besser nicht über ihn lästern.«
    »Dann übernehme ich Ihren Part gerne auch noch«, ließ Oskar sich vernehmen. Er schlug mit der Faust gegen den Zaun. »Ich habe langsam genug davon, ihm dabei zuzusehen, wie er sich bei meiner ehemaligen Verlobten einschmeichelt. Der kann’s doch gar nicht erwarten, sie endlich zu besteigen. Und sie ermutigt ihn auch noch. Hat sie von Anfang an getan, verdammt!«
    »Glauben Sie? Na, dann verstehe ich, dass Sie das Fräulein nicht mehr heiraten wollen«, sagte Pagel mitfühlend.
    Oskars Stimme wurde wieder weinerlich. »Dabei habe ich sie geliebt! Ich habe sie nach Australien geholt, um immer mit ihr zusammen sein zu können. Ich hätte ihr den Himmel auf Erden bereitet. Und was ist der Dank? Emma schmeißt sich an den erstbesten Mann ran, der ihr über den Weg läuft. Nur weil er Forschungsleiter ist und aus einem guten Stall kommt. Dass mein Herz gebrochen ist, ist ihr vollkommen gleichgültig.«
    Vor Empörung blieb Emma die Luft weg. Was redete Oskar denn da?! Erfand eine Liebesgeschichte zwischen ihnen beiden, die es nie gegeben hatte, weder von ihrer noch von seiner Seite aus!
    »Mein armer Freund«, sagte Pagel. »Weiber machen doch nichts als Ärger.«
    Er schwieg kurz. Dann setzte er unheilschwanger hinzu: »Sogar wenn’s die eigene Schwester ist, ist man nicht davor gefeit. Ja, wenn es um die Schwester geht, ist sogar alles noch schlimmer. Schimpf und Schande, und das völlig unverdient.«
    Augenblicklich war Oskar abgelenkt. »Wieso? Erzählen Sie mir die Geschichte, Pagel. Lindern Sie meine Qual. Zerstreuen Sie meinen eigenen Kummer, indem ich den Ihren teilen darf.«
    Emma verdrehte in der Dunkelheit die Augen. Jetzt wurde der Lügenbold auch noch pathetisch! Eines war klar: Wenn es einen Mann auf der Welt gab, der keinen Alkohol vertrug, dann war es Oskar.
    »Also gut. Als Beweis meiner Freundschaft verrate ich es Ihnen, Crusius.« Pagel senkte die Stimme, und Emma musste sich anstrengen, um ihn weiterhin zu verstehen. »Aber kein Wort zu irgendjemandem!«
    Eine Pause entstand.
    Emma konnte nur vermuten, dass Oskar mit einem Nicken seine Verschwiegenheit bekundet hatte, denn nun sagte Pagel: »Es geht also um meine Schwester. Sie heißt Antonia. Keckes Ding, immer fröhlich. Nicht begabt in Haushaltsdingen, aber da

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