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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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unbedingt für sie arbeiten musst.«
    Sie lächelte. »Wir retten Menschen und zugleich meine Zukunft. Wie überaus praktisch!«
    Statt eine launige Antwort zu geben, schwieg Carl.
    Und schwieg.
    Und schwieg.
    Gerade als sie sich zu fragen begann, ob sie etwas Falsches gesagt hatte – etwas Dummes oder etwas Verletzendes –, wandte er sich ihr zu.
    »Können wir das denn?«, fragte er rau.
    Verwirrt sah sie ihn an. »Wovon redest du?«
    Jegliche Heiterkeit war aus seinem Blick verschwunden.
    »Ich würde nichts lieber tun, als deine Zukunft zu retten, Emma. Aber wie kann ich das, wenn die Vergangenheit immer noch dein ganzes Herz beansprucht?«
    Sie schluckte, und jetzt war sie es, der die Worte fehlten. Schließlich sagte sie leise: »Mein Herz ist frei. Nur mein Gewissen – das kann erst ruhig werden, wenn ich meine Schuld kenne.«
    »Du erinnerst dich doch an gar nichts. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, sich in dieser Sache gänzlich auf irgendwelche Baumgeister zu verlassen.« Er schüttelte den Kopf. »Warum bist du dir überhaupt so sicher, dass du dich schuldig gemacht hast?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie, und plötzlich hätte sie am liebsten geweint. »Aber ich habe so entsetzliche Angst davor!«
    Carl griff nach ihrer Hand. Eindringlich sagte er: »Jeder von uns, Emma, hat sein ganz persönliches Gespenst. Aber das heißt noch lange nicht, dass es dieses Gespenst wirklich gibt!«
    »Das sagt sich leicht, wenn man sich vor nichts fürchtet«, entgegnete sie bitter.
    »Oh, ich fürchte mich durchaus.«
    »Du?« Ungläubig sah sie ihn an. »Wovor denn?«
    Verlegen strich er sich durch die Haare. »Auch wenn ich das niemals jemandem sagen wollte: Ich fürchte mich davor, dass ich wieder belogen werde. Die Sache mit Elizabeth …« Er zögerte. »Weißt du, ich möchte um jeden Preis verhindern, dass aus einer neuen Lüge ein neues Unglück entsteht. Es reicht mir, dass ich ein Unglück nicht voraussehen konnte. Und nicht verhindern. Wenn mir das ein zweites Mal passieren würde …« Er brach ab und zwang sich zu lächeln. »Aber was belaste ich dich damit, Emma. Du hast genug mit dir selbst zu tun, hm?«
    Sie drückte seine Hand. »Ist schon gut«, sagte sie.
    In ihrem Kopf aber stand in großen Lettern nur dieses eine Wort: LÜGE.
    Sie hatte Carl belogen, wochenlang, wenn auch aus einer Notlage heraus. Aber ob er das verstehen würde – und ihr verzeihen?
    In diesem Moment zweifelte sie daran mehr denn je.
    »Das nicht giftig«, sagte Purlimil und nahm Emma das grellgrüne Kraut aus der Hand, das Carl ihr gegeben hatte, kurz bevor sie das Eingeborenenlager erreicht hatten. »Du kannst sogar essen!«
    Zum Beweis steckte Purlimil sich das Kraut in den Mund und kaute einige Sekunden lang darauf herum. Dann spuckte sie es wieder aus und verzog das Gesicht. »Schmeckt aber nicht gut.«
    Emma lachte. »Du brauchst nicht jede Pflanze, nach deren Giftigkeit ich dich frage, vor meinen Augen zu essen. Wenn du mir sagst, dass sie ungiftig ist, dann glaube ich dir das!«
    »Gut.« Purlimil wirkte erleichtert. »Dann du darfst viel fragen.«
    Sie grinsten sich an. Eine Weile sagten sie beide nichts und genossen nur das Gefühl der Vertrautheit, das mit jedem ihrer Treffen wuchs. Sie saßen am Bach auf großen, moosbewachsenen Steinen, an der einzigen Stelle, an der die Sonne einen Weg gefunden hatte, ihre Strahlen bis zur Erde zu schicken. Im Halbdunkel des Regenwaldes kam Emma dieser Platz wie eine Insel aus Sonne vor. Sie hatte Stiefel und Strümpfe ausgezogen und plätscherte mit den Füßen im Wasser.
    Purlimil saß im Schneidersitz neben ihr. Emma hätte somit freien Blick auf Purlimils Geschlecht gehabt, wenn sie es denn gewagt hätte hinzusehen. Doch die Eingeborene wirkte weder befangen noch so, als wolle sie Emma provozieren. Sie schien schlichtweg keinen Gedanken daran zu verschwenden, wie sie da saß und welche Einblicke sie bot. Vielleicht konnte Emma aufgrund dieser unschuldigen Unbekümmertheit inzwischen nichts Verwerfliches mehr an der Nacktheit der Eingeborenen finden, obwohl ihr weiterhin bewusst war, wie eine junge deutsche Dame eigentlich auf diesen Anblick reagieren musste.
    Sophie würde es richtig machen, dachte sie mit leichtem Spott, sie würde einen langen, interessierten Blick riskieren und dann in Ohnmacht fallen.
    Aus einem Impuls heraus sagte Emma: »Du bist ganz anders als meine Freundin zu Hause. Aber weißt du was? Das gefällt mir!«
    »Wo ist zu Hause?«, wollte

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