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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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geht es gut. Ich bin nur ein wenig müde. Ich war heute nicht im Büro.“
    Sie ließ mich los und verzog das Gesicht. „Igitt! Du hast doch wohl keine Erkältung, oder?“
    „Nein.“
    Sie beugte sich vor. „Probleme im Ladyland?“
    Ich lachte. „Nein. Nur müde. Und schlimme Kopfschmerzen. Ich glaube, es war mehr ein Tag für die mentale Gesundheit als alles andere.“
    „Mädchen, davon kann ich auch einen gebrauchen. Ich bin so durch mit Kindergartenkindern und ihren laufenden Schnupfennasen und vollgemachten Windeln.“
    „Wow, und ich dachte immer, die Jugend dieser Welt wäre in guten Händen.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Was hab ich mir nur dabei gedacht, einen Job in der Kindertagesstätte anzunehmen? Na ja, ich dachte, die Arbeitszeiten sind gut. Und ich mag Kinder. Ich meine, ich liebe meine Neffen und Nichten, und da meine Gebärmutter vermutlich vertrocknen und rausfallen wird, bevor ich jemals jemanden treffe, mit dem ich eigene machen kann …“
    „Oh, hör auf. Wie alt bist du? Fünfundzwanzig? Sechsundzwanzig?“
    „Ab fünfundzwanzig geht es bergab, Emm.“ Jen sagte das so ernst, dass ich glaubte, sie meinte es auch so. Bis sie lachend zusammenbrach.
    „Puh, danke, was soll ich denn dann sagen?“
    Sie winkte ab. „Ach, bei dir ist alles gut.“
    „Alles gut im Sinne von ‚ich bin eh schon zu alt‘?“
    „Wir alt bist du?“ Sie zog ihren Mantel aus und hängte ihn über die Rückenlehne des Stuhls, setzte sich aber nicht.
    „Ich werde demnächst zweiunddreißig.“
    „Huh.“ Darüber dachte sie eine Minute nach. „Nun, ich schätze, du kannst immer noch adoptieren.“
    „Gemeine Kuh“, rief ich ihr hinterher, als sie sich auf den Weg zum Tresen machte.
    Ein paar Minuten später setzte sie sich mit ihrem Getränk anunseren Tisch und schaute mich eindringlich an. „Du weißt, dass ich nur Spaß gemacht habe, oder?“
    „Ja, vielleicht. Ist schon okay. Ich weiß ja selber nicht, ob ich überhaupt Kinder haben will.“
    „Wirklich?“ Sie pustete, um ihren Kaffee ein wenig abzukühlen, bevor sie daran nippte und trotzdem zurückzuckte, weil er wohl ihre Zunge verbrannte.
    „Nein.“ Ich hatte ihr nichts von meiner Gehirnschädigung erzählt. Ich war mir nicht sicher, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt oder Ort war, um das zu ändern. „Nicht dass ich mir im Moment darüber Gedanken machen müsste.“
    „Das kann man nie wissen. Du könntest schon morgen Prince Charming treffen.“
    „Tja, das Gleiche gilt für dich. Man weiß nie, was passiert.“
    Jen sah sich im Mocha um und runzelte die Stirn. „Na ja, hier wird wohl eher nix passieren.“
    Wir lachten beide und schauten auf, als die Türglocke ertönte. Ich erstarrte. Jens Lachen endete in einem glücklichen kleinen Seufzer. Wir schauten einander an und dann schnell wieder weg, um nicht erneut laut loszulachen.
    Im Vorbeigehen streifte Johnnys Mantel unseren Tisch, und ich ließ meine Finger zärtlich über die Stelle streichen. Jen ertappte mich dabei, doch ich zuckte nur die Schultern.
    „Dich hat es ja noch schlimmer erwischt als mich.“
    „Ich habe heute den Film bekommen.“ Ich sprach leise, weil ich mir sehr bewusst war, dass er nur wenige Meter von uns entfernt stand. Nachdem er mich nach dem Keksvorfall so grob aus dem Haus geworfen hatte, wollte ich nicht, dass er hörte, wie ich über ihn sprach, als wäre ich einer seiner verrückten Fans, für den er mich ja sowieso schon hielt.
    „ Hundert Monde? Jippieh.“ Jen dämpfte schnell ihre Stimme, aber Johnny schien sie nicht gehört zu haben. „Super. Geil. Wann kann ich zu dir kommen? Wann wollen wir ihn uns ansehen? Oh, warte. Du hast ihn schon geguckt, oder?“
    „Tut mir leid.“ Ich guckte zerknirscht. „Ich konnte nicht anders.“
    „Ach, Süße, das ist doch nicht schlimm.“ Jen prostete mir mit ihrer Tasse zu. „Ich hätte mir die Schlampe auch sofort zu Gemüte geführt. Also, wie war er? Er ist echt schwer aufzutreiben, soll aber total gut sein.“
    „Er war …“ Ehrlich gesagt, konnte ich mich kaum an den eigentlichen Film erinnern. „Ich schätze, wenn man Kunstfilmkritiker ist, kann man bestimmt viele nette Sachen über ihn sagen. Über die Kameraführung oder vielleicht die existenzialistische Bedeutung der Nöte der Jugend in der modernen Gesellschaft.“
    „Bemerkungen wie diese“, sagte Jen feierlich, „sind der Grund dafür, warum ich dich so mag.“
    „Nein, ernsthaft. Er war den anderen sehr ähnlich, hatte

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