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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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des Mocha stehen. Er zündete sich eine Zigarette an.
    Ich blieb kurz stehen. Beinahe hätte ich Hallo gesagt, dann überlegte ich es mir anders. Dann wieder dachte ich, dass ich jeden anderen Nachbarn auch begrüßen würde, wenn ich auf der Straße an ihm vorbeiginge. Warum sollte ich Johnny anders behandeln?
    „Hey“, sagte ich leichthin.
    Er nickte und stieß einen dünnen Rauchfaden aus, der sofort vom Wind weggeweht wurde. Der Geruch biss mir in der Nase, war aber immer noch besser als Orangen. Ich warf ihm noch einenBlick zu, zwang mich, mich ihm nicht in die Arme zu stürzen und einen noch größeren Idioten aus mir zu machen, als ich es durch meine klappernden Zähne sowieso schon war.
    Wir mussten in die gleiche Richtung, und ohne ein Wort gingen wir nebeneinanderher. Es waren die längsten drei Straßenzüge, die ich je gelaufen war, und vermutlich auch die kältesten.
    Ich wollte, dass der Weg niemals aufhörte.
    Als wir an meinem Haus ankamen, zitterte ich vor Kälte. Mein Kiefer war ganz verspannt, so sehr hatte ich versucht, meine Zähne nicht aufeinanderschlagen zu lassen. Meine Nase lief, meine Finger waren taub. Ich bog auf den Weg zu meiner Haustür ab und dachte, Johnny würde einfach schweigend weitergehen, so wie er auf dem ganzen Weg über geschwiegen hatte.
    „Sie sollten sich einen Mantel zulegen“, sagte er. Ich drehte mich zu ihm um. „Wie bitte?“
    Er hatte seine Zigarette beinahe aufgeraucht und deutete mit dem Filter auf mich. „Ihre Jacke ist nicht warm genug. Sie sollten sich einen Mantel kaufen.“
    „Äh, ich habe meinen Mantel verlegt“, erwiderte ich.
    Er schaute mich sehr lange und sehr intensiv an. „Ach ja?“ „Ja.“
    „Na dann“, er trat ein paar Schritte zurück, „sollten Sie sich einen neuen kaufen.“
    Das war alles. Ich schaute ihm nach, wie er den Gehweg entlang zu seinem Haus ging. Er drehte sich nicht einmal um.

12. KAPITEL
    A uch wenn es kein Heiratsantrag gewesen war, ging ich trotzdem mit bester Laune ins Bett. Ich schlief tief ohne Träume und wachte erholt auf. Keine seltsamen Gerüche, keine Verschiebungen in der Wahrnehmung. Ich fühlte mich so gut wie seit Langem nicht mehr. Der Unterschied war kaum spürbar, aber ich war es gewohnt, auf jedes kleinste Zeichen meines Körpers zu achten.
    Nach der Arbeit suchte und fand ich das Kleid, das meine Mom sich ausleihen wollte, und ich beschloss spontan, es ihr vorbeizubringen. Harrisburg war mit dem Auto nur eine gute Dreiviertelstunde von Annville entfernt, und ich hatte gerade nichts Besseres zu tun. Schlimmer noch. Ich … ich wollte meine Mom sehen. Nach allem, was passiert war, musste ich an unserem alten Küchentisch sitzen und einen Kakao trinken. Mich bemuttern lassen. Nur ein klein wenig.
    Aber als ich bei meinen Eltern ankam, lag das Haus im Dunkeln. Kein Auto auf der Einfahrt. Ich schloss mit einem Schlüssel auf und fühlte mich trotzdem wie ein Gast. „Hallo?“
    Keine Antwort. Ich sah auf die Uhr. Kurz nach sieben, also weiß Gott noch nicht spät am Abend, aber für meine Eltern das Äquivalent zu ein Uhr in der Früh. Ich steckte die Schlüssel in meine Handtasche und stellte sie aus Gewohnheit auf den Stuhl neben der Eingangstür, obwohl meine Mutter mich immer ermahnt hat, ich solle meinen Kram wegräumen. Ich wusste nicht, wo ich sie sonst hinstellen sollte. Ich wohnte hier nicht mehr.
    „Mom? Dad?“ Ich hängte das schwarze Kleid, das immer noch in der Plastikhülle von der letzten Reinigung steckte, an die Garderobe. „Hallo?“
    Das Knirschen von Kies verriet mir, dass jemand vorgefahren war. In der nächsten Sekunde ging das elektronische Garagentor auf und ließ die Dekoteller an der Esszimmerwand klappern. Ich betrat in dem Augenblick die Küche, in dem meine Mutter aus der Garage hereinkam.
    Sie schrie. Laut. Ich schrie auch.
    „Emmaline!“
    „Mom!“ Ich fing an zu lachen. „Hast du mein Auto nicht gesehen?“
    „Ich habe dich nicht erwartet.“ Meine Mutter legte eine Hand auf ihr Herz. Sie atmete schwer. „Du hast mich zu Tode erschreckt.“
    „Tut mir leid.“ Ich ging zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen, da kam mein Dad rein. „Hey, Dad.“
    Er begrüßte mich mit einem abwesenden Kuss und einer Umarmung. Dann drängte er sich an mir vorbei in Richtung Schlafzimmer, als wenn mein Besuch nichts Besonderes wäre. Gott, ich liebe meinen Dad.
    Meine Mom hielt mich auf Armeslänge von sich und schaute mich von oben bis unten an. „Du siehst dünner aus.“
    „Ich

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