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Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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sehr peinlich gewesen wäre, hätte ich Gesellschaft gehabt.
    Bei der nächsten Einstellung runzelte ich die Stirn. Sandy, nur mit einem fadenscheinigen T-Shirt und einem Slip bekleidet, wartete am Beckenrand auf Johnny. Sie zog den Saum des T-Shirts hoch, um ihren nackten Bauch zu präsentieren, der, wie mir mit einem Anflug von Gehässigkeit auffiel, nicht flach und straff war. Als Kind hatte ich im Sommer mit meinen T-Shirts das Gleiche gemacht, aber niemals als erwachsene Frau. Ich rief mir in Erinnerung, dass dieser Film dreißig Jahre alt war, und mich über eine Frau lustig zu machen, deren Titten inzwischen vermutlich irgendwo auf Bauchnabelhöhe hingen, würde sich bestimmt später in meinem Leben noch mal rächen.
    „Hey, Johnny“, sagte Sandy mit der gleichen irritierend nasalen Stimme, die sie auch in meiner Episode gehabt hatte.
    Das war echt nervig. Wieso musste mein Gehirn sich ausgerechnet daran erinnern? Andererseits kann ich mir nicht immer nur die Rosinen rauspicken, dachte ich und sah sehnsüchtig zu, wie Johnny aus dem Becken stieg.
    „Hey“, sagte er.
    „Komm mal her. Ich muss mit dir reden.“
    Johnny rührte sich nicht, sondern betrachtete sie nur mit leicht zugekniffenen Augen. „Was willst du?“
    „Komm her.“ Sie streckte die Hand aus, um seine Haare zu zerwuscheln, und obwohl ich wusste, dass es nur ein Film war, freute ich mich, ihn zurückzucken zu sehen.
    „Lass mich in Ruhe“, sagte Johnny. Sie griff erneut nach ihm, und er machte einen Schritt zur Seite. Als sie sich dann jedoch von hinten näherte, Arme und Beine um ihn schlang und ihm in die Nippel kniff, wehrte er sich nicht sonderlich stark. „Ich hab gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen.“
    „Nein.“
    Sie rangelten ein wenig, aber sie ließ nicht los. Ihre Hand glitt tiefer, doch er hielt sie auf, indem er sie packte und flach gegen seinen Bauch drückte. Lächelnd knabberte sie an seinem Hals. Er lächelte nicht. Seine Miene war versteinert, Wassertropfen rannen über seine Schläfen und Wangen und hingen schimmernd an seinem Kinn.
    „In deiner Gegenwart fühle ich mich so sexy, Johnny. Jetzt auch wieder.“
    „Freut mich für dich.“ Er gab kein Stück nach.
    Nicht, als sie an ihm leckte. Nicht, als sie erneut in seine Nippel kniff. Nicht einmal, als ihre Hand das Sichtfeld der Kamera in Richtung seines Schoßes verließ.
    „Ich habe Nein gesagt.“ Auf Johnnys Gesicht spiegelten sich die gleichen Empfindungen, die mir gerade durch den Kopf gingen. Endlich schüttelte er sie ab, ging nackt, wie er war, zu einem Stuhl und nahm sich ein Handtuch.
    Ich hätte zu gerne den Grund für diese Szene gewusst. Zu wissen, dass Sandy seine Frau oder Exfrau oder was auch immer war, machte es nur noch schlimmer. Ich war eifersüchtig. Ich lachte laut, aber es klang ein wenig zittrig und gar nicht wie mein übliches Lachen. Ich war eifersüchtig auf etwas, das in einem Film passierte, der lange vor meiner Geburt gedreht worden war.
    „Echt peinlich“, sagte ich laut.
    Es fühlt sich aber nicht peinlich an. Die beiden zu sehen, weckte in mir Gefühle, die ich aus der achten Klasse kannte, alsder Junge, in den ich verliebt war, eine andere zum Tanzen aufgefordert hatte. Ich wollte den Film vorspulen oder zumindest diese Szene. Selbst Johnnys nackter Hintern reichte nicht, um mir über dieses komische Gefühl im Magen hinwegzuhelfen.
    Mein Eis war inzwischen geschmolzen, und die Heizung war angesprungen, weshalb es unter der Daunendecke langsam zu warm wurde. Ich schob sie beiseite und nahm die Fernbedienung, um vorzuspulen, als es erneut passierte.
    Um mich herum wurde es dunkel.

11. KAPITEL
    H ey.“ Beim Klang von Johnnys Stimme drehe ich mich von der Hecke weg, vor der ich stehe. „Wohin bist du dieses Mal geflüchtet?“
    Wenn ich jetzt meinen Mund öffnete, würde ich nur drauflosplappern, also verziehe ich meine Lippen zu einem Lächeln, das hoffentlich echt wirkt. Johnnys Haare, nass am Kopf anliegend, kommen mir bekannt vor, genau wie die Jeans und das Tanktop. Er kommt mit einem leichten Grinsen auf mich zu.
    „Du hast Paul verpasst“, sagt er. „Er ist gerade eben gegangen. Morgen kommt er wieder. Er meint, er hätte noch ein paar Einstellungen zu drehen.“
    Ich kann nicht sprechen. Ich lasse zu, dass er mich an sich zieht und küsst. Ich lasse auch zu, dass er sich eine Haarsträhne von mir um den Finger wickelt. Ich kann einfach nicht sprechen.
    „Was ist? Bist du böse auf mich? Doch wohl nicht wegen

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