Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
Vom Netzwerk:
Und dann?“
    „Lass uns erst einmal damit anfangen. Mal sehen, ob es ausreicht, mich zu besänftigen.“
    Dieses Mal hörte ich sein Lächeln so deutlich, als wenn ich es sehen könnte. „Um wie viel Uhr soll ich dich abholen?“
    „Morgen Abend um halb acht.“
    „Sei bereit“, sagte Johnny.
    „Du bist derjenige, der bereit sein sollte“, erwiderte ich. „Bereit, mich davon zu überzeugen, dass du kein Arschloch bist.“
    Ich hörte sein leises Lachen. „Ich werde tun, was ich kann.“
    „Bis morgen, Johnny.“ Ich legte auf, bevor er etwas erwidern konnte.
    Er stand mit einem Strauß Blumen in der Hand vor meiner Tür. Das war einer der Unterschiede, ob man mit einem Mann oder einem Jungen ausging. Das hier versprach, ein echtes Date zu werden, nicht nur ein Aufriss. Nicht Bier und Chickenwings in einer Bar, auf deren Flachbildfernsehern Sport lief und alle naslang irgendwelche Kumpel an den Tisch kamen, um mich nicht sonderlich verstohlen zu mustern. Das hier war etwas Besonderes.
    „Du siehst hübsch aus.“ Johnny reichte mir das Bukett aus Lilien und Gänseblümchen, zwei Blumen, die ich niemals in einem Strauß vereint hätte.
    Ich steckte meine Nase hinein. „Danke. Die sind auch hübsch. Ich stelle sie nur schnell ins Wasser, dann können wir los.“
    Er trat ein. Ich bedeutete ihm, mit in die Küche zu kommen, wo er zögernd im Türrahmen stehen blieb. Ich unterdrückte ein Lächeln und schnitt die Blumen an, bevor ich sie in eine gläserne Vase stellte. Als ich mich umdrehte, ertappte ich ihn dabei, wie er den Hocker betrachtete, auf dem er bei seinem letzten Besuch gesessen hatte.
    „Bereit?“, fragte ich.
    Mir wurde ganz schwindelig, als er mich anschaute.
    „Ich glaube nicht“, sagte er. „Aber ich denke, ich führe dich trotzdem aus.“
    Und das tat er. In ein wundervolles Restaurant, das zwanzig Minuten mit dem Auto entfernt lag und von dem ich schon viel gehört, das ich aber noch nie besucht hatte. Er öffnete mir alleTüren und zog mir am Tisch sogar den Stuhl hervor. Es war die perfekte First-Class-Behandlung, und ich genoss sie, als wäre sie der Hauptgang und nicht die köstliche Lasagne, die der Kellner uns empfahl.
    Ich hätte nicht gedacht, dass die Unterhaltung fließen würde. Johnny hatte sich bisher nicht als großer Redner hervorgetan – zumindest nicht in der Gegenwart. Doch als er nun mir gegenüber am Tisch saß, stellte sich heraus, dass er zu vielen Themen etwas zu sagen hatte, und ich ließ mich auf seiner wundervollen Stimme dahintreiben.
    „Du bist so schweigsam.“ Er trank einen Schluck von dem ausgezeichneten Rotwein, den zu probieren er mich überzeugt hatte.
    „Ich höre gerne zu.“ Ich nippte ebenfalls an meinem Wein und ließ ihn eine Weile über meine Zunge rollen, bevor ich ihn herunterschluckte.
    „Wie schmeckt der Wein?“
    „Wunderbar. Ich mag eigentlich keinen Rotwein, aber der hier ist wirklich gut.“ Ich nahm noch einen Schluck und brach mir dann ein Stück von dem dicken, italienischen Brot ab, um es in das würzige Olivenöl zu tauchen. „Sprich weiter.“
    Er kam meinem Wunsch nicht gleich nach, sondern musterte mich über den Tisch hinweg. Wir hatten sogar Kerzen. Deren goldener Schimmer malte ihm Strähnen in die Haare und spiegelte sich in seinen Augen. Das erinnerte mich an die erste Episode, in der ich ihn im Sonnenlicht hatte stehen sehen.
    „Was?“, fragte er.
    „Du“, sagte ich. „Du bist so …“ „Alt?“
    „Pst. Du bist nicht alt. Ich wollte sagen, so … schön.“
    Johnny lehnte sich in seinem Stuhl zurück, den Kopf ein wenig geneigt, die Andeutung eines Lächelns in den Mundwinkeln. Ich kannte den Blick. Ich hatte ihn schon auf vielen Fotos und in seinen Filmen gesehen. Und bei dem Johnny in meinem Kopf.
    „Ich bin alt“, sagte er. Sein Handy klingelte. „Tut mir leid.“
    Ich beschäftigte mich damit, mein Brot in das Olivenöl und die restliche Soße meiner Lasagne zu dippen, zu kauen und zuschlucken. Ich kostete den Geschmack von Öl und Knoblauch und dachte, dass ich ein paar Pfefferminzbonbons oder Kaugummis hätte mitnehmen sollen. Ich wollte seine Unterhaltung nicht belauschen, kam aber nicht umhin.
    „Honey, hör mir zu … Nein. Ja, natürlich werde ich da sein. Das wollte ich um nichts in der Welt verpassen.“ Johnny runzelte die Stirn. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich es letztes Mal nicht geschafft habe, weil ich … Ich weiß, dass er das tut. Hör zu, hat sich der Kleine beschwert? Denn ich

Weitere Kostenlose Bücher