Der Duft von Orangen (German Edition)
Dunkelheit. Ich fiel kopfüber hinein und kam keuchend wieder heraus, als wenn ich mich vom tiefen Grund eines Sees an die Oberfläche gekämpft hätte.
Mir ist nicht kalt. Mir ist heiß. Ich bin in einem Badezimmer, unter meinen Händen das kühle Porzellan des Waschbeckens. Wasser läuft. Ich schwitze. Als ich meine Oberlippe ablecke, schmecke ich Salz.
Ich lasse Wasser in meine Hände laufen und führe sie an meinen Mund. Ich trinke. In großen Schlucken. Ich spritze mirWasser ins Gesicht. Es ist mir egal, dass meine Bluse auch etwas abbekommt. Sogar die Vorderseite meiner hochgeschnittenen Jeans wird nass. Ich schaue mein Spiegelbild an. Wilde Augen, tropfnasses Gesicht.
Ich drehe mich langsam herum, schaue mich um. Es gibt leider keinen Kalender, der mir das Datum anzeigt, aber der Duschvorhang mit seinem geometrischen Muster in Braun, Orange und Grün gibt mir einen Hinweis. Na ja, das und die Tatsache, dass ich vor einer Minute noch im Mocha war, bereit, aus der Tür zu stürmen und zu denken: „ Fick dich , Johnny Dellasandro, du arroganter Arsch!“
Jetzt, hier in meiner Episode, würde ich ihn gerne ficken. Ich trockne meine Hände an einem Handtuch ab, das nicht ganz sauber ist. Dann drücke ich die Badezimmertür auf. Johnny liegt inmitten total zerwühlter Laken nackt auf dem Bett.
„Hey, Baby.“ Er hält inne, schaut mich fragend an. „Warum hast du dich angezogen?“
Ich sehe an mir herunter. „Ich …“
„Mist“, er lacht. „Sandy wird ganz schön sauer sein, dass du ihre Klamotten trägst. Aber egal. An dir sieht das Hemd sowieso besser aus. Sie hat nicht die richtigen Titten dafür.“
Ich bin immer noch sauer. Das hier macht es nicht besser. Ich stemme eine Hand in die Hüfte. Mir ist egal, dass das hier eine Episode ist und ich eigentlich mit mir selber streite. „Und was machen Sandys Klamotten in deinem Badezimmer? Warum geht diese Schlampe hier ein und aus, als gehöre ihr das Haus? Als wärst du ihr Eigentum? Und mich lässt du einfach links liegen?“
Johnny setzt sich auf und macht sich nicht die Mühe, sich zu bedecken. „Wovon zum Teufel redest du?“
Ich atme schwer. Ich bin ein wenig desorientiert und muss mich am Türrahmen festhalten. „Von ihr. Sandy. Deiner Frau. Erinnerst du dich an sie?“
„Ich hab dir doch gesagt, dass wir uns getrennt haben.“ Er steht auf und kommt auf nackten Füßen zu mir.
Sein Körper ist göttlich. Johnny schiebt sich sein seidiges Haar aus dem Gesicht und zieht mich an sich, um mich zu küssen.
„Sei nicht böse, Baby“, murmelt er an meinen Lippen. „Los, zieh dich aus. Komm wieder ins Bett.“
Ich drücke mit beiden Händen gegen seine Brust, bis er einen Schritt zurück macht. „Nein.“
Seine Miene verfinstert sich. „Oh Mann, Kleines. Das ist total verwirrend. Du verschwindest mit einem strahlenden Lächeln im Badezimmer, und als du wieder herauskommst, siehst du aus, als wolltest du mich umbringen.“
„Wie lange ist das her?“, will ich wissen.
„Sandy und ich haben uns vor ungefähr einem Jahr getrennt.“
„Nein. Wie lange ist es her, dass ich ins Badezimmer gegangen bin?“ Das Sprechen fällt mir schwer, meine Zunge fühlt sich an wie betäubt.
„Ich weiß nicht. Fünf, zehn Minuten?“
„Oh Gott.“ Ich bin nicht nur zurück in der Welt, die ich mir aus Wunschdenken und zu vielen Internetrecherchen zurechtgebastelt habe. Ich scheine auch in ihr vollkommen unberechenbar aufzutauchen und wieder zu verschwinden.
Ich stolpere zurück ins Badezimmer, beuge mich über das Waschbecken und würge krampfartig. Ich bin mir sicher, dass ich gleich einen Mint Chocolate Latte ausspucken werde. Mit geschlossenen Lidern sehe ich Johnny zwar nicht, aber ich höre seine Schritte auf den Fliesen und fühle dann seine Hand auf meiner Schulter. Ohne die Augen zu öffnen, taste ich nach dem Wasserhahn und lasse das kühle Wasser über meine Finger laufen, die ich dann gegen meine Wange und meine Stirn drücke.
„Alles okay?“ Seine Finger kreisen beruhigend über meinen Rücken. „Was ist los?“
„Die Hitze. Es liegt an der Hitze.“ Die Worte purzeln aus mir heraus, und ich frage mich, warum ich lüge.
„Trink einen Schluck.“ Er streicht mir weiter über den Rücken.
Ohne seine Berührung fühlte ich mich besser, aber meine Finger umklammern das Waschbecken, und ich bewege mich so lange nicht, bis ich sicher bin, dass ich mich nicht übergeben muss. Dann spritze ich mir erneut Wasser ins Gesicht und drehe
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